Tag 18: Kabel und Radkästen
Neuer Tag, neues Glück. Ich mache mich an die Arbeit und blende die "Starkstrom-Problematik" weitestgehend aus.
Weitestgehend, denn beim Öffnen der Garagen fällt mein Blick unweigerlich auf die Türe, hinter der sich der Grund verbirgt, warum das mit dem Starkstrom in nächster Zukunft wohl nichts geben wird.
Ich habe also weiterhin weder Starkstrom noch "normalen" Strom. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als Tätigkeiten durchzuführen, bei denen ich keinen Strom brauche.
Putzen
Vor einigen Wochen hatte ich das Kühlwassser-Expansionsgefäß außen von einer millimeterdicken Schmutzschicht befreit. Der Dreck innen drin hielt allen Versuchen mit "Cillit Bang" (was für ein schräger Produktname) und den anderen Mittelchen stand.
Also wird heute auf ein japanisches Hausrezept zurückgegriffen, um den Innenraum des Behälters zu reinigen. Mit Eierschalensplittern.
Das Rezept:
Man gebe sich den totalen Eiweißschub in Form von hartgekochten, gerührten, gespiegelten oder weich gekochten Eiern zum Frühstück (mindestens 5 Stück) und hebe die Eierschalen auf. Alternativ bietet sich hier auch ein guter Zeitpunkt, um den Inhalt der Eier, die in einer "Eierlaune" gekauft aber dann doch nicht gegessen wurden und im Kühlschrank das Verfallsdatum weit überschritten haben, zu entsorgen.
Die Eierschalen werden mit der Hand zerrieben und die ungleichmäßig großen Splitter bilden dann ein optimales "Naturschleifmittel".
In Kombination mit ein bisschen Wasser, Spüli, Cillitbang oder sonstigen Reinigern werden die Schalensplitter in das zu reinigende Gefäß gegeben und dann wird ordentlich geschüttelt, bzw. das Behältnis so hin und her bewegt, dass die Schalen jeweils über eine der Innenflächen schleifen.
In der Familie, bei der ich das "Verfahren" in Japan kennen gelernt habe, wurde es eingesetzt, um Kaffeereste aus Kaffeekannen oder festgebackene Reste aus Kochtöpfen oder Pfannen zu beseitigen.
Doch auch für "Expansionsgefäße" mit einem schmierigen Gemisch aus Kühlwasserrückständen, Öl, Schmutz und Fliegenbeinen erzielt es das gewünschte Resultat.
Der Behälter ist nun auch von innen piekfein sauber:
Mein Tipp an alle: Eierschalen in Zukunft immer aufheben. Je mehr man davon hat, desto besser.
Genug geputzt
Jetzt wird wieder geschraubt.
Ich mache weiter im Innenraum. Heute stehen die Radkästen auf dem Plan. Da einige der Stromleitungen über den, bzw. entlang der Radkästen verlaufen, muss einiges erstmal abgestöpselt werden. Alle Kabel, die ich "abstöpsel" werden mit einem Etikett beklebt, welches mir sagt, um welches Kabel es sich hier handelt.
Gleich beim ersten Kabel stehen mir die Fragezeichen im Gesicht. Was ist das für ein Klotz, zu dem eine Abzweigung des Hauptstromkabels auf der Fahrerseite führt. Hier ist Selbsthilfe angesagt.
Vor knapp drei Jahren, als ich meine ersten Schraubversuche an dem Wagen gewagt habe, hatte ich mir mal ein komplettes Handbuch irgendwo im Internet runter geladen. Um ölverschmierte und zerfledderte Seiten, wie ich sie bis dahin bei meinem Elektro-Schaltplan schon erlebt hatte, künftig zu vermeiden hab ich mir die Arbeit gemacht und jede Seite des Handbuchs einzeln eingeschweißt. So kann ich ohne weiteres jede Seite auch mal einzeln herausnehmen und neben die aktuellen Arbeiten legen und Schmutz und Öl kann ich einfach wieder abwischen.
Auch wenn ich damals bestimmt 2 Stunden mit dem "laminieren" verbracht habe, kann ich diesen Aufwand nur jedem Schrauber empfehlen, der irgendwo Zugriff auf ein A4 Laminiergerät hat. Bzw. einfach mal bei Ebay reinschauen, da gibt's die Dinger relativ günstig.
Kurz also in meinem laminierten Handbuch nachgeschlagen finde ich raus, dass es sich bei dem "Klotz" um den Starter handelt. Wieder was gelernt.
Das Starterkabel wird also entfernt und alles, was sonst noch so bei der Demontage der Radkästen im Weg ist. Alle Kabel werden fein säuberlich beschriftet:
Dann kommen die Radkästen an die Reihe. Ganz schön schwere, grobe Teile… Die roten Teile oben (hinterer Radkasten auf dem Photo) sind tatsächlich mit einer extrem biestigen schwarzen Masse mit den Radkästen selbst verklebt. Denke da muss mal ein Heißlutföhn dran, um die Teile voneinander zu trennen.
Denke aber auch mal, dass das, was "Schlosser" gesagt hat hier zutrifft und ich die Teile beim Zusammenbauen wieder verklebe auch wenn's nicht original ist.
Damit sie beim rumräumen nicht unnötig verkratzen entferne ich heute auch gleich die Landcruiser-Embleme und poliere Sie mit Tuch und Rasant.
Der Ventilator für die Innenraumbelüftung ist heute auch an der Reihe. Das Dichtungsmaterial bröckelt schon weg, wenn man es nur anschaut…
Auf jeden Fall sind wir heute wieder ein ganzes Stück weitergekommen. Der Motorraum ist von der gesamten Verkleidung befreit.
Und es sind wieder einige demontierte Teile hinzugekommen…
Alles in allem bin ich mit dem Ergebnis des heutigen Tages sehr zufrieden. Wenn ich demnächst noch Strom habe, kann ich endlich auch mal wieder ein paar Nachtschichten einlegen…