Montag, 14. Juli 2008

Tag 158: In der Spur

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Schade.

Nachdem die Radlager gerade mal unglaubliche fünf (!!!) Tage gebraucht haben, um aus Australien hier her nach Berlin zu kommen, können wir heute dennoch nicht in den Genuss einer Lager-Einsetz-Session gelangen. Es war nämlich leider niemand zu Hause, um die Dinger am Freitagnachmittag entgegen zu nehmen. Und da nochmal ein paar Kröten an Zoll gezahlt werden mussten, konnten sie auch nicht wie sonst üblich unten beim Obsthändler abgegeben werden.

So müssen wir halt bis nächste Woche warten. Find's aber vor allem schon cool, dass ich die Lager nicht beim Zoll abholen muss. Da wartet man immer Ewigkeiten bis man dran kommt, während die Jungs hinterm Tresen absolut die Ruhe weg haben. Obwohl 25-40 Leute, die alle extra früh gekommen sind, weil sie zur Arbeit müssen, undgeduldig und mitunter hektisch warten, das sie endlich dran sind, läuft hinterm Tresen alles wie in Zeitlupe. Echt krass. Ich meditiere dann immer innerlich und versuche Ruhe zu bewahren. Aber eigentlich macht es mich WAHNSINNIG.

Nun gut. Heute also aber erst mal keine Lager.

Dafür haben wir in der Werkstatt weiteres Elektro-Verbesserungspotenzial.

Hier oben brennt nämlich seit Einzug nur eine einzige Neonröhre, obwohl in der Fassung eigentlich Platz für zwei wäre.




Also schnell zum Baumarkt und eine zweite Röhre besorgen.




Den Unterschied merkt man schon, oder????

Vorher:




Nachher:




So, was jetzt anfangen mit dem angebrochenen Abend.

Am besten irgendwas arbeiten, bei dem ich mich über die (ungesicherte) Hängesteckdosen freuen kann.




Eine Lager-Montierhilfe bauen. Gute Idee.

Dazu nehme ich die beiden alten Hinterachs-Lager und punkte sie mit vier Schweißpunkten aneinander.




Hintendrauf wird eine Hammer-Schlagfläche geschweißt.




Jetzt müssen nur noch mit der Flex und der Fächerscheibe rundrum vorne ein paar Zehntelmillimeter runter geschliffen werden, damit ich nicht beim Montieren der neuen Lager auf einmal drei Lager in der Achse fest stecken habe.

Schon fertig. Schade.




Und bei aller Unsicherheit über Kopf stelle ich doch fest, wie vorteilhaft es ist, wenn man nicht mehr über Kabel stolpern kann, wenn die den Boden nicht mehr berühren.




Mmh. Was machen wir als nächstes?

Mit den Achswellen der Hinterachse kann ich weiter erstmal nichts anfangen. Die räume ich lediglich permanent von rechts nach links, zurück nach recht etc.

Habe allerdings entschieden, die "Achswellenteller" am Ende der Achswellen komplett mit zu lackieren. Die setzen immer wieder oberflächlichen Flugrost an. Da spricht doch nicht wirklich was gegen, oder?




Mal sehen.

Vielleicht könnten wir ja schon mal mit dem Zusammenbauen des ganzen Hinterachsen-Bremskrams beginnen.

Die Teile sind eigentlich alle da.





Bis auf vereinzelte Schrauben, die ich nach der schiefgelaufenen geplanten Galvanisierung von neulich jetzt gestrahlt hier rumliegen habe.




Aber vielleicht brauchen wir die auch erstmal gar nicht, wenn wir uns erstmal nur mit dem Zusammenfummeln dieses Bremsbacken-Mechanismus beschäftigen.

Erstmal alle Teile, die dafür benötigt werden Zusammensortieren.

Herrlich. Der Pedant in mir macht Luftsprünge. Viel zu schade eigentlich zum Zusammenbauen.




Mal schnell im offiziellen Almanach nachschlagen, was ich denn da jetzt alles berücksichtigen muss.

Neben den ganzen digitalen Handbuchversionen bin ich seit wenigen Tagen in Besitz eines...




originalen, offiziellen und gedruckten Toyota Land Cruiser Werkstatthandbuchs, das ich aus Ikes FJ-Restekiste erstanden habe.

Nachdem Ike letztes Jahr seinen FJ nach Holland verkauft und damit ein über fünfundzwanzig Jahre währendes Kapitel seines Lebens final abgeschlossen hat, kam er neulich mit nem ganzen Schwung Unterlagen zu mir, die nach kurzer Verhandlung schließlich in meine treuen Hände übergegangen sind.




Leider ist der äußerst passende Mickey-Mouse-Ordner schon etwas ausgelutscht, sodass ich beim Blättern immer wieder die eingetüteten Seiten wieder einsortieren muss.

Vielleicht denke ich die Tage mal dran, einen vernünftigen Ordner mitzubringen.

Oh. So wie es aussieht macht das gar nicht wirklich Sinn, die Bremsbackenmechanismusgeschichte jetzt schon zu montieren, da ich zuerst einentlich die Ankerplatte auf die Achse montieren, dann die Steckachse in den Achskörper einführen muss.

Mist.




Aber ich kann zumindest ja schon mal schaun, ob ich irgendwelche Werkzeuge, Fette oder sonstiges brauche, die ich schon mal besorgen kann, um nicht deswegen demnächst wieder ins Stocken zu geraden.




Fett habe ich da. Muss nur noch prüfen, ob das auch tatsächlich "non melting grease" ist.




Außerdem notiere ich mir, dass ich mal beim Korrosionsschutz-Depot nach diesem Bremszangenfeder-Montierwerkzeug schaue. Und ggfs. muss ich auch nochmal ne flachere Zange besorgen.



Aber nach Hause gehen ist noch nicht. Ein bisschen was wollen wir schließlich noch schaffen.

Wie wäre es mit den Spurstangen. Die, zumindest die eine lange brauche ich ja ziemlich unmittelbar dann, wenn ich die Achsen fertig habe und die Reifen an der Vorderachse montieren möchte. Sonst kippen mir die Räder dauernd zu beiden Seiten weg.




Da sind sie. Im Handbuch steht genau, in welchem Abstand die Kugelgelenke der einzelnen Stangen später montiert werden müssen.

Es spricht also nicht wirklich was dagegen, die Dinger jetzt erstmal zu entfernen, um die Stangen dann entsprechend zu innen und außen zu entrosten.




Um auf der sicheren Seite zu sein, will ich heute aber lieber mal ganz genau sein und vermesse die aktuelle "Einschraubtiefe" der Kugelstangenköpfe.




So habe ich später zumindest einen etwaigen Richtwert, wie tief ich die neuen Köpfe reinschrauben muss.
















Und die liegen auch schon bereit.

Was mir allerdings auffällt ist, dass die Schmiernippel ganz anders aussehen als die, die an den alten Spurstangenköpfen dran waren...




Die sehen nämlich so aus:




So. Genug gemessen und analysiert.

Bleibt nur:

Wie krieg ich die Köpfe denn jetzt von den Stangen runter? Die sind ca. 4 cm in die Spurstrangen geschraubt. Ob's sogar nochn Feingewinde ist, weiß ich jetzt gar nicht genau. Auf jeden Fall sitzen die Dinger so was von fest, dass man sie gar nicht so ohne weiteres überhaupt erstmal ansatzweise gängig bekommt.

Es geht also erst mal gar nichts.

Letztendlich habe ich sogar die Alubacken ausm Schraubstock nehmen müssen, dass die Stange wirklich fest saß. Dann habe ich ein Stück Vierkant-Rohr (aus der Schrottkiste unter dem Arbeitstisch) als Hebel über den "Kopfkonus" angesetzt, ordentlich Caramba Rasant drauf und dann so lange genudelt, bis die 4 cm Gewinde aus der Stange waren. Fleißarbeit unter körperlichem Einsatz sozusagen.




Aber irgendwann waren die Dinger runter.




Und aus den Stangen konnte ich erstmal einen ordentlichen Schwung Rost ausgießen.




Bevor ich also an das Äußere der Stangen gehe, muss ich erstmal an ihr Inneres.

Ganz am Anfang des Experimentes, an Tag 3 oder 4, hatte ich die Frage gestellt, wie man die beiden hinteren halben Klapptüren, die so richtig rasseln vor Innenrost, von innen entrosten würde.

Einen der coolsten Kommentare fand ich damals den Tipp mit dem Splitt. Loch bohren, Splitt rein und dann rasseln bis der Arzt kommt. Und ein anderer hatte dann noch geschrieben, dass man das Rasseln auch nem Betonmischer überlassen könnte, den dem man das zu "rasselnde" Teil angebunden hat.

Auf jeden Fall hatte ich damals an irgend nem Bahnhof in Buxtehude, an dem ich mit meiner Freundin auf einen Verbindungszug gewartet hatte, am Gleis so ein Streusplitt-Container entdeck und mir zwei so größere Schnellverschlssbeutel Splitt mitgebracht. Die Beutel waren so welche mit medizinischen Hinweisen und Warnsymbolden ausm Zahnlabor und ich hatte mich schon drauf gefreut Euch zu erzählen, dass das ein ganz besonderer High-Tech Entrostungssplit aus der Wasweisichwasindustrie wäre oder so. Aber jetzt wo ich sie tatsächlich mal bräuchte, finde ich sie nicht.

WO SIND DIESE BEUTEL???

Ich stelle noch ein paar Minuten die Werkstatt auf den Kopf (förder dabei noch so unglaublich viele, längst verdrängte Baustellen zu Tage, dass mir die Haare zu Berge stehen) und gebe schon fast auf, als ich draußen herumschlender und sehe, was schräg neben Jimmy's Garage liegt.

EIN HAUFEN SPLITT!!!




Also wird jetzt erstmal ne Runde gerasselt.




Und dann habe ich endlich mal die Gelegenheit, dieses Zeug hier zu benutzen. Zu Fertan kamen am Anfang des Experiments bei den ersten Rostfragen ziemlich viele Kommentare und mittlerweile hab ich auch außerhalb darüber mittlerweile so viel gelesen, dass ich auf die Anwendung jetzt richtig gespannt bin.

Hatte mir damals schon nen Liter Fertan besorgt und freue mich jetzt um so mehr, dass ich den schön, wie es sein soll, griffbereit in der Chemikalienkiste stehen habe.

Erstmal öffnen und dran riechen.

KRÄUTERSCHNAPS????

Riecht wie eine Hardcore-Version von Underberg oder so. Man ist fast geneigt mal dran zu nippen. ;-)




Nachdem ich also die Verkostung hinter mir habe, wir auch mit dem "Rassel-Entrosten" durch sind, stelle ich die Stangen nacheinander in einen Eimer, pack oben nen Trichter drauf und lass das Fertan oben reinlaufen. Dabei drehe ich die Stange langsam, dass das einmal rundrum durchfließt.




Den Vorgang wiederhole ich für alle Stangen drei- oder viermal, wobei ich das unten im Eimer eingefangene Fertan immer wieder verwende. Riecht schon mal echt abgefahren das Zeug, aber man muss, wenn Sauberkeit höheres Gebot ist als bei mir, echt aufpassen, wo einem was davon hin läuft. Das Zeug macht richtig ordentliche Flecke.

Morgen oder übermorgen muss ich die Rohre mit Wasser (!) ausspülen, und fertig. Dann hat sich der Rost scheinbar wieder in Metall umgewandelt und dabei glaub ich noch eine Art Schutzschicht aufbaut. Wenn man dann noch mit nem adäquaten Schutzwachs den Hohlraum ausspritzt, ist man erstmal auf der sicheren Seite. Wobei ich ja kein Freund von diesem überheftigen Schmierkram für Innenbereich bin, weil einem die Suppe bei heißem Wetter später immer irgendwo rausläuft. Aber da kommen wir später zu.




Die Schellen der Spurstangen entfette ich jetzt erstmal und überlege später, ob ich sie strahle und lackiere oder vielleicht doch noch verzinke.




72 Stunden später

Die Behandlung mit Fertan ist abgeschlossen. Die Stangen sind durchgespült, getrocknet und durchgeblasen. Die (alten) Kugelköpfe sind wieder aufgeschraubt, um die Gewinde zu schonen.

Ab mit dem Zeug zur Strahlerei.




Ich bin eigentlich schon auf dem Weg nach Hause, als ich doch nochmal einen Blick in die Off-Road-Hefte werfe, die Ike mir mit dem Handbuch tagelassen hat.

Und gleich als erstes schlage ich diese genial coole alte Anzeige auf.

Ohne weitere Worte...




In diesem Sinne eine erfolgreiche Woche!

Tsuppari

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Tag 158, Frage 1:

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Gibt es einen besonderen Unterschied zwischen den beiden Schmiernippelarten? Hat dieser hier irgendwelche Vorteile gegenüber dem anderen???


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