Montag, 7. Januar 2008

Tag 132: Denkste!

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Na, das fängt ja gleich gut an.

Was fängt gut an?

Na, das neue Jahr! Ich hoffe, Ihr seid alle gut rübergekommen, habt Eure guten Vorsätze nicht bis heute schon gebrochen und freut Euch jetzt auf einen ersten Einblick in meinen größten Vorsatz für 2008. Und der ist nämlich:

RICHTIG WAS GESCHAFFT KRIEGEN.


Unter diesem Motto sollte dann auch gleich dieser erste Arbeitstag (Nr. 132) des Jahres 2008 stehen. Seht selbst, was draus geworden ist.

Voller Schaffenskraft und urlaubsgemäß guter Laune habe ich mich Freitagabend vergangener Woche RICHTIG SCHÖN WARM eingepackt und auf den Weg in die Werkstatt gemacht.

Und dort war es RICHTIG SCHÖN KALT. Höchstens vier Grad, gefühlte minus zwölf. Gut, dass ich vom Fisch-Grillen (auf dem Balkon) über die Weihnachtstage noch den Gasbrenner zu Hause hatte und mitgenommen habe. Der war schwer nötig, um das Schloss überhaupt enteist zu bekommen. Bei dem fetten Schloss tut’s die Feuerzeugmethode aus dem Winter 05 nicht mehr. Brennenderweise habe ich mir so überhaupt den Weg zum heutigen Schaffenswerk gebahnt.



Eigentlich hatte ich vorgehabt heute mal die dieselbetriebene Heißluftkanone meines Nachbarn Jimmy zu testen.


Photo von irgendwo ausm Internet)


Der hatte neulich zwei von den Dingern rumstehen und angeboten, mir eine zu verkaufen. Das allerdings für einen so hohen Preis (280 Kracher), dass ich erstmal dankend abgelehnt hatte. In Anbetracht der Tatsache allerdings, dass Jimmy aus dem Irak kommt und dort andere Gesetzte beim Nennen und Verhandeln von Preisen gelten (und ich diese Gesetze vor kurzem noch in Marokko auf dem Basar geübt habe) dachte ich mir, dass ich vielleicht doch noch mal mit Jimmy reden sollte.

Ätschbätsch. Die Kanone hatte er bereits jemand anderem verkauft. Also ist frieren angesagt.

Oder Warmarbeiten.

Ich entscheide mich für Warmarbeiten. Und wie arbeitet man sich am besten warm, wenn man in eine unordentliche Garage kommt?

Mit Aufräumen.

Nur, dass es leider nicht all zu viel zum Aufräumen gibt. Das hatte ich ja neulich schon erledigt. Mist. Also frierend los legen.




Für heute steht der letzte Arbeitsgang an den Bremszangen an, bevor die Kolben, Dichtungen und Schmutzmanschetten eingesetzt werden, sprich, bis die Bremszangen fertig überholt sind.

Der letzte Arbeitsgang besteht eigentlich nur aus einer letzten Lackdusche auf beide Bremszangen. Bei der einen zur Korrektur der unlackiert gebliebenen Stellen und bei der anderen als gleich vernünftig und überall aufgebrachte Lackschicht.




Vor der Korrekturdusche sollen die beiden jetzt allerdings die beiden Zangenhälften doch wieder aufeinander montiert werden, sodass ich die Zange (und auch die Schraubenköpfe) gleich in einem Stück lackiere.




Vorige Woche hatte ich daher nach dem Drehmoment für die Bremszangen gefragt. Nachdem erstmal einige sehr hilfreiche allgemeinere Kommentare eingetroffen waren hatte JüLa quasi fünf Minuten, bevor ich in die Werkstatt bin, eine Mail mit dem genauen Drehmoment, nämlich „7,5 mkp“ (Kilopond-Meter) geschickt. Kilopond Meter? Ich war bisher froh überhaupt zu wissen, dass es Drehmomente gibt, und dass man die üblicherweise mit Newtonmeter angibt. Woher jetzt wissen, wie viel 7,5 Kilopond-Meter in Newtonmeter sind???

Google machte es mal wieder möglich. Schnell „Drehmoment mkp“ eingegeben und schon spuckte mir die Zaubermaschine gleich als erstes folgende Seite mit einem super Drehmomentrechner aus: www.jumk.de/calc/drehmoment.shtml. Dort gibt es nicht nur die Umrechnung von Kilopond in Newtonmeter, sondern gleich noch in 3, bzw. englische Maßeinheiten mitberücksichtigend 9 weitere unterschiedliche Drehmoment Maßeinheiten. Abgefahren. Auch wenn ich mir die alle sicher niemals merken werde ist es doch cool zu wissen, dass es diese unterschiedlichen Meßmethoden gibt, und wo man sie einfach umgerechnet bekommt.

JüLa’s 7,5 mkp sind zumindest 73,5 Nm. Super JüLa!

Der Drehmomentschlüssel wird gleich schon mal bereit gelegt. Endlich mal eine Gelegenheit, ihn auch zu benutzen. (Mal davon abgesehen, dass ich ihn verbotenerweise schon zum Lösen von festgegammelten Schrauben verwendet hatte. Aua. Das soll man, wie ich heute nochmal in der „Anleitung“ vom Schlüssel gelesen habe, auf keinen Fall tun…).




Beim Entfernen des Gaffa-Tapes von den Verbindungsflächen der beiden Zangenhälften habe ich zu meiner Freude festgestellt, dass es keine Klebereste zu beseitigen gab. An den Rändern habe ich lediglich vorsichtig mit dem Skalpell ein paar winzige Lacküberstände entfernt.

Dann sollte der große Moment kommen, an dem ich zur Überprüfung der Kolbenführungen die Sandstrahlschutzmanschette entfernen würde. Ein wenig hatte ich die ganze Zeit befürchtet, dass die Kolbenführungen zumindest an einer der beiden Hälften so aussehen würden, wie die Kolben. Nämlich total vergammelt.




Dem war aber nicht so. Alle vier Kolbenführungen waren (bis auf ein wenig Flugrost in einer Führung an der einen Zangenhälfte) tiptop in Ordnung. Kleinere Strahlgutreste und sonstigen Staub habe ich schnell mit der Druckluftpistole ausgeblasen. Soweit alles super.




Um letzte Kleberestspuren vom Gaffatape und vom Multiöl zu entfernen, dass ich als Rostschutz in die Führungen gesprüht hatte, habe ich dann ein Tuch mit etwas Lösemittel getränkt und bin damit erstmal durch die Kolbenführungen und die Kolbenführungsränder gefahren.




Erst habe ich gar nichts gemerkt, bis mir irgendetwas komisch vorkam.




Nämlich

DAS HIER:




Was zum Teufel ist den jetzt los???? Ich glaube ich träume. Ein Alptraum. Der Lack löst sich. Einfach so. Als wäre es Wasserfarbe.

Das darf doch nicht wahr sein.

Wie ätzend ist das denn bitte???????

DER VERDAMMTE LACK HÄLT NICHT!!!!

Och nöööö. Das muss doch jetzt wirklich nicht sein.




Aber es ist so. Da hilft kein Jammern, da hilft nur, sich in den Arsch beißen und nach den Fehlerquellen suchen.

Hat das Zeug nicht lange genug zum Trocknen gehabt?

War es zu kalt bei der Verarbeitung?

War das Lösemittel zu aggressiv?

Hält der Lack nicht auf der Grundierung?

Hält der Lack vielleicht auf überhaupt keiner Grundierung, weil es ein Lack ist, den man auf blankem Stahl verwendet?????

Auf jeden Fall ist das ganze Super nervig.

Ich mache den ersten Test ob der Aggressivität des Lösemittels das Ablösen der Farbe geschuldet ist. (Was für ein schräger Satz).

Also wiederhole ich das Spiel von eben, diesmal aber mit Silikonentferner, an der anderen Bremszangenhälfte.




Da passiert gar nichts. Kann es denn sein, nee, ist es so, dass Verdünner so dermaßen aggressiv ist, dass er eine vermeintlich getrocknete Lackschicht einfach so auflöst? Das wäre ja MEGA ätzend (im wahrsten Sinne des Wortes).

Mir vergeht doch glatt die Laune.




Und nach der Fingernagelprobe an der anderen Zange stelle ich fest. Es liegt nicht am Verdünner. Es liegt scheinbar daran, dass der Lack einfach nicht auf der Grundierung haftet.

Ich könnte, um mit den Worten Helge Schneiders zu sprechen, „die Gitarre in die Ecke schmeißen“.

Puff. Ist die gute Laune völlig dahin.

Ich beschließe für heute Feierabend zu machen und die nächste Fragerunde abzuwarten, wie ich hier Eurer Meinung nach weiter vorgehen soll.




Doch während ich im Wahn getrieben doch noch mehr als pikobello aufräume vergeht mir die Lust am Nach hause gehen.




Ich mache also noch ein bisschen weitet. Obwohl sich meine Füße mittlerweile anfühlen als würden sie sich gar nicht mehr anfühlen und davor noch ordentlich wehtun.

Mir schwant, dass das Grundieren für die Katz war. Das Lackieren sowieso. Und im Endeffekt auch das Sandstrahlen. Das kann ich nämlich gleich nochmal machen. Und dafür kann ich das ganze Gedöns nochmal von vorne abdichten.

Da werde ich jedoch so verfahren, wie bei der zweiten Zange. Will heißen, ich schraube die Zange jetzt erst wieder zusammen, dichte dann die Kolbenführungen ab, sandstrahle das ganze und … Ja. Was eigentlich dann? Das müssen wir nachher mal in der Fragerunde klären.

Hier im Bild sieht man jedenfalls die Zangenhälfte, die in den Verbindungsflächen zur anderen Zangenhälfte Vertiefungen für die Dichtungsgummis hat. Auf der einen Seite ist das Gummi bereits eingelegt, auf der anderen Seite nicht. Dafür liegt es da, wo der Pfeil hinzeigt.




Die Schraubenköpfe hatte ich beim letzten Mal gefüllert. Auch die müssen nochmal mitgestrahlt werden. Aber ich schraube sie ja ohnehin jetzt in die Zange ein.




Um das richtige Drehmoment auf die Schrauben geben zu können und überhaupt richtig anpacken zu können (ist 73,5 Nm viel???), zwinge ich die Zange in den Schraubstock ein. Ein Stück Pappe soll davor schützen, dass der Stahl zu stark vermackt wird. Der Lack ist ja mittlerweile egal.







Drehmoment einstellen, ran und…. Klack! 73,5 Nm.




Die sitzen.




Bei der neulich gefüllerten Zange ziehe ich die Schrauben auch nochmal mit dem entsprechenden Drehmoment an.

Es sieht allerdings so aus, als müsste die Zange auch nochmal komplett gestrahlt werden.




Da liegen sie, meine beiden Sorgenkinder.




Die Kolbenführungen der roten Zange sind ruckzuck nach dem mittlerweile bewährten Prinzip abgedichtet. Da habe ich mittlerweile Routine drin.




In der Strahlkabine teste ich mal kurz die Strahlwirkung.




Beide Schichten. Füller und Lack sind ruckzuck runter. Bei dem alten Lack ging das nicht so schnell…

Aiaiaiaiai…




Wenigstens ist es hier jetzt richtig ordentlich.




Und um wirklich auch mit SUPER schlechter Laune nach hause zu gehen stelle ich mir noch die Frage:

Wenn man den Brantho-Korrus-Lack nur auf blankem Stahl lackieren kann und nicht auf gefüllertem Untergrund.

Wie sieht es dann erst beim „Bohrinsellack“ aus????????????



Das Jahr fängt ja schon gut an…

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Tag 132, Frage 1:

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Steffen hat neulich geschrieben, dass ich bei den Dichtungsringen der Kolbenführung aufpassen muss, wie rum ich die einsetze. Habe verpasst mal genau drauf zu schauen, ob man Seitenunterschiede erkennt, um hier zu fragen, welche Seite nach „innen“ und welche nach „außen“ gehört. Laut Steffen kann es allerdings auch sein, dass sich diese Problematik beim Cruiser gar nicht stellt.

Weiss da jemand von der Cruiser-Fraktion was drüber?


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Tag 132, Frage 2:

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Was ist hier das Problem?

Hat das Zeug nicht lange genug zum Trocknen gehabt?
War es zu kalt bei der Verarbeitung?
War das Lösemittel zu aggressiv? Ist Lösemittel allgemein so aggressiv?
Hält der Lack nicht auf der Grundierung?
Hält der Lack vielleicht auf überhaupt keiner Grundierung, weil es ein Lack ist, den man auf blankem Stahl verwendet?????



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Tag 132, Frage 3:

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Was verwenden die werksseitig, dass es viel leichter ging den neuen Füller (der Lack geht ja sowieso von alleine runter) abzustrahlen, als den alten Lack, der bei der Originallackierung verwendet wurde?

Wie kompliziert ist das denn bitte alles?


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