Dienstag, 25. März 2008

Tag 142: Ich seh schwarz

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Oh neeeeein! Schon wieder eine Nebenbaustelle.

Für's ausgiebige Teilenummern raussuchen beim Glas Wein in der Frühlingssomme aufm Balkon muss der Balkon erstmal gemütlich gemacht werden. Wenn wir in der neuen Wohnung schon endlich einen Balkon haben, wollen wir hier keine halben Sachen machen.

Also wird über den schrägen, gammeligen Betonboden eine schöne, plane Holzfläche gelegt. Dazu hatte ich mir 10 4-Meter Terassenbodenbretter ausm Holzhandel besorgt, die ich hier schnell zugeschnitten und mit Holzschutzlasur eingepinselt habe.




Aber Keine Angst. Das soll uns nicht weiter beschäftigen




Denn der Balkon liegt schon. Nachtarbeit lässt grüßen. Jetzt muss nur noch der Frühling kommen…




In der Garage liegt auch was.




Nämlich das ganze Zeug, was ich hier schön zum Lackieren aufgehängt hatte.




Man erinnert sich:



Als ich die übrigen Holzstücke vom Balkonboden achtlos oben auf die "Empore" geworfen hatte, muss ich wohl eine der überstehenden Schrauben, mit denen ich die Halterungsleiste von unten durch die Rigips-Decke verschraubt hatte, getroffen und die durch die Rigipsplatte zurückgedrückt haben.




Mit einem lauten Poltern und scheppern ging daraufhin der Stahlregen in der Lackierkabine zu Boden.




Nicht nur ärgerlich, weil ich jetzt das Zeug gar nochmal neu Entfetten und Aufhängen kann, und weil einige der Teile teils ordentliche Macken abbekommen haben.

Grrrrrrmmmmmph!!!

So hat eine der Schrauben, die ich als Gewindeschutz vor dem Sandstrahlen eingedreht hatte, das aufgeschweißte Gewinde beim Aufprall auf die Erde abgesprengt.




Was allerdings kein soo großes Problem ist, da ich es einfach wieder anschweißen werde.




Beim erneuten Sichten der Teile fällt mir allerdings auch auf, dass eine der Rasten ziemlich verbogen ist. Da muss der Cruiser früher mal angeeckt sein, denn nur vom runterfallen eben kann das nicht passiert sein. Mal schaun, wie ich das geradegebogen oder geradegedengelt bekomme.




Den Crash nehme ich zum Anlass, die Hängepartie jetzt etwas anders zu montieren. So komme ich von allen Seiten besser an die Teile, als wenn die Halterungsleiste hinten quer in der Kabine hängt.




Heute wird es nämlich in punkto Lackieren endlich ernst.

Wir hatten in der Vergangenheit die ewige Diskussion, bzw. ich das ewige Rätselraten, welcher Lack es denn nun für das Fahrgestell sein soll.

Als erstes stand ein superharter, tiefschwarz glänzender 2K-Chassislack von Glasurit zur Debatte, von dem ich mir auch gleich zwei Liter á sündhaft teure 65 Euro zugelegt hatte. Zuzüglich sündhaft teurem Härter und Verdünner. Aua. (Siehe übrigens der Motorständerverstärker von vor ein paar Wochen. Den habe ich mit dem Glasurit-Lack lackiert.)

Nachdem sich das fertig lackierte Fahrgestell aber immer deutlicher vor meinem geistigen Auge abgezeichnet hat, wurde mir immer klarer, dass ich das Fahrgestell eher matt haben möchte, als speckig glänzend.

So hatte ich mir dann im Lackierfachhandel (ebenfalls für sündhaft viel Geld) noch einen Liter "Mattpaste" von Glasurit zugelegt, die ich laut Lackhändler im Verhältnis 1:2 mit dem Lack vermischen sollte.

Allerdings wurde mir davon insbesondere von meinem Lackierernachbarn Daniel abgeraten, da er die Erfahrung gemacht hatte, das mit Lack+Mattpaste lackierte Oberflächen dazu neigen, spröde zu werden, bzw. schon leichte Schrammen überdeutlich sichtbar werden und bleiben.

Grrrr.

Daniel war dann auch derjenige, der den ominösen "Bohrinsellack" ins Spiel gebracht, und davon auch bereits 10 Kilo in seiner Lagerwerkstatt bei einem Bekannten, nebst seinem ganzen Werkstattkram, einem Satz originaler Toyota Landcruiser Felgen von 1980 und einer für mich auf einem Markt in Polen besorgten Öl betriebenen Heizkanone, eingelagert. Dass dieses Lager von Dieben vollständig ausgeplündert und dann in Brand gesetzt worden war, hatte ich hier, glaube ich, schon erzählt.

Nachdem ich aufgrund der Tatsache, dass ich fast nur noch in der Garage bin und am Experiment arbeite, habe ich Daniel jetzt schon länger nicht zu Gesicht bekommen und beschlossen, wieder in die Eigeninitiative zu gehen.

Für die Bremszangen hatte ich bereits den "Brantho Korrux 3in1" von Hamburger Unternehmen "Brandt Chemie" verwendet. Nach dem Problem mit der sich auflösenden Lackoberfläche hatte ich die Kollegen vom Korrosionsschutz-Depot kontaktiert und diese gefragt was da los wäre. Zur Antwort hatte ich bekommen, dass der Lack sehr sehr lange (3-5 Wochen) braucht, bis er vollständig ausgehärtet ist, und dann aber so gut wie unverwüstlich ist.

Nachdem ich jetzt vor einigen Wochen von Gereon noch den Ratschlag bekommen hatte, es doch für die Rahmenteile auch mit dem Brantho-Zeug zu versuchen, habe ich mich hier nochmal schlau gemacht und recherchiert.

Brantho Korrux 3in1

So wie es aussieht kommt der Brantho Korrux dem ominösen "Bohrinsel-Lack" was dessen Eigenschaften und Einsatzgebiete angeht, schon ganz schön nahe.

Wie ich in Erfahrung bringen konnte, wird der Brantho-Korrux beispielsweise für die Lackierung von Schiffscontainern eingesetzt. Welchen Witterungsbedingungen die ausgesetzt sind, dürfte wohl jedem hier klar sein: Sonne, Regen, Salzwasser, Kälte. Nass-Trocken-Nass-Trocken-Nass-Trocken etc.

Für die Verarbeitung vom Brantho-Korrux ist es nicht notwendig, Grundierung zu verwenden, bzw. es ist sogar besser, KEINE zu verwenden. Selbst leichten Flugrost kann man einfach mit dem Zeug überlackieren. Die optimale Verarbeitungstemperatur liegt zwischen 3 und 30 Grad, man kann aber auch bei bis zu minus 10 Grad damit arbeiten. Für meine Verhältnisse mit rund 6 Grad in der Garage optimal.

Nachdem ich mir diese und weitere Infos beim Hersteller telefonisch eingeholt hatte, habe ich nochmal einen Quercheck beim Korrosionsschutz-Depot gemacht. Die sind von dem Zeug nach anfänglicher Skepsis mehr als überzeugt und empfehlen Brantho Korrux 3in1 insbesondere für die Lackierung von Fahrgestellen etc.

Wie wir an den Bremszangen gesehen haben, ist der Brantho-Korrux allerdings auch eher speckig glänzend als matt. Abhilfe schafft laut Hersteller hier der "Brantho-Korrux Nitrofest". Das Zeug ist richtig matt, allerdings nicht 100%ig für die Lackierung von Fahrgestellen etc. geeignet. Der 3in1 zeichnet sich insbesondere durch seine hohe Elastizität aus. Das bedeutet, dass wenn das Fahrgestell "arbeitet" und sich nach hier und dort etwas dehnt, der Lack nicht abplatzt, sondern mitdehnt. Diese Eigenschaft hat der Nitrofest nicht. Der ist, wie der Name zum Teil schon sagt, einfach fest.

Was jetzt tun?

Mischen.

Laut Hersteller kann man den Nitrofest und den Brantho-Korrux miteinander mischen und bekommt dadurch einen matteren Farbton bei partieller Aufrecht-Erhaltung der Elastizitäts-Eigenschaften vom 3in1 bei partieller Aufrechterhaltung des matten Farbtons des Nitrofest.

Wenn das mal nichts ist.

Prompt habe ich mir jeweils eine Dose von dem Zeug beim Korrosionsschutz-Depot bestellt.




Dazu gab's gleich auch noch ein Beiblatt mit weiteren Informationen zu Verarbeitung, Eigenschaften etc.

An dieser Stelle sei gesagt, dass ich das "Geschäftsgebaren" vom Korrosionsschutz-Depot als ungeheuer angenehm empfinde. Auf jede (noch so blöde) Frage bekommt man eine geduldige, freundliche und fachkundige Antwort. Die Lieferzeiten sind superkurz, wenn man mal was falsches bestellt hat, kann man es zurückschicken und bekommt unverzüglich das Geld zurück etc. So gehört sich das. Fünf (von fünf) Sterne für die Jungs von Korrosionsschutz Depot. Und das Sortiment kann sich definitiv auch sehen lassen. Mal rein schauen unter: www.korrosionsschutz-depot.de.

Was mir sowohl der Hersteller, als auch die Jungs vom Depot mit auf den Weg gegeben haben ist, dass ich drei Schichten von dem Zeug lackieren soll. Die Eine Schicht drauf. Drei Tage warten. Nächste Schicht. Drei Tage warten. Letzte Schicht. Und, so zumindest Herr Schucht vom Depot, die ersten beiden Schichten NUR und bei der letzten Schicht dann das Nitrofest beimischen. Und hier möglichst nicht 50/50 sondern 60/40 oder 60/30. Eher mehr 3in1 als Nitrofest.

Mal schaun, was draus wird.




Erstmal gibt es noch ein paar kleinere Vorarbeiten.

So wende ich mich kurz dem diese Woche eingetroffenen Karton mit den Teilen für die Hinterachse zu, die ich auf Basis der Microfiche-Leseaktion von letzter Woche bestellt hatte.




Vorerst interessiert mich dabei allerdings nur die an Tag 111 abgeflexte und jetzt nachbestellte Blende ("Deflector"). Die soll nämlich heute gleich mitlackiert werden. Bevor die allerdings mit Lack überduscht wird, soll sie kurz angestrahlt werden, um die Oberfläche etwas anzurauen.




Wo ich schon mal beim Strahlen bin, werden noch schnell die bereits dafür bereitgelegten weiteren Teile für's Strahlen abgeklebt.




Und dann kommt auch endlich mal wieder der Trumm von Sandstrahlkabine zum Einsatz.




Rein mit dem Zeug.




Und los geht's.




Klappt wie am Schnürchen. Ratzefatze sind die Dinger blank.




Mal schaun, wie ich jetzt beim Lackieren vorgehe. Auf jeden Fall habe ich bereits gelernt, dass ich erst die Details, sprich die innenliegenden Winkel und Ecken lackiere, bevor die größeren Flächen an die Reihe kommen.




Da ich bei allem Komfort nicht genug Platz in der Kabine habe, um alle Teile jetzt auf einen Schwung mit der ersten Lackschicht zu versorgen, lege ich einen Haufen Teile erstmal beiseite.




Dann, und so steht es im Beiblatt vom Korrosionsschutz-Depot, wird Wasser aufgesetzt, um den 3in1 ein bisschen anzuwärmen.




Und dann geht es ohne große Umschweife los.

Wow!!!!!

Doch was ist das?

Warum ist es auf einmal so dunkel????

Neeeeeein. Ich habe die Wände mitlackiert.




Ach nee, doch nicht. Die Camera war nur falsch eingestellt. ;-=




Ja, Freunde. Ich kann es auch noch nicht glauben.

Wir haben tatsächlich gerade die erste Schicht Finish über die ersten Teile geduscht.

Ein deutlicheres Signal, dass es hier jetzt voran geht, kann es wohl kaum geben.




Hach, was bin ich grad glücklich.




Was für ein wunderbares Gefühl.




Lasst es uns gemeinsam ein bisschen genießen und den Blick über die Teile schweifen…








Auch wenn ich gerade beim Schreiben und Betrachten der Bilder nicht ganz sicher bin, ob ich jetzt doch schon den Nitrofest verwendet habe (die Teile sehen doch eigentlich recht matt aus), genieße ich den Anblick.






Diesen Anblick, der mich beim Verlassen der Lackierkabine erwartet, genieße ich dafür weniger.

Das schreit nach Aufräumen…

Schon wieder…




Aber es gibt auch Dinge, die uns nach vorne schauen lassen.




Auch wenn ich nach der Lackieraktion festgestellt habe, dass ich für's (mal eben noch schnell) strahlen der kleinen Dorne für die Einstellung der Trommelbremse vergessen hatte, die Tür der Strahlkabine zuzumachen…




So war das Abkleben der Achsen für's strahlen nämlich so gut wie für die Katz.

Die haben jetzt einen ordentlichen Schwall Strahlstaub abbekommen.

Ich könnt wahnsinnig werden…

Gut, dass ich schon neue Lager eingeplant habe…




Bevor's ins Osterwochenende geht, mache ich zumindest die Pistole noch schnell sauber.




Sobald die Kardanwellenflansche getrocknet, und die Achskörper final gereinigt sind,




werde ich wohl endlich auch die beiden Achsantriebe fertig machen und einsetzen können. Dann kann ich endlich auch die Achsen lackieren und fertig machen.




Aufgrund der langen Trocknungszeit des Lacks werden bis dahin allerdings noch ein paar Wochen vergehen. Aber zum Glück hab ich genug Baustellen, um die ich mich bis dahin kümmern kann….

Und bevor ich mich für diese Woche verabschiede kommt hier noch ein Hinweis: In der aktuellen Ausgabe von "Oldtimer Praxis" gibt es einen Artikel zum Thema "Kabelbäume restaurieren". Da dieses Thema bald auch bei mir nochmal konkret werden wird, hab ich mir die Zeitung gleich zugelegt.




Noch vor zwei Jahren habe ich bei der Lektüre von Oldtimer Praxis nur Bahnhof verstanden und fand die ganzen Artikel ziemlich langweilig und uninteressant. Mittlerweile, und das habe ich die letzten Tage und auch neulich schon mal festgestellt, verschlinge ich diese Zeitung. Insbesondere die vielen kleinen Tipps, die im Rahmen von Restaurationsstories immer mal durchsickern und die Ratschläge, die von Lesern für Leser beigesteuert werden, sind für mich mittlerweile Gold wert. Aktuell gibt's zum Beispiel ganz hinten im Heft einen Tipp zum Thema Bremsleitungen nachbauen. Hammer! Einfach mal im Kiosk nachschauen. So wird ich's auf jeden Fall demnächst bei meinen Leitungen versuchen.

Bis dahin jetzt aber erstmal alles Gute und für alle eine erfolgreiche (kurze) Woche!

Tsu

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