Tag 47: Gestell, die Zweite!
Für hiesige Verhältnisse hat es diesen Winter hier ganz schön ordentlich geschneit und es ist erstaunlich, dass Mitte März immer noch Schnee liegt.
Jetzt setzt allerdings langsam Tauwetter ein und das bringt einen überaus nervigen Nebeneffekt mit sich:
TAUWASSER !
Ob vom Garagendach, von den Seitenwänden oder von der Garagenrückwand. Von Überall sickert das Wasser in meine Wirkungsstätte und bildet an einigen Stellen bis zu drei Zentimeter tiefe Schmutzwasserpfützen.
Als hätte ich nicht schon mein Fett mit Regen- und Kondenswasser abbekommen setzt das Tauwasser noch mal einen oben drauf. Super Urlaub!
Die vergangenen Monate haben mich gelehrt, dass es scheinbar keinen Sinn macht, dem Wasserproblem mit Stückwerk zu Leibe zu rücken und ich entscheide mich, diese neue Dimension des Wasserproblems einfach mal zu ignorieren. Im Sommer, wenn alles schön trocken ist werde ich die Plage dann mal einmal richtig und ein für alle Mal ausmerzen und dafür sorgen, dass der kommende Winter ein trockenerer Winter wird.
Heute gibt es außerdem wichtigeres zu tun. Es soll mit dem Gestell wieder ein Stück voran gehen.
Gestell, die Zweite:
Das Basisgestell ist letzte Woche ja weitest gehend fertig geworden. Für heute ist die tragende Konstruktion geplant.
Dabei beginne ich mit den Streben, auf die die Karosserie an den Rahmenschrauben verschraubt werden soll (die orangenen Streben in der Zeichnung). In Ergänzung zu meiner Zeichnung werde ich überall dort, wo die Rahmenschrauben sitzen einen Abstandhalter auf die Streben aufschweißen, damit ich dort wo die Streben unter der Karosserie verlaufen trotzdem noch einigermaßen an die zu bearbeitenden Flächen dran komme.
Wie von Euch vor einigen Wochen vorgeschlagen setze ich jetzt auf extra dünne Flex-Scheiben. Beim Kauf hat mir der Werkzeugladenmann einen Satz dünne Pappscheiben mitgegeben, die bei den extradünnen Trennscheiben zur Zusätzlichen Fixierung untergelegt werden.
Ungefähr so…
Und dann geht's los.
WOW! Das ist ja mal echt komplett was ganz Anderes. Mit den Dingern schneidet es sich durch die Streben wie durch Butter. Und dazu noch extrem präzise.
Gleich beim ersten Arbeitsstück erziele ich eine völlig neue Ergebnisqualität. Die Kanten sind schniekegerade und ich kann mir das aufwändige Plan- und Geradeschleifen sparen.
Super!!! Danke für diesen wertvollen Tipp.
Im Akkord werden neben den Hauptstreben auch gleich die Abstandshalter zurechtgeschnitten.
Bevor es dann ans Schweißen geht, geht's erstmal ein bisschen ans Rechnen.
Die beiden Querstreben, die ganz vorne und auf der Höhe der Sitzlehnen unter der Karosserie verschraubt werden sind um einige Zentimeter höhenversetzt. Beide Streben sollen mit einer Längsstrebe (Nr. 11) miteinander verbunden werden.
Mir stehen zwei Varianten zur Verfügung.
Variante 1: Den Höhenunterschied ermitteln und dann den Winkel ausrechnen, den die Längsstrebe (11) vorne und hinten (rechts und links im Bild) haben muss, dass, wenn ich sie mit den beiden Querstreben verschweiße, diese den gewünschten Höhenunterschied haben. Diese Variante würde dann implizieren, dass auch die Strebe (10), die nach Oben zur Trägerstrebe (6) läuft, unten auch wieder nach einem genau berechneten Winkel zugeschnitten werden müsste, damit sie gerade nach oben steht.
Variante 2: Den Höhenunterschied messen und dann von der Längsstrebe (11) auf beiden Seiten Aussparungen herausschneiden, die so bemessen sind, dass der übrig gebliebene Abstand dem gewünschten Abstand entspricht. Damit würde ich mir das Winkelrechnen und aufwändige Zuschneiden der Variante sparen.
Ich entscheide ich für Variante 1 und schneide nach einiger Rechenfummelei die entsprechenden Aussparungen in die Strebe.
Anschließend werden die Abstandhalter angebracht…
…und die Löcher für die Rahmenschrauben gebohrt.
Auch hier wieder ein Dankeschön an die Landcruiser Experiment "Tippgemeinschaft." Habe die vormals so verfluchte Tischbohrmaschine heute mal aufgeklappt und so lange an den Übersetzungsgummis rumgespielt, bis die Drehzahl so reduziert war, dass der Bohrer nicht mehr ganz so doll geflattert hat. Damit ging's dann einigermaßen, wenn auch noch nicht wirklich optimal.
Dann noch ein kurzer Test, ob die Löcher überhaupt groß genug für die Rahmenschrauben sind…
Jau, passt.
Dann mal weiter:
Den ersten Querträger hatte ich ohne Probleme angepunktet und mit der Längsstrebe verschweißt. Anschließend wollte ich die zweite Strebe mit meinem Rechtwinkelhilfsittel™ fixieren, um auch diese entsprechen anzuschweißen. Etwa so:
Dafür habe ich die bereits verschweißte Konstruktion auf den Arbeitstisch gelegt und die Querstrebe erstmal an die Stelle aufgelegt, wo sie verschweißt werden sollte. Eine ganz schön wackelige Angelegenheit. Ich hätte wissen müssen, dass das nicht gut gehen kann.
Beim Versuch, das Ganze mit einer Hand fest zu halten und gleichzeitig von der anderen Seite des Tisches das Maßband zu greifen ist es dann passiert.
Die Konstruktion fing an zu Kippeln, kam aus der Balance, die zweite Querstrebe fing an zu rutschen und die ganze Konstruktion neigte sich langsam, um dann mit einem riesen Krach vom Tisch auf den Boden zu kippen.
Und ich stand auf einmal im Dunkeln.
Licht weg.
Strom weg.
Stille…
Zunächst habe ich überhaupt keinen Plan, was da denn jetzt passiert war. Zum Glück ist's draußen noch hell und ich öffne zuallererst mal das Garagentor, um mir ein Bild von der Lage zu verschaffen.
Das Gestell ist runtergeknallt. Okay. Aber warum ist der Strom weg? Ist das Ding beim Runterfallen gegen die Neonröhre gekommen? Dort kann ich nix erkennen.
Beim Überprüfen der Kabel am Garagenboden entdecke ich, dass im Massekabel des Schweißgerätes ein kleiner Riss ist. Eines der Vierkantrohre ist scheinbar mit einer der Schnittkanten mit der entsprechenden Wucht auf das Kabel gefallen, hat dort eine Kerbe reingeschlagen und damit den Kurzen verursacht.
Wie ärgerlich. Das wirft mich ordentlich aus dem Konzept, denn ich will ja hier jetzt doch irgendwann mal vorankommen und hab keine Ahnung, wann ich es schaffe, mir ein neues Massekabel zu besorgen. Schöne Bescherung.
Das blöde an der ganzen Sache ist, dass es nicht nur die Sicherung in meinem Sicherungskasten rausgehaun hat, sondern gleich die Sicherung beim Vermieter hintendran.
Das bedeutet im Klartext: Zwangsfeierabend. Weil: Kein Strom = kein Flexen, kein Schleifen, kein Bohren, kein Schweißen, etc. Aber das hatten wir ja schon mal.
Also wird aufgeräumt.
Die Schweißanlage wird geparkt und zugedeckt.
Und die Flexe werden zusammengepackt.
Dabei mache ich eine Entdeckung.
Nicht der mini Riss am Massekabel, sondern das fast komplett durchtrennte Kabel meiner einen Flex ist Verursacher des Totalblackouts.
Hier hat die Stahlstrebe scheinbar mit voller Wucht zugeschlagen. Obwohl das natürlich auch ziemlich nervig ist, ist es doch weniger schlimm als das Massekabel und lässt sich, denke ich ohne Probleme provisorisch Flicken, damit es zumindest beim nächsten Mal dann wieder "volle Ölle" weiter gehen kann. Nur für heute ist aufgrund des fehlenden Stroms erstmal Schluß.
Um den angebrochenen Arbeitstag aber dennoch ein bisschen zu nutzen wende ich mich nun doch noch dem Tauwasser zu….
…und schöpfe mit Hilfe der Kehrschaufel sechs Eimer Dreckswasser aus der Garage…
Hätte gerne noch ein bisschen mehr geschafft bekommen aber heute sollte es wohl halt nicht sein.
Und ER steht nur da und grinst blöde…