Tag 162: Endlich weiter
So meine lieben Leute.
Da wollen wir aber mal zusehen, dass wir hier wieder einen ordentlichen Anfang finden.
Muss ganz ehrlich gestehen, dass ich ein wenig aus dem Trott bin nach der ganzen Heiraterei (vielen Dank für die vielen lieben Glückwünsche!!!), Geburtstagsfeierei, Arbeiterei und noch nicht statt gefundener Chillerei.
Flitterwochen (und auch die dicke Hochzeitsfeier) gibt's erst im nächsten Jahr, sodass mit einer längeren Abwesenheit jetzt erstmal nicht mehr zu rechnen ist. Und auch nicht mit wirklicher Entspannung.
Also heißt es hier jetzt mal wieder einen Anfang zu finden und bis zum Jahresende auch mal ein ordentliches Ergebnis zu erzielen. Ein fertiges Fahrwerk (Rahmen, Achsen, Fahrwerk etc.) zum Beispiel. Das wär doch was.
Nachdem ich jetzt einige Wochen nicht in der Werkstatt war und hier heute den Blick schweifen lasse fällt mir wieder mal auf, was ich mir hier eigentlich aufgehalst habe, und wie dieser miese Perfektionismus-Wahn mich tiefer und tiefer reinreite.
Ein Ende? Weiter nicht abzusehen.
Anstatt Baustellen geschlossen werden, öffnen sich permanent irgendwo wieder neue.
Heute soll eine der vielen Kleinstbaustellen geschlossen werden: Die Bremszangen.
Eigentlich hatte ich sie schon zum Verbau vorbereitet, aber nachdem Ihr nochmal eindringlichst darauf hingewiesen habt, dass ich doch bitte keine Risiken eingehen und neue Bremskolben einsetzen soll, kramen wir die Dinger heute nochmal hervor.
Mit der letzten Australien-Lieferung kamen unter anderem drei kleine Bremskolben, die die alten, leicht vermackten und damit nicht mehr sicherheitstauglichen, ersetzen sollen.
Wie doch die Dinger bei Tageslicht und bei klarem Verstand doch immer ein bisschen anders aussehen....
Am Rand entlang der Kolbenführung sieht man vereinzelt noch rote Stellen vom roten Lack, den ich anfangs für die Zangen vorgesehen hatte. Grrrmphf.
Da schreit der Peerfektionist in mir ja schon wieder aus vollem Halse.
Aber die Dinger jetzt nochmal komplett auseinander nehmen, abdichten, Sandstrahlen, entfetten, in drei Schichten (im Abstand von je drei Tagen) neu lackieren und dann fünf Wochen Warten bis alles getrocknet ist und die Dinger verbaut werden können????
Da hab ich bei allem Perfektionismus ja ÜÜÜBERHAUPT keinen Bock drauf.
Aber ich ringe mit mir?
Könnt Ihr mir die Entscheidung nicht abnehmen? So rein demokratisch????
In stiller Hoffnung, dass Ihr entscheidet, dass wir über die Kleinstmacken, die man sowieso nicht mehr sehen kann wenn die Bremsbeläge drüber liegen, hinwegsehen sehen können, und sich sogar in zweihundertfünfzig Jahren ein Archäologe drüber freuen kann, dass er hier noch eine alte, rote Lackschicht findet, machen wir uns jetzt an den Tausch der kaputten Kolben gegen neue.
Erstmal schnell die Staubmanschetten runter und ein mit Stoff umwickeltes Stück Holz als Bremse für die rausploppenden alten Kolben.
Erneut hilft uns der altbewährte Druckluft-Trick.
Daumen drauf auf den Ausgang, Druckluftpistole auf den Eingang,...
...Blockieren der beiden anderen Kolben, die nicht raus sollen, und: PLÖPP.
Raus ist der erste Kolben.
Groß sind die Macken sicherlich nicht, aber bei der Sicherheit sollten wir weiter voll-perfektionistisch bleiben.
Den neuen aus der Schutzhülle rausfummeln...
Das sieht doch schon ganz anders aus.
Schnell eine Fingerspitze Bremsmontagepaste drüber.
Rein mit dem Kolben, Manschette drüber. Nächster.
Das ganze drei Mal wieder holt und wir können (abgesehen vom Finish) sagen:
Die Bremszangen sind fertich!
Und wo wir gerade dabei sind, machen wir schnell noch einen 500er Merser fertich, den mein Kleiner im Sandkasten gefunden hat und der total knirscht, weil überall Sand drin sitzt.
Also schnell mal mit der Druckluftpistole drüber und:
FERTICH!
So viele Erfolgserlebnisse an einem Tag. Herrlich.
Machen wir doch gleich so weiter.
Die Spurstangen sehen SUPER aus. Aber wir packen sie erstmal weg, bis wir sie tatsächlich brauchen.
Und auch die Achsenden der Hinterachswellen sehen einsame Spitze aus.
Die würde ich am liebsten gleich verbauen...
...hätten wir da nicht ein kleines hausgemachtes Problemchen.
Die Radbolzen hatte ich neulich mit der Drahtbürste gereinigt. Das ist nicht mehr als zwei Monate her und schon haben sie ersten Flugrost angesetzt.
Wenn ich die jetzt so verbaue, habe ich gleich schon den ersten Rostherd auf der Achse sitzen. Und ich mache mir schließlich die ganze Arbeit hier, um Rost erstmal (bis zur ersten richtigen Schlammschlacht) aus dem Wagen zu verbannen.
Da muss ich mir was einfallen lassen. Und ich weiss auch schon was. Nächste Woche dazu mehr!
Aber selbst wenn ich mich insbesondere wegen dieses (und aber auch ähnlicher weiterer der gleichen Kategorie) Problems heute noch nicht an die Achsmontage machen kann, hole ich dennoch schon mal die Hinterachse ausm Lackierraum nach vorne in die Werkstatt.
Einfach nur, um zwischendurch auch einfach mal nur zu genießen.
Ahhhhh!
Oooooh!!!!
Mmmmh!!!
Da kommt Freude auf.
(Lassen wir mal außer Acht, dass wir uns aktuell noch silberfarbene Muttern und Unterlegscheiben hinten auf dem Achsdeckel dazudenken müssen.
Daher schwenken wir schnell die Camera rüber zum nächsten Thema.
Auch hier haben wir etwas Silberfarbenes.
Neue Bremstrommeln.
Ordentlicher Bremsenreiniger steht zwar schon bereit, aber da ich auch diese Teile erstmal nicht montieren werde, stellt sich erstmal nicht die Frage nach dem Entfetten der Innenseiten der Trommel.
Viel mehr stellt sich die Frage des Entfettens der Außenseite, um die Trommeln von außen zu lackieren.
Meine alten Trommeln waren außen tiiireisch vergammelt.
Steht diesen Trommeln nicht das gleiche Schicksal bevor, wenn ich sie so wie sie sind einbaue?
Sollte ich nicht von außen auch ein paar Schichten Lack drüberduschen? Einen, der entsprechend hitzebeständig ist???
Wenn ich dann schon mal wieder beim Thema Lackieren bin, könnte ich mir auch gleich mal den Lenkhebel vorknöpfen. Den hatte ich neulich mit Kaltreiniger entfettet und seither beobachtet, wie das blanke Metall nach und nach Flugrost angesetzt hat.
Außerdem müsste das Innenleben laut einschlägiger Literatur auf Verschleiß überprüft werden.
Na dann wollen wir mal.
In den Schraubstock mit dem Ding und los geht's.
Erstmal oben die Fixierschraube lösen.
Dann den Deckel, der ebenfalls mit einem Gewinde versehen ist, abschrauben und Abnehmen...
Noch eine Abdeckung, unter der eine Feder sitzt, abnehmen.
Alles fein säuberlich ablegen.
Jetzt muss der obere Teil des Umlenkhebels, der als Konus in dem Lenkarmdings sitzt, noch runter.
Einfach nur die Mutter abschrauben hilft nix.
Also die Mutter nochmal drauf und dann mit roher Gewalt.
So wird da nen Schuh draus.
Hier nochmal die Einzelteile im Überblick. Im Teil links oben sitzt nochmal eine Führung.
Und die sieht, was meinen Geschmack angeht, ziemlich verschlissen aus.
Oder?
So sieht die neue aus, die ich bei der ersten Australien-Bestellung gleich schon mitgeordert hatte.
Dieses Photo soll mich daran erinnern, von welcher Seite nachher das Gedöns wieder aufgesetzt wird.
Hier die alten Teile und die Neuteile ausm Überholsatz.
Auch dieses Teil (links) sieht recht verschlissen aus. Ähnlich wie die alten Bremskolben hat es überall so kleine eingefressene Rostpunkte.
Heute komme ich leider nicht zum Sandstrahlen der Umlenkarme, geschweige denn zum Lackieren.
Also wird schnell noch ein bisschen aufgeräumt und di Achse wird schön zugedeckt. (Nein, das ist kein Gespenst!)
In diesen Dosen wartet die wohl größte Verzettelalarm-Nebenbaustelle seit Beginn des Experimentes.
Die Dosen der Pandora sozusagen.
Traue mich noch gar nicht die aufzumachen.
Au Waia!
Macht Euch auf was gefasst!
Haut rein!
Tsu.