Tag 227: Goldrausch
Gold! Gold! Gold!
Hurrah, Freunde, ich hab herausgefunden, wie man Gold machen lässt!!!!
Unglaublich.
Einfach einen Haufen alte Schrauben in Berlin Neukölln abgeben, eine Woche warten, und schon bekommt man einen Haufen Gold zurück!
Das gibt es doch überhaupt nicht. Und da streiten sich die Leute doch tatsächlich weltweit um das Zeug, obwohl es doch so einfach ist, es aus Stahl (und davon liegt ja schließlich überall genug rum) herzustellen.
Was für eine Freude!
Schaut Euch doch mal diese Schrauben an!:
Es handelt sich tatsächlich um das Zeug, was hier neulich noch total verschmoddert und verrostet rumgelegen hat.
O.K. genug gelacht. Und so doll war der Witz ja nun auch nicht. Also mal Spaß beiseite.
Das Ergebnis der Galvanisiererei finde ich umwerfend. Alle Schrauben, Muttern, Unterlegscheiben, Federn, Klemmen und viele weitere Kleinstteile der gesamten Karre habe ich die Tage beim Galvanisierer abgeholt.
Der größte Teil (siehe Photo oben), ca. 70% der abgegebenen Schrauben sehen absolut perfekt und wie neu aus.
Auch die ganzen Kleinteile (siehe Photo unten) sehen aus wie neu – sind neu.
Lediglich diese Schrauben hier sind nicht mehr zu gebrauchen. Entweder sind die Köpfe abgelutscht oder die Gewinde total hinüber. Aber dafür kann der Galvanisierer nix. Die waren auch vorher schon im Eimer.
Bei ca. 20% (roter Kasten rechts im Bild) sind entweder die Mutternköpfe noch voll Lack und/oder Langzeitschmutz oder die Gewinde sind extrem nachschneidebedürftig.
Alles in allem aber eine tolle Ausgangsbasis, um den Schrauben den letzten Schliff zu geben und kaputte Schrauben neu zu beschaffen.
Was meint Ihr, was ich da ne Arbeit gehabt hätte, wenn ich die Schrauben einzeln gestrahlt und dann selbst galvanisiert hätte. Unmöglich. Mit dem Nachschneiden der Gewinde werde ich auch jetzt noch genug zu tun bekommen.
- Szenenwechsel -
Wir befinden uns in der Lackierwerkstatt nebenan. Dort habe ich das neue Blattfederpaar, meine Lackierausrüstung (Lack, Handschuhe, Pistole, Silikonentferner etc.) im Einkaufswagen rübergeschafft.
Zum ersten Mal in meinem Leben werde ich nun in einer echten Lackierkabine lackieren.
Aber erstmal die Farbe zusammenpantschen.
Hat lang genug gedauert, aber jetzt bekommen die Federn endlich ihren letzten Anstrich.
Ihr erinnert Euch, dass die Federn eigentlich das letzte sind, was der Montage des Fahrgestells noch im Weg steht…
Ach was ist das eine Freude, mit so viel Platz um einen rum zu lackieren.
Nachdem ich fertig war, haben die Jungs den Ofen, äh die Kabine, mal schnell auf 65 Grad hochgeheizt und ne Stunde später haben die Federn ihre zweite Schicht bekommen.
Und am nächsten Morgen konnte ich sie gleich wieder mit rüber nehmen.
Et voilá! Les Fedèrs finales!
Doch Ihr glaubt doch wohl nicht, das wir zur 5-Jahres-Jubiläumsfolge (ich erwähne das hier mal so nebenbei – danke vorab schon mal für die vielen Geschenke!) damit schon am Ende der Arbeiten angelangt sind.
Jetzt geht es erst richtig los!
Ich war nämlich die Tage auch beim Pulverer, um das andere Zeug dort abzuholen.
Und das Ergebnis ist fast noch beeindruckender, als das vom Galvanisierer.
Schaut Euch doch nur mal dieses Gaspedal an:
Das sieht doch wohl zum Abschleckern aus!
Na gut, den Sedimenter hat's erwischt. Den hatte ich mit nem Deckel abgeklebt, sodass die Jungs nicht wissen konnten, dass sich darunter Kabel und Anschlüsse verstecken. Dann hätten sie's gar nicht erst mit in den Prozess geschleust. Deckel und Kabel hat's total zerschmort. Ab in die Tonne mit dem Ding.
Aber was soll's. Das trübt meine Freunde nicht. Ein bissl Schwund ist immer.... (auch wenn's wieder mal ein teures Teil erwischt hat...).
Aber nun schaut doch mal weiter.
Die Handbremsfassung...
...die Lenksäulenhalterung...
...man weiß gar nicht, wo man hinschauen soll...
Was die Griffe für Hecktüren und Reserverradhalterung angeht, bin ich mir allerdings im Nachhinein nicht ganz sicher, ob ich die nicht doch schwarz hätte machen sollen.
Genau so die Haubenscharniere.
Da aber die Außenspiegel des Cruisers auch schon silbern sind hatte ich mir gedacht, dass diese "Extremitäten" auch alle silbern sein sollten.
Mal schaun. Zur Not müssen wir sie halt irgendwann umfärben.
Auch der Lüftungscorpus ist eine Augenweide.
Zumindest so lange, bis man die eine Seite sieht, an der man wohl zu kurz mit dem Pulverzeug drüber gegangen ist. Die hat nur ein bisschen Nebel abbekommen. Muss ich noch mal hinschaffen – wenn ich noch andere zu pulvernde Teile zusammengesammelt hab.
Die Teile habe ich alle so hindrappiert, wie ich sie damals liegen hatte, bevor ich sie weggebracht habe. Das erlaubt einen schönen Vorher/Nachher-Vergleich.
Das Bild mit dem "vorher" habe ich mir (leider nur) in schwarz weiß ausgedruckt, um es hier als Vorlage zu benutzen.
Dabei ist mir noch eine ganz andere Idee gekommen.
Diese Idee betrifft die galvanisierten Schrauben.
Habt Ihr Euch schon mal gefragt, ob ich mich vielleicht schon gefragt habe, wie zum Teufel ich die einzelnen Schrauben wieder den einzelnen Komponenten zuordnen will, ohne mich dabei komplett zu verzetteln?
Hier ist die Antwort:
Habe mir alle neulich gemachten Photos von den hindrappierten Schrauben am Rechner im Bildbearbeitungsprogramm so hinskaliert und perspektivisch zurechtgezogen, dass ich sie 1 zu 1 auf Papier (A3) ausdrucken konnte.
Und das für alle Tage/Kartons.
Beim Betrachten des Bildes fühle ich mich an eine Szene aus Crocodile Dundee erinnert:
"Achtung, er hat ein Puzzle!!!!"
Crocodile Dundee's Antwort wäre jetzt:
"Ein Puzzle? Das ist doch kein Puzzle! - "
"DAS! ist ein Puzzle!"
Und um's Eck geht das Puzzle sogar noch weiter.
Ich denke, Ihr ahnt schon, worauf das Ganze hinaus läuft.
Ja.
Zuordnen.
Teil für Teil.
Schraube für Schraube.
Unterlegscheibe für Unterlegscheibe.
Mutter für Mutter.
usw.
Zur Veranschaulichung –
Das ist der Plan:
Aber erstmal – weil's so schön ist – noch den Rest hindrappieren.
Mit "Rest" meine ich den ganz oben erwähnten Goldschatz.
Auch die Dinge hier würde man am liebsten mit ins Bett nehmen – wenn das nicht schon voll wäre.
Wie neu – oder sogar neuer als neu.
So. Jetzt aber genug den schönen Dingen gefrönt.
An die Arbeit.
Schnell merke ich, dass es keinen Spaß macht, mit der Schraubenkiste von Ausdruck zu Ausdruck zu rennen und zu sehen wo das Teil hinpasst, was man gerade rausgepickt hat.
Und so sortiere ich erstmal die Schrauben mit den Lackresten so auseinander, um sie dann zielgerichtet auf die Ausdrucke zu packen, wo sie hinpassen und aber vor allem Teile montieren, die man später nicht sieht (Unterbodenschutz etc.). Hier kann ich mit den minimalen Lackresten gut leben. Und außerdem kann der Wagen am Ende ja ein kleines bisschen "Patina" an solchen Stellen haben.
Die größeren Teile zuzuordnen ist recht einfach und macht richtig Spaß. Vor allem wenn ich sehe, dass meine Ausdrucke zum Teil richtig Maßstabsgetreu ausgefallen sind.
So nach und nach füllt es sich...
...und dennoch werden die Schrauben nicht weniger.
Jetzt komme ich aber schon zu den "perfekten" Schrauben.
Und zwischendurch mal ein Beispiel, wie es hier aussieht.
Was für eine hoch konzentrierte und dennoch entspannende Arbeit
Ich weiß nicht, wie Ihr das seht: Arbeiten mit unmittelbaren und sichtbaren Fortschritten machen ohnehin am meisten Spaß.
Aber wieder komme ich an einen Punkt, an dem ich merke, dass ich das System noch weiter verbessern kann.
Ich muss weiter vorsortieren. Zum Glück habe ich noch meine Boxen von ganz damals, die derzeit weitest gehend leer sind.
Und so sortiere ich.
Kleine, mittlere, große, ganz große Schrauben.
Kleine, mittlere, große, ganz große Muttern.
Gleiches für Unterlegscheiben.
Und dann noch diverses Zusammengruppiere von Schrauben mit unterschiedlichen Köpfen etc.
Nach und nach kann ich schon erste Komponenten zusammenbauen.
Da lacht das Schrauberherz.
Auch wenn ich gerade dieses Teil ohnehin entsorgen werde, weil ich den Kupplungszylinder als Neuteil rumliegen habe. Aber egal.
Irgendwann merke ich, dass ich noch weiter untersortieren muss.
Ein Sortierkasten, der noch mit Zeug gefüllt ist, wird kurzerhand in eine freie Schublade gekippt. Das sortiere ich später weg – und habe gleich eine neue Kleinstbaustelle geschaffen. Aber egal.
Und so wird weiter munter untersortiert...
Sortiert – bis der Arzt kommt.
Was für ein schöner Zeitvertreib, wenn man ohnehin schon keine Zeit für nix hat.
Aber wat soll's. Dazu ist das Experiment ja schließlich da.
Und das seit nunmehr fünf Jahren ziemlich zuverlässig (na gut, mit ein paar wenigen Aus- und Versetzern...).
Anlass genug, die 5 Jahre nochmal Revue passieren zu lassen.
Und wenn auch nur im Schnelldurchgang – und wenn auch nur im Bezug auf die bisher vier Werkstatt-Locations. Obwohl... Wenn ich den Container, in dem derzeit die ganz großen Teile eingelagert sind, sind es ja tatsächlich fünf Locations. Also im Schnitt eine Location pro Jahr.
Hier auf dem Gelände machen sie auf jeden Fall Ernst.
Den ehemaligen Garagenkomplex inkl. Sandbläserei haben sie schon fast komplett platt gemacht.
Werkstatt Nr. 2 gibt's ja schon ne ganze Weile nicht mehr. Und auch vom Abriss der dritten Werkstatt hatte ich schon mal Bilder eingestellt.
Ja. Und von Werkstatt Nummer 1 ist jetzt auch nur noch dieser Haufen Geröll übrig.
Mal sehen, wann es Werkstatt Nr. 4 mit Container (NR.5) an den Kragen geht...
Auch wenn ich leider aufgrund meiner knappen Zeit diesmal nicht dazu gekommen bin, das 5-Jährige Jubiläum hier gebührend mit Euch zu begehen, möchte ich dennoch meinen Dank an Euch alle aussprechen, dass Ihr so Geduldig und mit vielen guten Ideen, Ratschlägen, Tipps und motivierenden Kommentaren mit am Ball bleibt.
Da ich schon öfter hier mal das "Bergfest" ausgerufen habe und mich die Realität dann eines besseren belehrt hat, werde ich den Teufel tun und jetzt sagen: "In fünf Jahren ist die Karre fertig".
Ist sie ganz bestimmt nicht.
Aber irgendwann wird Sie in neuem Glanz erstrahlt aus Werkstatt Nr. 9 (10,11,12...) rausrollen – um dann von einem meiner Söhne, die bis dahin sicherlich den Führerschein haben, im nächsten See versenkt zu werden. Freue mich schon auf den Telefonanruf: "Duuu Papaaaa... Wir müssen Dir was sagen..."
In diesem Sinne, Rock on Y'all!
Tsuppari! 5 Jahre am Ball und seither 10 Jahre gealtert.