Montag, 9. Juni 2008

Tag 153: Die miesen Diffs

<< rückwärts   Schnellnavigation   vorwärts >>


"Boah, war das gemein letzte Woche! Da wird noch groß angekündigt, dass iiiirgendwann im Laufe der Woche Tag 153 eingestellt wird, und dann kommt nix. Na so was! Kann man dem Menschen überhaupt noch trauen! Verlässt den Typen nach drei Jahren (fast) auf der Stelle treten der Elan und die Disziplin??? Zeigt Tsuppari jetzt sein wahres Gesicht und müssen wir ihn ab sofort "Mr. Schlendrian" nennen????"

Neeein! Bitte nicht schlagen!!!

Ich bin auch die ganze Woche mit einem schlechten Gewissen herumgelaufen. Aber ich hab auch ehrlich gesagt die freien Tage (obendrein hatte ich vergangene Woche drei Tage Urlaub) extrem genossen und die Nachmittage in brütender Hitze mit Frau und Kind am Strandbad Wannsee verbracht.

Und obendrein wollte ich die festliche Stimmung des dreijährigen Jubiläums nicht mit dem schlechten Karma von Tag 153 verderben.

Das kommt heute erst. Als Auftakt des vierten Landcruiser Experiment Jahres.

Es fing recht entspannt an.

Erstmal haben die Teile in der Lackierkabine ihre letzte Lackschicht verpasst bekommen.




Auch beim Reinigen der Werkzeuge gab es keine besonderen Vorkommnisse.






In trügerischer, weil mittlerweile ungewohnter Ordnung (hatte letztes Mal ganz entspannt zu den Klängen von Klassik Radio (ausnahmsweise mal nicht Motor.fm) RICHTIG aufgeräumt), wartet die Werkstatt auf meinen Schaffenswillen.












So viel Ordnung und so viel Ruhe (das Radio bleibt heute aus) sollten doch die besten Voraussetzungen liefern, um der Differenzial-Problematik heute Herr zu werden.

Wir rekapitulieren:

Durch Unachtsamkeit (eine Formulierung, die sich auch bei Schadensbeschreibungen an Versicherungen gut macht), hatte ich versehentlich den Diffkorb der Vorderachse mit dem Kegelrad der Vorderachse und aber dem Tellerrad der Hinterachse in die Hinterachse verbaut.

Das heißt: Bis auf das Tellerrad enthält die vermeintlich final montierte Vorderachse sämtliche Komponenten, die eigentlich zur Vorderachse gehören.

Und das blöde ist: Der Differenzialkorb wurde bereits samt Dichtung und Dichtungskleber montiert.




Es bleibt uns also fast nichts anderes übrig, als den Differenzialkorb wieder abzunehmen und das ganze nochmal auseinander und dann richtig zusammenzubauen.




Mit dem entsprechenden Werkzeug versuche ich, die frisch geklebte Geschichte wieder aufzumachen.




Doch das Sch... Zeug hält!!!

Oh Mann! Was soll das denn???? Ich krieg die Glocke nicht runter. Ne gute halbe Stunde doktor ich an dem Gehäuse herum. Erfolglos.

Ach du Schande! Was mach ich denn jetzt??????




Nachdenken.

Vielleicht könnte ich einfach die Komponenten der Vorderachse in der Hinterachse lassen und über die Öffnung auf der Rückseite das falsche Tellerrad herausnehmen und das neue einsetzen.




Sprich, ich würde dann das gesamte Diff der Vorderachse in der Hinterachse verbauen und hätte dann, wie damals mal diskutiert, Vorder- und Hinterachsdifferenzial getauscht. Das wurde von einigen empfohlen, da in der Regel die Hinterachsdifferenziale (weil Hinterradantrieb) stärker abgenutzt sind, als die Vorderachsdifferenziale, die man nur im Allradbetrieb einsetzt.




Der Tausch der Tellerräder würde allerdings auch bedeuten, dass ich das Innenleben des Vorderachstellerades ausbauen muss.




Mit Innenleben meine ich die Ausgleichszahnräder, die man bei der Hinterachse herausnehmen musste, um die Achswellen aus dem Achskörper herauszuziehen. Der aufmerksame Leser erinnert sich sicherlich.




Aber bevor ich irgendwas auseinanderbaue, erfahren die Komponenten erstmal eine intensive Reinigung.




Vom ganzen Abbremsen zur Tragbildüberprüfung sind sowohl Tellerrad, als auch der andere Diffkorb total blau und voll mit Holzspänen. Man könnte fast meinen, dass Kegel- und Tellerrad aus Kobalt wären...




Also ab in die Dusche damit.




Den Achskörper habe ich mittlerweile auf die Arbeitsplatte gewuchtet und beginne nun mit der OP.




Dabei stoße ich gleich auf das erste Hindernis.




Man kommt gar nicht so ohne weiteres an die Einstellringe, wenn das Tellerrad bereits in der Achse verbaut ist.




Aber wenn man das Tellerrad samt Brücken und Einstellringen einsetzt, könnte es klappen.




Also erst mal raus mit dem Hinterachs-Tellerrad aus dem Vorderachs-Diffkorb (der fälschlicherweise in der Hinterachse verbaut ist).




Und rein mit dem Tellerrad der Vorderachse. Das Innenleben bleibt erstmal drin. Das kann ich auch noch nachträglich entfernen, falls die OP klappt.




Es bedarf einigem Gefummel und mehreren Anläufen, bis das Tellerrad samt den Brücken und den Ringen so von hinten in die Achse eingesetzt ist, dass ich die Einstellringe drehen kann und den Eindruck habe, dass alles seine Richtigkeit hat.




Mit dem hinteren Ende eines Pinsels (der beim ersten Versuch gleich abbricht) kann ich die Einstellscheiben bewegen.




Doch irgendwie klappt das nicht so richtig.

Also nochmal raus mit den Brücken.




Und wieder rein.




Um Entlastung auf die eine Einstellscheibe zu bekommen und das Lager auf der anderen Seite in die optimale Position in die Lagerschale zu drücken, kippe ich die Achse.

Mal auf die eine und mal auf die andere Seite. Das Photo hier zeigt die eine Seite. Für die andere Seite habe ich die Achse auf den Tisch gestellt. Hui, war das eine wackelige Angelegenheit...




Es wird also weiter eingestellt und gedreht und eingestellt und gedreht...




...und gedreht und eingestellt und gedreht und eingestellt. Und nochmal eingestellt und nochmal gedreht etc.




Nachdem ich der Meinung bin, dass das jetzt einigermaßen passen sollte, baue ich mir den Kardanflansch vom herumliegenden (eigentlichen) Hinterachs-Diffkorb ab.




Der sieht durch das ganze bisherige Hin und Her ordentlich mitgenommen aus und ich muss ihn erstmal wieder ein bisschen in Reihe hämmern. Das klappt recht gut und in der Freude darüber habe ich wohl vergessen ein Photo vom gerichteten Flansch zu machen.




Egal.

Der gerichtete Flansch wird auf den Diffkorb aufgesetzt...




...und ich sage: "Touchet".

Ähem. Nee. Ich sage: "Touchier!"

Haalt! Ganz so schnell auch wieder nicht. Erstmal das Spiel messen.

Spiel passt.

Also her mit der Touchierpaste.




Schön einschmieren, mit Holzleiste blockieren, und....




Das kann doch nicht wahr sein. Wieder das gleiche falsche Tragbild wie schon die ganze Zeit. Leider ohne Photo.

Ich könnte ausrasten. Jetzt hab ich die Diffs bestimmt insgesamt zwanzigmal auseinander und wieder zusammen gehabt.

Und es passt immer noch nicht!!!

Es ist zum Mäusemelken!

Versteht Ihr jetzt, warum es Tag 153 nicht in der Jubiläumswoche gab? Das hätte doch absolut nicht gepasst, oder?

So kann ich nur sagen:

Daumen ganz weit nach unten.

Wir sind noch nicht fertig mit den blöden Diffs. Doch ab jetzt nehme ich die Sache persönlich.

Diese miesen Dinger...




Doch was ist das???

Ein Zeichen?

Ein Lichtschimmer am Horizont???

Beim ganzen hin und her Gewerke und Geschiebe hat sich der Diffkorb gelöst!

Ich entdecke diese göttliche Fügung, als ich gerade das Licht ausmachen und übelst gelaunt nach Haue gehen will.




Da hellt sich die Laune schlagartig wieder auf!

Der Daumen geht nach oben!



Nächste Woche mach ich die Dinger fertig!!!!!!

Ha!

<< rückwärts   Schnellnavigation   vorwärts >>


_________________________________________________________

| 4 Kommentare / Ratschläge |



Zum Seitenanfang / Das Experiment jetzt weiterempfehlen!

Flattr this

___________________________