Montag, 14. November 2005

Tag 30: Zielgerade mit Handbremse

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Wow, heute ist das 30. Landcruiser-Experiment Tages-Jubiläum. Hört sich gar nicht so viel an, aber wenn ich mal die inzwischen fast sechs Monate (!) zurückblicke, ist inzwischen, doch mehr als einiges passiert.

Nicht nur, dass ich mehr als die Hälfte meiner Freizeit in der Garage und die andere Hälfte vorm Rechner verbringe...

Nein, ich habe festgestellt, was für ein mächtiges Medium das Internet ist, was man damit alles anstellen kann und wie weit das ganze ausstrahlt.

Ich habe festgestellt, dass es eine Menge "Kollegen" da draußen gibt, für die es keine Modell- oder Automarken spezifischen Barrieren gibt, und die genau so viel Spaß an der ganzen Sache haben wie ich.

Ich habe festgestellt, dass eine große Zahl der Besucher genau so wenig Ahnung vom Schrauben hat und jeden Tag mit mir dazulernt.

Ich habe festgestellt, dass so wahnsinnig viele Leute mit einem beneidenswerten Wissen im Bereich Autotechnik, Rostbehandlung, Restaurierung, Dach-Dichtung, Isolierband, Rostschutzmittel, Werkzeug und und und glänzen können und bereit sind, ihr Wissen mit anderen zu teilen.

Ich habe gelernt wie man eine Internet-Seite programmiert. Ich habe gelernt, wie man mit welchen Schraubenschlüsseln welche Schrauben löst. Ich habe gelernt, wie schnell man einen Sprung in eine Auto-Frontscheibe bekommt – und so was in Zukunft vermeiden kann und ich habe vor allem gelernt, dass der Spaß, den ich hier betreibe eine riesen Happen Zeit frisst.

Aber das ist es wert, so lange Du hier regelmäßig vorbei schaust, wir die Nummer hier gemeinsam wachsen lassen und schauen, wo das Ganze noch hin führt…

Heute gibt es auf jeden Fall erstmal eine 30er Jubliläums-Sonderausgabe, dergestalt, dass ich endlich mal wieder ein bisschen mehr Zeit genommen habe und dem Etappenziel "Karosserie runter" ein gutes Stück näher gekommen bin.


Jubiläumsgeschenk

Zum Jubiläum habe ich mir heute erstmal ein Geschenk gemacht. Da die Komplexität meines Vorhabens mehr und mehr unüberschaubar wird und ich mir mehr und mehr Notizen zwischendurch machen und öfter mal Handbuch-Ausdrucke verwenden muss, habe ich mir eine kleine Hilfe besorgt: Eine Pinwand. Eigentlich ist es gar kein richtiges Geschenk, denn das Ding lag seit Anfang des Experiments in meiner alten Garage rum.

Heute habe ich mich aber endlich dran gedacht sie mal hier rüberzuschaffen und aufzuhängen. Sie bietet jetzt einen Platz für diverse Zeichnungen, Arbeitspläne, Photos, Krempel der sonst rumfliegen würde und einen Block auf dem ich meine Notizen machen kann. Eigentlich könnte ich auch ein Whiteboard (weiße Magnetwand zum drauf schreiben) gebrauchen. Mal schaun, ob ich sowas irgendwo günstig auftreiben kann.




Auf der Zielgeraden

Nur noch wenige Anbauten sind noch im Wege, bis ich endlich die Karosserie abnehmen und mich Rahmen, Achsen und dem gesamten Unterbau meines Wagens zuwenden kann. Also ran an den Speck.

Bei letzten Mal hatte ich schon versucht, die Halterung für die Anhängerkupplung quasi so nebenbei abzunehmen. Das "nebenbei" wurde aber jäh von richtig übel festgerosteten Schrauben verkompliziert, sodass ich mich erstmal mit Einsprühen von Rostlöser zufrieden geben musste.




Doch immer noch sitzen zwei Muttern dermaßen fest, dass ich keine Chance sehe, die Dinge jemals runterzukriegen und ich schon überlege zur Flex zu greifen.

Bis dato hat der Rostlöser immer kleine Wunder bewirkt und so gebe ich dem Ganzen noch eine Chance und dusche noch mal eine volle Ladung Caramba über Schrauben und Muttern.




Um die gleiche Frustration nicht demnächst bei den Rahmenschrauben zu erleben werden die heute gleich auch mit dem Zeug vorbehandelt. Frei nach dem Motto: "Viel hilft viel".

Erstmal an den sichtbaren Stellen.




Dann geht's auf Tauchstation unter den Wagen.

An einigen Stellen sind Schrauben, Muttern und Rahmen schon zu einem einzigen Klumpen zusammenkorrodiert.




An anderen Stellen fehlen das Hartgummilager und die Schrauben gänzlich…




Aber dort wo's Schrauben zum einsprühen gibt werden diese ordentlich eingesprüht.






Das Zeug wirkt erstmal und ich tauche wieder auf. Bevor ich die Karosserie abheben werde, sollen wirklich ALLE Anbauteile, seien sie noch so klein, entfernt werden.

So fällt mir jetzt die Leitung auf, durch die eine biegsame Messingleitung führt, die mir die Geschwindigkeit im Tachometer anzeigt. (Wie nennt man das Ding?).






Der Gummipfropfen im Cockpit ist schnell abgelöst und ich klettere wieder unter den Wagen, um das andere Ende unten am Getriebe (?) abzuschrauben. Kein Problem. Wieder ein Teil weniger.




Während meines erneuten Tauchgangs fällt mir der Seilzug der Handbremse auf, der sich unter dem Wagen nach hinten schlängelt und verständlicherweise (das Ding muss schließlich einige Tonnen - naja, 1,4 Tonnen - festhalten) an einigen Stellen verschraubt ist.








Da die Handbremse heute ohnehin an der Reihe ist, knöpfe ich mir die diversen Seilzug-Halterungen vor.




Vorher sammle ich im Garagenhof aber erstmal ein paar Steine zusammen, um den Wagen (bzw. was davon noch übrig ist) am ungeplanten Wegrollen zu hindern.




So kann ich auch ohne Gefahr den Seilzug entfernen und die Handbremse an den Hinterreifen lösen.






Ein kleines unerwartetes Problem stellt sich dort, wo der Seilzug vom Innenraum unter dem Wagen verschwindet. Dort ist so eine kleine Messingschelle mit mehreren "Fingern", die dadurch gehalten wird, dass die Finger auseinanderstehen und nicht durch das Loch gezogen werden können, durch dass das Drahtseil läuft. Ich versuche diverse Mittel (Zange, Schraubenzieher, etc.), um die Finger zusammenzudrücken und um das ganze Ding dann durch das Loch zu ziehen. Ohne Erfolg. Ich denke schon, dass ich wohl eine Frage formulieren muss, als mir die Idee kommt, es mit einem Kabelbinder zu versuchen.

Also schnappe ich mir einen kleinen Kabelbinder, schlinge ihn um die Messingschelle und ziehe das Ganze mit einer Zange ordentlich zusammen.

Und siehe da. Es hilft. Die Finger werden zusammengedrückt und das Ding geht raus. Manchmal hilft es ja doch, ein bisschen nachzudenken…




Der Handbremshebel wird entfernt und der vordere Teil des Handbremsseils steht wie eine Cobra aus der Karosserie heraus.




Also raus damit.

Die Handbremse war übrigens das erste, das, nachdem ich den Wagen gekauft hatte, kaputt gegangen ist. Und zwar noch auf der Überfahrt. Hatte mir für ein horrendes Geld ein Ersatzteil bei einem auf Landcruiser-spezialisierten Off-Road Laden besorgt, um dann später festzustellen, dass das Teil bei Toyota ne ganze Ecke günstiger gewesen wäre. Außerdem war man damals nicht besonders freundlich zu mir, als man feststellte, dass ich gar nicht so genau wusste, wonach ich eigentlich fragte… Nicht die feine Art, aber Schwamm drüber. Hatte vielleicht den falschen Gesprächspartner mit der falschen Laune am Telefon. Oder es ist einfach ein Problem unserer Zeit…

Jedenfalls war die Reparatur der Handbremse meine erste Aktion an einem Auto überhaupt und ich kann zwar nicht sagen, dass damit das Eis gebrochen war, aber Blut geleckt hatte ich schon, nachdem ich es alleine geschafft hatte, das Ding zu reparieren.




Heute sehen wir ja, wohin das geführt hat…





Geschwindigkeitswasweißichwas und Handbremsseil werden jedenfalls erstmal verstaut und es geht weiter.




Der vordere Teil des Auspuffes, der hier in Krümmer mündet, soll runter.

Um an die Schrauben ranzukommen muss aber erstmal die total verwatzte Blende runter.




Runter.




Besonders an die hintere Schraube kam ich ganz schön schlecht ran, aber nach einem bisschen Gefummel konnte ich das Rohr abnehmen…




…und zu den restlichen abgebauten Teilen packen.




"Alles muss runter" geht es mir wie ein Mantra durch den Kopf und wo fallen mir nach und nach weitere Kleinigkeiten auf, die noch am Chassis hängen.

Unter anderem die Antenne. Die ist auch wieder so verbastelt, dass ich die Flex zur Hand nehmen muss, um das Ding abzukriegen.




Die hätt ich sowieso neu kaufen müssen…




Zu guter Letzt wage ich noch einen weiteren Versuch an den Schrauben der Anhängerkupplung und siehe da: Es ist also nicht gelogen, wenn Caramba übersetzt so viel bedeutet wie "Wow!". Denn das kann ich hier nur sagen. Wow. Die Muttern gehen auf einmal runter, ohne, dass ich die Schrauben abbreche…

Ich denke weiter wow!, drehe noch ein paar Runden um den Wagen, räume noch ein Weilchen auf und mache mich auf den Heimweg.



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4 Kommentare / Ratschläge

Anonymous CptBlaubaer hat gesagt...

Hallo mal wieder!
Das geschwindigkeitsdingsda ist die Tachowelle! :-) leicht zu merken.

und allgemein solltest du bei den festen schrauben noch einen weiteren schritt versuchen bevor du zur flex greifst. Am besten nen schlagschrauber. Da die aber teuer sind und ohne Druckluft auch nicht so recht spass machen gilt es folgendes zu bedenken:
Der schlagschrauber übt ständig ein Drehmoment auf die schraube aus (will heißen: er versucht ständig daran zu drehen) und gleichzeititg übt er leichte schläge auf die schraube aus. diese Spannungsspitzen helfen so manche schraube zu lösen.
Wenn man also keinen schlagschrauber hat kann man sich dieses Prinzip aber dennoch zu nutze machen. nimm einen schrauben schlüßel (am besten ring) und versuch die schraube zu lösen, gib also ordentlich druck drauf. halte den druck und versuch mit einem Hammer immer mal wieder drauf zu klopfen. nicht wirklich doll, du willst ja sden schrnauben kopf nicht zerstören grad so das du einen Schlag spürst. das wirkt manchmal wunder.
Es gibt übrigens ratschen, die haben im rücken (also genau gegenüber der Nuss eine schlagfläche für genau diesen zweck.)
Man kann also mit dem hammer gegen den schlüssel in drehrichtung schlagen oder auf den kopf der schraube (hier natürlich nicht zu doll, es geht nur um den Schlag)

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Anonymous Anonymous hat gesagt...

hallo,
wenn ich mich recht erinnere wolltest du dir doch eh einen kompressor zulegen??? dann wäre das schon eine überlegung mit dem dl-schlagschrauber, hab mir selbst einen vor 5 wochen zugehlegt marke blue piont, sind ja schweine teuer aber hab in gebraucht von unserem kfz menschen umdie ecke für 50 euro bekommen. vieleicht wäre das was für dich.
ansonsten hätte ich noch einen kleinen tipp, was bei mir immer wunderwirkt. es gibt kälterostlöser von diversen firmen oder einfach kältespräy. einsprühen und drehn wirkt fast immer.
was man auch so in ganz exstremen situationen machen kann: vor wech übernehme keine haftung, eltern haften für ihre kinder: man nehme eine nuss oder schraubenschlüßel, die billigen tuns bestens und schweiße ein rohr dran so 20 bis 30 mm im durchmesser und länge je nach platz. wola du hast ein super hebel bzw. schlagnuss
wie gesagt unter vorbehalt

bye chris

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Anonymous Tulpi hat gesagt...

Hallo aus dem Rheinland,

was auch schon mal hilft bei festen Schrauben ist Wärme. Nimm eine Lötlampe - gibt es in jedem Baumarkt um die Ecke - und mach die ganze Sache ein wenig warm. Meistens lassen sich dann Schrauben lösen, wenn es wieder kalt ist, einfachste Physik unter Ausnutzung von Materialeigenschaften ( Ausdehnen und Zusammenziehen )

Gruß Tulpi

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Anonymous Anonymous hat gesagt...

Wie immer alles gute Ratschläge,aber das einfachste Instrument/Werkzeug (falls man an die Mutter rankommt) ist ein Mutternsprenger.
Guckst du hier:
http://image01.conrad.com/m/8000_8999/8200/8230/8231/823128_BB_00_FB.EPS.jpg
So lo...
Joe Six..

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