Tag 108: Getriebe runter
So langsam habe ich das Gefühl, dass ich meinen Weg wieder gefunden habe und hier so langsam wieder vorankomme.
Insbesondere die Aufräum- und Einrichtungsarbeiten in der Garage haben vorerst ein Ende genommen, sodass wir uns wieder RICHTIGEN Tätigkeiten zuwenden können.
Und lange wird's auch nicht mehr dauern, dass diese Arbeiten sich auch endlich in die Richtung bewegen, dass man hier von einer Restauration und nicht von nur von einer Zerlegung sprechen kann.
Doch so lange heißt es hier noch "Zerlegen was zu zerlegen ist", um dann auch tatsächlich gar keine andere Möglichkeit zu haben, als mit den "Rückwärtsarbeiten" zu beginnen.
Den Motor selbst lasse ich vorerst zusammen und werde wohl auch sein Innenleben im Rahmen des Experimentes unangetastet lassen. Einzig die Peripherie (Einspritzdüsen, Glühkerzen, Ölfilter, Luftfilter, Startermotor….) werde ich im Rahmen der Restauration sicherlich inspizieren, tauschen, überholen und den Motor insgesamt in einen optisch neuen Zustand versetzen. Aber mal schauen, welche Überraschungen uns da noch erwarten werden.
Das aber alles wie gesagt erst viel viel später, nämlich dann, wenn das Fahrgestell fertig überholt da steht.
Letzte Woche hatten wir mit der Trennung von Motor und Getriebe begonnen.
Beides soll in die Lagergarage rübergeschafft werden. Das Getriebe kommt auf eine Palette und der Motor auf den eigens dafür angeschafften Motorständer.
Um den Motor mit dem Montageständer zu verschrauben habe ich bzgl. der Schrauben eine ordentliche Rennerei hinter mir.
Die Halterungen des Motorständers (siehe Photo weiter unten) sind relativ lang und die Schrauben, mit denen Motor und Getriebe miteinander an der Kupplungsglocke verschraubt waren, sind relativ kurz.
Das bedeutete, dass ich relativ lange Schrauben brauchen würde. Noch dazu sollte man davon ausgehen, dass der Motor recht schwer ist, und feste Schrauben sicherlich für diesen Zweck die geeigneteren sind.
Und obendrauf durfte ich feststellen, dass es sich bei den Motorschrauben um Schrauben mit Feingewinde handelt.
Nachdem ich zwei hier empfohlene Schraubenläden abgeklappert hatte, bin ich in Berlin-Lichterfelde fündig geworden, bei einem kleinen Schraubengrosshandel namens "Willy Neumann".
Zwar kann man da in der Regel keine kleinen Stückzahlen an Schrauben kaufen, aber da man die von mir gewünschten Schrauben ohnehin nie und schon gar nicht in großen Stückzahlen auf Lager hat, hat sich der Kollege bereit erklärt, mir welche zu bestellen. Für 6,50 Euro das Stück!!! Aua.
Anderthalb Wochen später hab ich sie dann abgeholt. Die Goldschrauben:
Und dazu hab ich dann auch gleich die hier viel diskutierte "Gewindelehre" erstanden.
Die funktioniert quasi wie ein Schweizer Taschenmesser, nur, dass sie keine Messer, Scheren, Lupen und sonst was ausklappt, sondern eben Messlehren für die Abmessung von Schraubengewinden.
Metrisch und zöllisch, von fein bis sehr fein…
…und von grob bis sehr grob.
Da dürfte jetzt nichts mehr schief gehen.
Wobei ich bei ersten Messungen schon festgestellt habe, dass am Cruiser fast alle Schrauben das gleiche Gewinde haben…
Wie dem auch sei.
Der Motor steht auf dem Plan.
UM die Glocke abzunehmen wird erst mal der Kupplungszylinder abgeschraubt (ist das hier jetzt der Geber- oder Nehmerzylinder?).
Zwei Schrauben gelöst und das Ding ist ab…
…und fällt mir in seinen Einzelteilen entgegen. Muss überholt werden, oder?
Dann ist der Starter-Motor an der Reihe.
Der ist auch mit zwei Handgriffen runter.
Irgendwelche spontanen Tipps zur Verfahrensweise mit diesem Ding?
Bevor ich die Kupplungsglockenschrauben angehe wird schnell noch der Stehbolzen, der den Startermotor gehalten hat, entfernt.
Runter mit den Kupplungsglockenschrauben, den Motor mit dem Kran leicht anheben, damit er auf gleicher Höhe wie die Kupplungsglocke schwebt und beide etwa in der waagerechten liegen…
…und plöpp…
…da sind die beiden auseinander.
Sehr fein. Das ging ja wieder mal einfach.
Alles prima so weit. Der Kupplungsautomat (wie nennt man die einzelnen Komponenten eigentlich?) lacht mich an.
Der Motorständer wird herbeigeholt und ich muss feststellen, dass der Kupplungsautomat im Weg ist, um den Motor auf dem Ständer zu verschrauben. Mist.
Also runter mit dem Automaten.
Doch auch jetzt wird's noch nichts mit dem Motorständer, denn diese große Kupplungs-Zahnradscheibe ist noch im Weg.
Da ich nicht weiß, ob ich die einfach so abnehmen kann, warte ich damit erstmal und komme gleich in den Fragen nochmal darauf zurück.
Die Kupplungsglocke ist zwar von innen ziemlich verschmoddert aber…
wie es aussieht, ist innen alles in Ordnung.
Sagt mal: Ist dieser unscheinbare Nippel über den im Endeffekt der ganze Wagen nachher angetrieben wird? Muss doch, oder? Wo würde sonst die Kraft vom Motor aufgenommen werden.
Ist ja abgefahren!
Oder bin ich gerade auf dem völlig falschen Dampfer?
Die Ausbeute an Kleinteilen ist relativ gering aber nichtsdestotrotz wird alles wie gehabt fein säuberlich eingetütet und weggepackt. Wir wollen doch nicht in den letzten Zügen unser Ordnungsprinzip aufgeben!
Der Motor wird erstmal wieder abgelassen.
Und das Getriebe für die Fahrt zur Lagergarage bereitgestellt.
Im Hintergrund sieht man ein neues Werkzeug…
Hab mir die Tage ein Stativ für die Camera besorgt.
Erstens weil ich sie für jedes Photo immer wieder neu suchen musste und zweitens, weil ich bei mehreren Bildern vom gleichen Bauteil in den Zerlegungsschritten immer wieder neu ausrichten, einstellen etc. musste.
Jetzt hat die Camera ihren festen Platz und einmal hin- und eingestellt kann ich ohne Zeitverlust die nötigen Bilder schießen.
Weiter im Text.
Letztes Mal hatten wir die Diskussion zum Thema: "Wie krieg ich die Öl-Ablassschrauben an den Diffs runter". Lötlampe, dünnwandige Nuss, gezielter Schlag mit dem 500g Hammer etc. waren die Vorschläge.
Dass mit der Nuss schien mir die interessanteste Alternative. Mein Ex-Nachbar Ede hat eine Drehbank und den wollte ich sowieso mal wieder besuchen.
Auf die Ankündigung "Ich muss heute mal eben zu Ede, der muss mir ne Nuss abdrehen", meinte Meine Freundin nur: "Das kann ich Dir auch machen".
Aua.
Und Ede meinte: 'Die Nüsse wären (logischerweise) aus Werkzeugstahl und würden sich nicht so gut auf der Drehbank machen' – aber 'Er könnte mir ne andere Nuss abdrehen'. Haha! Den kannte ich schon.
Trotzdem Aua! ;-)
Super AUA!
Naja. Ich hab mir dann gedacht, dass ich die Nuss ja auch selber abflexen könnte und hab erstmal bei meinem Vermieter einen Schraubstock erstanden.
Bevor ich den allerdings montiert (und photographiert) hab, hab ich erstmal die Hammermethode ausprobiert.
Klock! Ein gezielter Schlag mit dem (300g!)-Hammer. Und siehe da: Die Schrauben ließen sich bequem mit den Fingern lösen.
Haha! Wieder mal viel Lärm um nix und ich (und einige von Euch) sind wieder um eine Erfahrung reicher.
Danke Wolli, für die Erleuchtung!
Das Öl von beiden Achsen wird abgelassen. In der Vorderachse ist kaum noch was drin. Vielleicht 500-800 ml.
Erst bei der Hinterachse füllt sich die Ölwanne langsam.
Und man sieht an dem weißen Film obendrauf, dass hier wohl mal Wasser in die Achsen gekommen ist.
Schnell noch ein Detailphoto vom Diff an der Vorderachse, um festzuhalten, wo die Bremsleitungshalterungen sitzen, um die beim Tausch der Diffs entsprechend wieder anzuschrauben.
ACHTUNG
Vielleicht kriegen wir den Diff-Tausch am nächsten Wochenende schon hin.
Hatte ja schon mal gesagt, dass wir die Diffs dann ggfs. per Videokonferenz einstellen. Das würde dann vielleicht am kommenden Samstag oder Sonntag stattfinden.
Wenn dem so ist, und man sich da aufschalten kann, würde ich hier am Freitagabend dazu eine kurze Ankündigung mit der Uhrzeit einstellen und parallel einen Newsletter rausjagen!
Dies nur zur Info.
So, jetzt noch schnell aufräumen.
Der Motor wird beiseite geschoben und das Getriebe schon mal vor der Garage geparkt.
Beim Verschieben der Palette fallen mir auch nochmal die Federpakete ins Auge. Die liegen hier nur nutzlos rum und stören.
Also auch schnell aufgeladen und rüber damit in die Lagergarage.
Fertig.