Tag 94: Heavy Rotation
Diese Woche musste ich ganz schön mit mir kämpfen, zumindest einen Abend mit meinen Landcruiser Experiment Arbeiten zu verbringen. Im Job wird momentan aus allen Rohren gefeuert, Mitte der Woche hatte ich zwei Tage mit den Anfängen einer ordentlichen Winter-Erkältung zu kämpfen und was sonst eher mein Ausgleich ist, ist aktuell eher noch ein ordentliches Arbeitspaket obendrauf.
Wenn ich ehrlich bin, verliere ich nämlich gerade so richtig den Überblick. Das Thema Kabelbaum ist ordentlich komplex und erfordert die Menge Konzentration, die ich abends im Moment nicht wirklich aufbringe.
Außerdem reicht die Zeit gerade vorne und hinten nicht. Denn es ist nicht damit getan, den Kabelbaum anzuschauen, ein bisschen dran rumzufummeln und ein bisschen zu dokumentieren.
Nebenbei muss ich überlegen, was ich denn jetzt eigentlich alles an Material (allein) für den Kabelbaum benötige, und irgendwann muss ich das dann auch mal besorgen. Puh. Der Kopf raucht. Von den über 600 noch nicht einsortierten Kommentaren, die ich immer per Mail weitergeleitet bekomme und den unbeantworteten Mails ganz zu schweigen.
Insgesamt habe ich inzwischen auch total den Überblick verloren, von wie viel verschiedenen Kollegen hier wöchentlich Kommentare und Ratschläge eingehen, wem ich geantwortet habe und wem nicht, wer der Spezialist in was ist und wer schon wie lange oder ab wann dabei ist. Sorry also, wenn es hin und wieder zu Verwechslungen kommt! Hoffentlich habe ich irgendwann mal die Zeit, alles richtig aufzuarbeiten.
Letzte Woche bin ich so gut wie gar nicht dazu gekommen, überhaupt auf die wieder mal sehr nützlichen Kommentare zu antworten.
Daher hier einige kurze Statements:
Mario: Drücke Dir feste die Daumen für Dein Examen und hoffe, dass Du Dir für danach ordentlich Zeit genommen hast, erst mal gemütlich Dein Restaurationsprojekt anzugehen… ;-)
Kart: Erst einmal "Gute Besserung für Deinen Fuß". Was machst Du denn für Sachen? Hoffe, das heilt wieder vernünftig!
Zur Beantwortung Deiner Frage, ob ich den Kabelbaum komplett nachbauen oder nur einige Stellen bearbeiten möchte, wird es heute in der Tagesbeschreibung eine Antwort geben. Bin jedenfalls von meinem ursprünglichen Plan abgewichen… Danke für das Kompliment bzgl. des Plans. Werde bei Zeiten den Plan noch etwas verfeinern, damit andere BJ42-Besitzer bei ihren Restaurationsprojekten ggfs. auch was davon haben. Auf die Bilder von Deinem Kabelbaum freu ich mich!
Björn: Dein Ratschlag war mit ausschlaggebend für die kleine Richtungsänderung, die ich heute eingeschlagen habe. Dazu nachher mehr.
Danke aber auch für die Hinweise bzgl. Heißluftföhn und Lötstation. Hab beides auf die immer länger werdende Einkaufsliste gesetzt…
Ich weiß nicht in wie weit du schon Eqipment für die Elektro- Basteleien hast aber ich würde dir einen Heißluftfön (z.B. von Steinel) und eine regelbare Lötstation mit min. 20Watt empfehlen (Weller oder Ersa). Hoffentlich vergesse ich bis zum ersten Löteinsatz Deine Warnung bzgl. Kabelschmelze nicht! ;-)
Olaf aus Brühl: So weit ich das bislang einordnen kann, hat mein Wagen hinten Trommelbremsen, sodass das Kabel wohl eher nicht dafür ist. ABS? Fehlanzeige. Kann ich ja aber vielleicht nachrüsten. ;-) Werde demnächst was diesen Stecker angeht mal über die Kabelfarbe auf Spurensuche gehen.
Rainer: Danke für die Links. Mal schaun, an welchen Stellen ich tatsächlich Schrumpfschläuche einsetzen werde.
Richard, Blaubär, Kolja und Marc: Den Kabelbaum machen lassen oder neu kaufen finde ich unsportlich. Da würde ich zu sehr vom "Weg ist das Ziel abweichen". Ich mach das ganze hier ja schließlich, weil ich es gerne lernen möchte.
Ich gebe allerdings Richard und Kolja recht, dass das Kabelbaum komplett nachbauen extrem und eigentlich zu aufwändig und auch zu risikoreich ist. Außerdem wollt Ihr mir wohl nicht die nächsten 6 Monate beim Kabelverlegen zusehen, oder? Es muss also einen Mittelweg geben, und den möchte ich heute einschlagen.
Der Weg zum Mittelweg beginnt heute aber erstmal mit einem Schock!!!
Schock!
Auf dem Weg in mein Kellerverlies laufe ich so durch die Kellergänge, als mein unkonzentriertes Auge im Gang auf etwas fällt, das ich dort nicht vermutet habe, und was aus meiner beschränkten Sicht dort auch nicht hin gehört.
Es arbeitet kurz in der linken Hirnhemisphäre bis mir klar wird, dass hier auch noch andere Dinge stehen, die hier nicht hin gehören.
Die Kabelbaummontagewand:
Und auch die ganzen Einzelkabelstränge. Fein säuberlich in einem Karton.
Ups! Scheinbar gibt es doch jemanden, der Anspruch auf das leere Kellerappartement erhebt. Wie peinlich!
Man stelle sich vor: Du gehst in den Keller, um dort in DEINER (leeren) Kellerparzelle irgendwas zu tun. Erst einmal stellst Du fest, dass sie nicht mehr unverschlossen ist, sondern, dass da seit neuestem ein Schloss vor hängt. Ein verschlossenes Schloss.
Ich weiß nicht, ob man in dieser Situation neugierig, ratlos oder wütend ist.
Auf jeden Fall hebelst Du dann das Schloss auf und siehst, dass es sich jemand mit einer Wohnzimmerlampe, zwei leeren Flaschen Bier, einer Schere, einem Kuli, einem Block, Stofffetzen, einer Dose WD40, Latex Handschuhen und jeder Menge unidentifizierbarer Kabel in DEINEM Keller breit gemacht hat.
Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, aber ich kann wohl von großem Glück sagen, dass ich es hier wohl mit einem wohl gesonnenen Zeitgenossen zu tun hatte. Denn der hat den ganzen Krempel fein säuberlich aus seinem Keller in den Flur geräumt und NICHT zerschnitten und in den Müll geworfen.
Uiuiuiuiui….
Das hätte ins Auge gehen können.
Und mir ist's total peinlich. Vielleicht hätte ein Nachfragen bei der Hausverwaltung geholfen…. Aber der Zeitdruck….
Naja. Hat ja noch mal juut jejangen!
Hoffe, dass die Flasche Sekt und die kurze Nachricht den Besitzer nachträglich beschwichtigen. Und ich bin um eine Erfahrung reicher.
Aber was nun?
Zum Glück habe ich inzwischen einen Schlüssel zum Kanu-Raum, den ich ursprünglich für den Kabelbaum verwenden wollte. Da ist zwar kein Platz für den Baum, aber dafür eine Steckdose.
Dort ziehe ich mir Strom für die Lampe und verfrachte die Kabelbaumwand und den ganzen Kleinkram in den Kellerschacht nebendran. Bei dem, was hier in den Fluren so alles rumsteht wird der Kabelbaum in den nächsten zwei Wochen bis Umzug wohl hoffentlich niemanden stören. Auf jeden Fall werd ich jetzt einen Zettel dran hängen, falls doch.
Im Hinblick auf mein Kamikaze-Vorhaben, den Baum nun komplett auseinanderzufriemeln, habe ich mir bei Ebay (von wem kam der Tipp noch mal, die Dinger bei Ebay und nicht im Baumarkt zu holen?) für ein paar Euro 600 Kabelbinder in zwei unterschiedlichen Größen zugelegt.
Außerdem, und auch hier weiß ich nicht mehr wer der Tipp-Geber war (siehe dazu die Einleitung des heutigen Tages), hab ich mir zum Austricksen meiner Farbschwäche eine Lupe gekauft. Ohne hätte ich keine Chance, die Farben und insbesondere die Kennfäden (eine Vokabel, die ich ebenfalls über einen von Euch hier gelernt habe) der Kabel zu identifizieren.
Ausgerüstet mit derlei Werkzeug mache ich mich also an die Arbeit. Und fange an bei den Steckern, die zur Zündung (Nr.1) und zum Blinker (Nr. 2) führen.
Die Abzweigungen werden mit Kabelbindern markiert, damit ich mir, die Stellen bei der anstehenden Abmantelungsaktion merken kann.
Dann kommt Stecker Nr. 3 ("Filter"-Leuchte) an die Reihe.
Hier fange ich auch dann gleich schon mal an, die vergammelte schwarze Umwicklung zu entfernen.
Das geht gar nicht so einfach, da das Ende scheinbar dort ist, wo der Teilstrang schon in den Hauptstrang übergegangen ist. So wickele ich weniger, als das ich reiße.
Und genau das war der Fehler. Oder aber auch der schicksalgegebene Glücksfall.
Denn beim Reißen gehe ich etwas zu unvorsichtig und mit zu viel Energie vor, sodass ich mir den Nagel vom linken Daumen gute zwei Millimeter unter dem Nagelende nach hinten umknicke.
Aua!
Ist keine Fleischwunde, denke ich, und ignoriere den fiesen Schmerz. Aber schnell stelle ich fest, dass an weitere Abmantelungaktionen heute nicht mehr zu denken ist.
Aber was dann jetzt tun?
Eigentlich hatte ich doch vor gehabt, heute zumindest schon mal damit anzufangen, die ganzen Ummantelungen abzuwickeln und zu sehen, wie es wohl darunter aussieht, und um dann den Baum komplett nach zu bauen.
Der angebrochene Nagel zwingt mich zum Einhalten und erlaubt mir, mal kurz einen Schritt zurückzutreten und zu überlegen, was ich hier eigentlich tue.
Sicherlich hat die Garagenproblematik dazu beigetragen, dass ich mir etwas suchen musste, mit dem ich eine möglicherweise lange Durststrecke überbrücken kann. Und da kam der Kabelbaum gerade recht.
Im Eifer des Gefechts schwebte mir vor, das Ding tatsächlich komplett nachzubauen. Jetzt, wo ich allerdings die neue Garage (in zwei Wochen ist es so weit) in Aussicht habe, und die Komplexität des Kabelbaums fast vollständig überschaue, überlege ich mir doch ernsthaft, ob das a) sinnvoll und b) schaffbar ist.
Das Ziel des Experimentes ist a) nachher eine vernünftig restaurierte Karre da stehen zu haben und b) alles zu lernen, was es auf dem Weg dorthin braucht.
Wenn ich den Kabelbaum jetzt komplett nachbauen würde, wären im Hinblick auf die tatsächliche Bastelei folgende "Lerneinheiten" damit verbunden:
1. Kabel identifizieren (Farben / Stärken)
2. Kabel und Stecker kaufen (wo, wie teuer, etc.)
3. Kabel abisolieren (welches Werkzeug, wie funktioniert das, welche Tricks gibt es)
4. Crimpen (Welche Crimpschuhe gibt es, welche brauche ich für die Toyo-Stecker, welche Zange, etc.)
5. Löten (wie, Werkzeug, Tipps, etc.)
6. Mit Schrumpfschlauch ummanteln
7. Kabel umwickeln (wie heißt dieses Umwicklungsband?)
8. Abzweigungen (Bsp. Massekabel von letzter Woche) setzen
9. Kabel durchmessen
10. etc. (noch was?)
Wenn ich also den kompletten Kabelbaum nachbauen würde, würde ich diese ganzen Schritte von 1-10 (und mehr) lernen und bis zum Erbrechen ausführen. Mit der Gefahr, dass mir irgendwo zwischendrin ein Fehler unterläuft, ich hintendran Probleme kriege und die ganze Arbeit umsonst war.
Wenn ich jetzt hin gehe, und nicht den Kabelbaum neu mache, sondern nur die schadhaften Stellen vernünftig repariere, bzw. in "Originalzustand" versetze, muss ich auch die Schritte 1-10 durchlaufen.
Also wäre das Lernziel (b) auf diesem auch erreicht und das Fernziel (a) würde im Endeffekt schneller erreicht werden.
Beim nächsten Wagen (dessen Restauration ich dann mal nicht dokumentieren würde) könnte ich dann ggfs. das hier Gelernte im großen Stil umsetzen und einen kompletten Baum nachbauen.
Was meint Ihr? Sind doch ein guter Mittelweg und ein guter Plan, oder?
Also werde ich jetzt erstmal her gehen und schauen, an welchen Stellen denn offensichtlich was am Kabelbaum kaputt ist.
Es beginnt bei einem der beiden Stecker, die vom Blinkgeber zum Kabelbaum laufen. Der ist unten angeschmort und muss ersetzt werden. (Bild dazu habe ich nachher).
Dann haben wir hier den Nr. 8, an dem ein Kabel abgetrennt wurde.
Dann Nr. 53 (Öldruckmesser). Keine Ahnung, was hier für ein Stecker dran gehört.
Hier noch mal die 53 im Gesamtkontext.
Diese angecrimpte "Öse" (Nr. 56 / Insulator Regulator) fällt fast vom Kabel. Muss mal neu gecrimpt werden.
Die Abzweigung für das Blinkerrelais (Nr. 23) muss erneuert werden. Mal schaun, ob ich da die Kabel komplettneu verlegen muss, oder ob hier noch genug über steht, um einen Stecker dran zu bekommen.
Beim Lichtschalter (Nr. 21) ist eine Überbrückung, die ich gerne entfernen möchte.
Hier ist ein total vergammelter Stecker Nr. 35 (Rückfahrleuchtenschalter).
Das Kabel zum Startermotor (Nr. 38) wurde ziemlich weit oben abgezwackt. Von hier lief ein weitaus dünneres dann weiter zum Starter.
So langsam vervollständigt sich mein Bild und ich kann mir vorstellen, dass das Klacken und die Startprobleme, die ich an Tag 11 beschrieben hatte, hierdurch verursacht wurden. Müsste jetzt mal die Gelegenheit bekommen, bei einem anderen BJ nachzuschauen, wie das original gelöst ist. Photos???
Hier die Kabellage (29, 30, 31) vorne an der Batterie. Auch hier muss ich mal an einem anderen Fahrzeug ein paar Bilder machen, wie das eigentlich sein muss.
Hier ist jedenfalls einiges im Argen.
Dann der Kabelstrang nach hinten zum Rücklicht:
Den werde ich wohl weitestgehend nachbauen müssen:
Hier fehlt der originale Stecker:
Hier ist einer der Kontakte im Rücklichtstecker abgebrochen:
Stecker fehlt:
Flickwerk:
Stecker vergammelt:
Hier reicht es vielleicht schon, mal mit der Druckluftpistole durchzublasen.
Dann gibt es noch die diversen Einzelstränge, an denen kleinere Arbeiten, wie zum Beispiel Neu-Umwickeln hier beim Kabelstück zum Scheibenwischermotor, anstehen:
Lötarbeiten am Widerstand des Heizlüfters:
Und noch ein kaputter Kontakt an einem Stecker, den ich gerade nicht zuordnen kann.
Um die Zeit heute neben der erweiterten Bestandsaufnahme ein wenig produktiv zu nutzen, und auch endlich mal wieder was weggeschafft zu bekommen, knöpfe ich mir die diversen Teilstücke vor und beginne schon mal mit der Arbeitsvorbereitung.
Alle komplett intakten Stücke werden mit WD40 schön gereinigt und dann weg gepackt.
Den angekokelten Stecker vom Blinkgeber mache ich ab und lege ihn als Muster für die anstehende Einkaufstour auf die Seite.
Das Kabel unterhalb des Kabelschuhs ist minimal angeschmort. Da das Kabel aber noch nicht blank liegt, werde ich hier wohl keine to do's haben.
Als nächstes mache ich mich daran, die vergammelten Ummantelungen der einzelnen separaten Kabelstrangstücke zu entfernen, die Kabel darunter und die Stecker zu reinigen.
Die Arbeitsvorbereitung wird für heute beendet. Wenn ich diese Woche dazu komme, Ummantelungsband oder Schrumpfschlauch zu besorgen, könnte ich die Dinger nächste Woche schon mal fertig machen.
Nur sieht die anstehende Woche leider ungefähr so aus, wie es gerade hier auf dem Photo aussieht.
Mal schaun, ob ich was geschafft bekomme…
Ganz liebe Grüße sendet
Der Tsu.