Montag, 21. Mai 2007

Tag 105: An die Hinterachse

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Guten Morgen Allereits.

Heute ist wieder mal einer der Montage, an dem meine Woche morgens vor dem Rechner beginnt, weil ich mich wieder das ganze Wochenende erfolgreich vorm Schreiben gedrückt- und mal ordentlich entspannt habe.

Was allerdings nicht bedeutet, dass ich völlig untätig war.

Auch auf die Gefahr hin mich weiter zu verzetteln habe ich mir für heute vorgenommen die Hinterachse auseinander zu bauen.

Verzettelei hin oder her. Der Plan war von Anfang an: Erst alles (bis auf den Motor) auseinander und dann rückwärts loslegen, restaurieren und wieder zusammenbauen. Und wo machen wir auch weiter.

Sonst wäre es quasi ein Verlassen des eingeschlagenen Weges so kurz vor der Halbzeit (?). Erst wenn alles auseinander ist kann ich meiner Meinung nach auch erst richtig los legen, gleichartige Baugruppen (Rahmenteile lackieren, Bremsleitungen biegen und bördeln, etc.) angehen und so Stück für Stück das Schätzchen wieder zusammenschrauben.

Außerdem wirkt die "Verzettelei" vielleicht auch nur so, wenn man hier den Gesamtblick verliert und nur selektiv auf die Arbeiten im Experiment blickt.

Manchmal hab ich viel Zeit (wann war das denn?) was in der Garage zu machen, manchmal weniger. Aber definitiv muss ich jede Woche IRGENDWAS machen, um hier etwas einzustellen.

Also mache ich manchmal halt nur Kleinkram oder öffne Nebenbaustellen. Fakt ist, dass so ziemlich alles was ich tue irgendwann gemacht werden muss uns ich also nicht darum herum komme, das auch zu machen. Das ich das gemacht habe entfaltet seinen Sinn dann aber erst später wenn ich es nicht mehr machen muss, sondern an anderer Stelle dann schnurstracks durcharbeiten kann.

Also: Auch die Kleinarbeit muss gemacht werden und bringt uns hier voran. Und nicht zuletzt befinden wir uns ja hier in keinem Wettbewerb und obendrauf war die Restauration ja als Ausgleich zum Job gedacht und nicht als neuer Stressfaktor.

Und deshalb geht es heute auch gleich los mit einer Nebenbaustelle.

Aber nur ganz kurz.

Hier kommt nämlich schnell ein nachgereichtes Photo von der Lackierschlauchaufhängung:




Die Arbeitsplatte mit den Kleinteilen der linken Seite der Vorderachse wird jetzt erstmal frei geräumt.




Bis auf die Achswelle und den Block mit der Bremsscheibe wandert der Kram erstmal in einen Karton.




Die Teile von der rechten Vorderachsenseite hab ich noch im Teilewascher. Die wasch ich später mal.




Heut kommt die Hinterachse an die Reihe.




Kurz noch ein paar Detailphotos vom Verlauf der Handbremse…




…dem Verlauf der Bremsleitungen…







…und dem Sitz der Achsentlüftung.

Dieses Konzept kannte ich auch noch nicht. In den Achsen sammelt sich immer wieder mal Luft an, die da nicht unbedingt rein soll. Damit die wieder raus kann, gibt's in den Achsen so komische Nöppel mit nem beweglichen Deckel drauf, die dazu da sind, das die Luft raus kann aber zum Beispiel Spritzwasser nicht rein.

Da man mit so einem Geländemonster auch gerne mal durch Flüsse und Seen fährt muss man Sorge dafür tragen, dass das Wasser nicht in die Achsen kommt. (Vielleicht hat ja schon mal jemand von Euch gesehen, wie Öl gemischt mit Wasser aussieht (und sich anfühlt). Dazu reichen dann die bedeckelten Nöppel nicht mehr, sondern man fixiert Schläuche über der Entlüftungsöffnung, die man dann nach möglichst weit oben im Auto (Bsp. Innenseite Radkästen hinten) führt und dort ggfs. nochmal abgeknickt fixiert.

Habe zwar nicht vor den Wagen gleich wenn ich ihn fertig habe, zu versenken, aber ich denke, ich werde mich hier auf alle Eventualitäten vorbereiten und beim Zusammenbau auch Schläuche verwenden.




Um den alten Schlauch und die Bremsleitungen abzubekommen habe ich mir jetzt auch endlich mal einen Bremsleitungsschlüssel zugelegt. Damit lassen sich die Dinger nochmal viel leichter lösen als mit der Zange.




Als nächstes geht's an die Bremstrommeln.




Um die abzubekommen müssen drei Schritte durchgeführt werden.

Schritt 1: Halterungsschraube lösen.




Die sitzt extrem fest und es besteht die Gefahr, dass man sich beim Abrutschen mit dem Schraubendreher den Kreuzschlitz kaputt macht und dann keinen Ansatzpunkt mehr findet.

Marcus, der heute zu Besuch ist, zeigt mir einen Trick mit einem Schraubenzieher aus dem von meinem Großvater übernommenen Werkzeugkasten. Der hat nämlich dort wo der Griff in die "Schraubstange" übergeht ein Sechskant-Stück an dem man einen Schraubenschlüssel ansetzen kann.

Der Schraubendreher wird an die Schraube angesetzt, ein Schraubenschlüssel an das Sechskant-Stück (keine Ahnung, wie ich das besser umschreiben soll) und dann wird mit dem ganzen verfügbaren Körpergewicht gegen den Schraubenzieher gedrückt und die notwendige Lösedrehung über den Schraubenschlüssel ausgeführt.

Verständlich?

Versuche mal dran zu denken ein besseres Photo nachzureichen auf dem man sieht, was ich meine!

Auf jeden Fall hat es geholfen




Schritt 2: Bremsbacken lösen

Wenn die Bremstrommel sich nicht drehen lässt, ist das, weil die Bremsbacken von innen dagegen gedrückt werden. Das sollte bei abmontierten, bzw. geöffneten Bremsleitungen zwar eigentlich nicht der Fall sein aber manchmal haben sie sich bei langen Standzeiten einfach in zupackender Stellung festgefressen.

Um sie manuell zurückzustellen gibt es auf der hinteren Seite der Bremstrommel (in Richtung Achskörper) einen kleinen Schlitz hinter dem ein Zahnrädelchen sitzt. Dieses dreht man mit einem Schraubenzieher so lange, bis man die Bremstrommel drehen kann. Dann haben sich die Bremsbacken (heißen die bei der Hinterachse auch so?) nämlich gelöst.

Wie rum man das Zahnrädchen drehen muss, muss man ausprobieren. Oder gibt es da eine Grundregel??




Schritt 3: Bremstrommel abziehen.

"Abziehen" ist hier genau das richtige Wort. Und weil man vielleicht gerade auf seiner Wüstentour ist und keinen Abzieher dabei hat, gibt es hier quasi einen "integrierten" Abzieher.

An zwei Stellen sind Gewinde in der Bremstrommel. Dreht man dort Schrauben rein und zieht die dann mit dem Schraubenschlüssel ordentlich nach, macht es irgendwann "POCK", und die Bremstrommel kommt einem entgegen.





Und das sieht dann so aus:




Da ich mich diesmal mehr aufs Arbeiten, als aufs Photo machen konzentriert habe, hab ich nicht genug Bilder, um die ganze Systematik der Bremse a) hier zu beschreiben und b) um sie selbst zu verstehen.

Das machen wir dann bei der anderen Seite.

Auf jeden Fall werden die Bremsbacken von solchen Federn gehalten, die man sehr gut entfernen kann, indem man das Halterungsplättchen vornedrauf mit ner Zange greift, es gegen die Feder eindrückt und dann so dreht, dass der vormals Waagerechte Schlitz senkrecht gedreht ist. Hintendran liegt nämlich ein senkrechter Zapfen über den man den Schlitz dann einfach rüberziehen kann. Oder so.






Die horizontale lange Spange, die die Bremsbacken gegeneinander zieht entfernt man, indem man sie fest mit der Zange anpackt und dann mit der freien Hand und ordentlich kraft zur gewünschten Seite zieht:








Und raus sind die Bremsbacken.




Zu diesen abgeschabten Flächen hat mir Markus etwas gesagt, das ich leider vergessen habe. Mmmh. Wisst Ihr's? Sonst muss ich ihn nochmal fragen…




Das hier ist die Innensicht vom Handbremsmechanismus:




Und hier nochmal die linke Bremsbacke mit der horizontalen Feder und Spange:




Die Führung vom Handbremsmechansimusstahlseil (?):




Und nochmal der Bremszylinder:




Und hier der ganze entfernte Klumpatsch




So viel also zur rechten Seite.

Wenden wir uns nun der linken Seite zu.

Und hier sieht die Welt (leider) schon wieder ganz anders aus.

Denn hier lässt sich zwar das Zahnrad drehen und die Halterungsschraube lösen…




..doch die Abzieh-Gewinde sind dermaßen ausgelutscht dass sie quasi nicht mehr vorhanden sind und ich das vermaledeite Ding selbst mit beherzten Gummi- und Vorschlaghammerschlägen keinen Millimeter gelöst bekomme.




Was nun? Ne Mutter anpunkten? Verzieht mir das nicht die Bremstrommel, wenn ich Pech hab? Fällt aus.




Also werden wir kreativ. Will heißen: Wir verzetteln uns.

Schnell aus der Schrottkiste eine Strebe hervorgezaubert und ein Stück mit der Flex abgesäbelt.




Dann werden Löcher gebohrt.

nach den leidlichen Loch-Bohrerfahrungen beim Karosseriegestell habe ich mir vor gut einem Jahr schon so einen Tannenbaum-Bohrer (wie heißt das Ding wirklich?) besorgt.




Und hiermit bohrt es sich UNGLAUBLICH!!!

Zunächst hatte ich kleine Löcher mit einem normalen Stahlbohrer vorgebohrt und die dann mit dem Tannenbaum nachgebohrt.




Feine Sache!




Allerdings habe ich bei meinem selbst konstruierten Abzieher einen so blöden Gedankenfehler gemacht, dass es mir fast peinlich ist, die Aktion hier einzustellen.




Das Ende vom Lied war ein verbogener untauglicher Abzieher…




…und eine weiterhin beharrlich festsitzende Bremstrommel.




Unfertigverrichteter Dinge wird für heute Feierabend gemacht.




Dafür ist die Freude umso größer, als ich am Tag drauf einen Zettel von der Post und vom Zoll im Briefkasten finde.

Die Teile aus Australien sind da!!!! Am 1. Mai bestellt. Am 15. geliefert. Als wäre Australien gleich nebenan!




Freitagmorgen habe ich es dann tatsächlich auch zum Zoll geschafft. Eine gute Stunde musste ich, obwohl da kaum was los war, allerdings warten, bis ich dran war und wir das Zollprocedere abwickeln konnten.

Bei Waren, die im außereuropäischen Ausland bestellt werden, muss man für die Berechnung der Gesamtkosten noch Zollgebühren und Märchen-, äh, Mehrwertsteuer berücksichtigen.

Und zwar nicht auf den Bestellwert, sondern auf den Bestellwert zzgl. Frachtkosten.

Die Zoll-Rate wird für solch eine Bestellung pauschal berechnet und belief sich bei mir auf 3,5%. Die Höhe der Märchensteuer kennt Ihr ja.

Kombinationsbild zur Halbzeitverlosungsschnitzeljagd



Das was auf der Rechnung des Lieferanten drauf steht wird zur Zoll- und Mehrwertsteuerberechnung herangezogen.

Zwar hatte man mir für den Weg vom Zolltresen zum Auto einen Handkarren angeboten aber dank der netten Hinweise auf dem Karton wusste ich, wie ich den Karton ohne das Risiko von Bandscheibenvorfällen oder Ähnlichem zum selbst tragen konnte.




Und zu Hause angekommen war dann einen langen Moment lang erstmal Weihnachten und Geburtstag in einem:




Ja, genau so benommen-verschwommen habe ich den Inhalt des Pakets dann auch erstmal bewundert.




Dann kam die Detailprüfung.




Geliefert wurden:

Bremsleitungen, Glühkerzen, neue Freilaufnaben, ein Satz neue Spurstangenköpfe, eine Scheibenwischwasserdüse, Nummernschildleuchten, ein Lenkhebelüberholsatz,




verchromte Edelstahl-Radmuttern, Dichtringe für die Differenziale (die nach Rückversicherung auf jeden Fall getauscht werden), ein Überholsatz für die Vorderachse, Überholsätze für's Anflanschen der Kardanwellen an die Diffs, die Blinker für die vorderen Radkästen,




neue Achsschenkellager, Bremsbacken, ein Bremsüberholsatz für die Vorderachsenbremsen, neue Motorhalterungen,




Auspuffhalterungen, Kühlerhaubenhalterungen und ein Überholsatz für das Umlenkrelais (?).




Ne Menge Zeug, bei dem mir erstmal schwindelig wird und das eine neue Menge Arbeit impliziert. Aber so soll's ja sein. Da steht der Überholung der Vorderachse erst mal nichts mehr im Wege…. Bis auf ein paar Teile, die ich bei der ersten Bestellung irgendwie vergessen habe. Aber dann wird halt nochmal bestellt.

Die Jungs in Australien sind enorm freundlich, hilfsbereit und sagen einem auch mal, wenn man ein Teil nicht braucht, das man eigentlich bestellen sollte. Die Lieferung ist enorm schnell und die Teile kommen größtenteils vom Original-Hersteller in Japan.

Wer mal selbst stöbern will, der kann das über den Ebay-Shop von ROODOGS 4WD SPARES tun. Die liefern nicht nur für Toyota sondern für so ziemlich alles was in der Allrad-Welt so kreucht und fleucht.

Eine absolute Empfehlung!!!

Und ich werde mir jetzt mal überlegen, was ich noch alles brauche…

Eine erfolgreiche Woche wünscht

Tsuppari

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