Montag, 29. Juni 2009

Tag 196: Im Federauge des Orkans

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Ich weiss gar nicht, wie das immer passiert, dass ich eigentlich gar nicht zum Arbeiten komme, aber die Garage trotzdem immer aussieht wie Sau.

Aktuell wird es wohl daran liegen, dass die diversen Umzüge bevorstehen und die Motivation, Ordnung zu halten dabei einfach gegen Null geht.

Doch heute muss Ordnung her. Denn es gibt viel zu tun.

Kommenden Dienstag muss ich aus dem Lager raus. Und alles, was ich nicht beim Vermieter in seiner Halle lagern will und werde, muss ich hier unter bekommen. Und das so, dass ich trotzdem noch Platz habe, den Leiterrahmen fertig fürs Strahlen vorzubereiten und dann noch hier drin zu lackieren.








Für die Lagergarage habe ich jetzt folgendes Abkommen mit meinem Vermieter getroffen: Ich miete ein Stück Lagerfläche in einer seiner Hallen hier auf dem Gelände zum gleichen Preis, den mich die beim Bundesimmobilienamt angemietete Garage gekostet hat. Einmalig lege ich noch 35 Euro dazu und dann schafft er das ganze Zeug (bis auf die Regale hinten samt Inhalt) mit dem Gabelstapler rüber ins Lager: Will heißen: Die Schlepperei hätten wir hier schon mal von der Backe.

Worum geht es im Einzelnen?

Zunächst einmal die Karosserie samt Karosserieständer.




Scheibenrahmen, Stoßfänger, Ersatzreifen, Reserverradhalterung, Amaturenbrettdekor, Frontblech für's Dach, der große Dachhimmel,




Das Getriebe,




Frontscheibe (wenn auch schon kaputt), Kühler, Kühlerrahmen,




Linker vorderer Kotflügel, Tank, erste hintere Sitzbank, Karton mit (glaube ich) Stoßdämpfern,




Überrollbügel, Sitze,




Motorhaube, Frontblende und Frontblendenblech,




Fahrer- und Beifahrertür, Dachteile rechts und links,




Einstiegsbleche,




Auspufftopf, Auspuffrohr,




und noch ein Einkaufswagen bis oben hin voll mit allem, was hier sonst noch an Landcruiser-Teilen rumflog (Gummis, Bremsleitungen, Handschuhfachdeckel, Schalter, Lenkwelle, etc.

Geht es Euch gerade wie mir?

Ist das nicht krass, was hier alles noch an Arbeit auf uns wartet? Wir haben jetzt vier Jahre damit verbracht, die Karre auseinanderzurupfen und kommen jetzt so langsam erst dahin, dass bald auch mal wieder was rollt.

Heftig heftig. Was hab ich mir da nur aufgehalst.

Aber wat hilft et. Jetzt haben wir einmal angefangen. Da wird es auch durchgezogen. Keine Gefangenen.




Weiter im Text.

Alles was in den Regalen ist, werde ich heute (Dienstag) Abend samt Regale in die Werkstatt rüberschaffen.

Das sind: Sämtliche Scheiben der Dachteile,




Kartons mit jeder Menge Klein- und Neuteilen (insbes. Gummis),




ein Dieselkanister, Holzreste,




Türinnendekor,




und noch die alten Felgen, die die Tage bei Ebay rein kommen, sobald ich rausgefunden habe, mit welcher Bezeichnung ich die einstellen muss.




A propos Felgen: Die in Österreich erworbenen Felgen habe ich heute auch hervorgekramt. Marcus hat mir einen Sandstrahler- und Pulverbeschichter in Potsdam empfohlen. Da kommen die Dinger heute hin.




Vorher dengel ich aber noch eine Macke in einer der Felgen raus.




Ab in den Kofferraum mit den Dingern, noch schnell ein vorher-Photo geschossen und ab dafür.




In Potsdam angekommen verschlägt es mir fast den Atem.

Wie geil sieht denn bitte frisch pulverbeschichtetes Zeug aus????

Da ärger ich mich ja fast, dass ich die Achsen und das andere nicht hab pulvern lassen... Naja. Können wir ja dann beim nächsten Projekt machen (hahaha!).




Gut, dass ich bzgl. der Felgen ein bisschen Zeit hab. Denn hier wartet noch einiges in der Warteschlange auf Fertigstellung.

Bin echt extrem gespannt, wie die Felgen anschließend aussehen.




Zurück in der Werkstatt gilt es, weiter für Ordnung zu sorgen.

Mein irakischer Nachbar Jimmi ist (sehr zum Leidwesen unseres Vermieters) schon aus seiner Halle geflohen. Er hat eine neue Location hier auf dem Gelände gefunden, in der er künftig sein Geld weiter mit der Art von Werkstatt verdienen wird, die dädilo "dädilo" in den Kommentaren unten so schön beschrieben hat.

Damit er sein Geld dort schön einlagern kann, und ich mich im Hinblick auf den Werkstattumzug schon mal eines wesentlichen Ballasts entledigen kann, habe ich ihm leihweise meinen Tresor vermacht, den er sich heute mit dem Gabelstapler abgeholt hat.

So habe ich hier neuen Platz gewonnen.




An den Tresor-Platz soll nun übergangsmäßig das Regal aufgebaut werden, dass ich oben auf der Empore eingelagert hatte.





Beim zur Seite räumen der ganzen Kartons mache ich eine SUPEREKELHAFTE Entdeckung:

RATTEN!

Beziehungsweise: RATTENSTUHLGANG.

Und zwar jede Menge davon.

Mannomann, was müssen das für Viecher gewesen sein.

Das sind ja keine Köttel mehr, sondern richtige Würste.

Und zwar auf dem Boden,




auf den Regalen,




und auf meinem Schaltplan.

Ich muss echt ordentlich an mich halten, dass ich nicht anfange zu würgen.

Schnell weg mit dem Zeug. Habe wohl zu viele Epidemie- und sonstige Horrorfilme gesehen, denn ich vermumme mich nahezu mit Schutzbrille, Atemschutzmaske und Handschuhen, um mir ja keine Pesterreger oder sonstwas einzufangen.

Und die Regalböden unterziehe ich anschließend erstmal einer ordentlichen Reinigung.




Ne gute Stunde später steht das Regal und so langsam kehrt auch wieder eine Grundordnung in der Werkstatt ein.

Um Platz für das restliche Zeug aus dem Lager zu gewinnen, werde ich mich all der klobigen Gerätschaften entledigen, die ich von meinem Vermieter geliehen hatte und die ich auf absehbare Zeit erstmal nicht mehr brauche.

Das sind: Der Teilewascher, die Heizkanone und der große Schleifbock. Ausserdem steht hier noch eine Palette rum, für die ich keine Verwendung mehr habe.




Thomas, der ehemalige Schweißausbilder und –prüfer, und heutige Mitarbeiter meines Vermieters, holt den Krempel wenig später mit dem Gabelstapler ab...




...und wir können so langsam wieder an die Arbeit gehen...

Bevor wir tatsächlich zum Federauge kommen, möchte ich kurz noch zwei andere Baustellen mit Euch beleuchten.

Am Hinteren Teil des Rahmens, wo die Diagonaltraversen, die hinteren Federaufnahmen und die hintere Stoßstange sitzen,




Ist das Rahmenstück, auf dem die Federaufnahmen sitzen, nur noch rund 3,




Anstatt, wie ein Stück weiter, 5 mm stark.




Das liegt daran, dass der Rost hier ganz schön gewütet hat. Was übrigens dazu geführt hat, dass die Federaufnahmen schräg weggedrückt wurden,


(Archivbild)


(Archivbild)

was wiederum dazu geführt hat, dass die Feder an der vorderen Federaufnahme schräg stand und dadurch auf Dauer die Federbuchs und dann das Federauge (zu dem wir nachher noch kommen werden) durchgerieben hat.


(Archivbild)

Das ist zumindest meine Vermutung. Und wenn ich mir das Federauge auf der anderen Seite anschaue und dort den Abrieb (siehe Photo weiter hinten) betrachte, dann könnte genau das der Fall gewesen sein.

Wie dem auch sei. Die letzten Tage habe ich hier auf dem Hof viele Gespräche mit unterschiedlichen Leuten zu meinen Problemen am Rahmen geführt.

Die Aussagen zum maroden Rahmenstück reichten dabei von: so lassen, weil 3mm sind doch noch mehr als genug bis starkes Winkelstück drüberbraten.

Und letzteres wollte ich heute mal mit Euch telefonieren. Beim Schlosser-Nachbarn Justus (die Infrastruktur hier auf dem Gelände ist schon mehr als genial) hab ich mir mal zwei solcher 5mm Winkelstücke zuschneiden lassen.







Hab mich beim Messen leider um die Materialstärke vertan, sodass die Winkelstücke nicht ganz bündig mit dem Rahmen abschließen, was sicher aber nicht so wild wäre, weil ich auf dem Überstand schön die Schweißnaht durchziehen könnte.




So würde dann quasi die Federaufnahme um ca. 3 mm höher sitzen, als vorher,




wobei ich überlege das Auflageteil neu anzufertigen und dann könnte ich ggfs die Abkantung auf der rechten Seite weg lassen und das Ding stattdessen flach lassen. Denn die Aufkantung war früher dazu da, um den Höhenunterschied zwischen Rahmen und Stoßstange auszugleichen. Wenn das ganze jetzt auf dem aufgeschweißten Winkelstück und der Stoßstange plan aufliegen würde, müsste es doch eigentlich passen.

Oder?




Am Rahmenrand würde ich das Winkelstück nicht vollflächig aufschweißen, sondern um so viel verkürzen, dass die Gewinde (für was auch immer) frei bleiben.



Aber am besten ist, ich zeige schnell, wie ich das meine.

Erstmal muss ich die Winkelstücke ein Stück kürzen, da sie nicht bis zum Ende des Rahmens laufen sollen, sondern nur bis zu der Stelle, an der dann die Stoßstange aufgesetzt wird.

Schon krass, wie man mit ein bisschen Übung mit der Flex auch über längere Strecken gerade Kanten hinbekommt...





So sieht es anschließend auf.

Nach dem Sandstrahlen des Rahmens würde ich dann die Winkelstücke einmal rundrum anbraten (vorher natürlich mit den Löchern für die Niete versehen). Die Nähte würde ich dabei vollständig durchziehen, sodass das Ganze nach innen rein komplett versiegelt ist. Die am Rahmen aufliegenden Kanten würde ich so anschleifen, dass es einen weichen Übergang vom Rahmen auf das aufgeschweißte Stück gäbe.

So. Und jetzt die große Frage: Was meint Ihr dazu????




Weiter im Text.

Drei der alten Niete sitzen so dermaßen fest, dass ich sie neulich nicht rausbekommen habe.






Heute versuche ich es nochmal mit der Hitzemethode. Rund drei oder fünf Minuten lasse ich den Gasbrenner auf die Niete feuern.

Und das haut rein! Mit Dorn und Hammer und ein paar gezielten festen Schlägen sind die letzten Niete raus.




Bleibt jetzt nur die eine letzte Baustelle. Das ausgerissene Federauge.

Den ausgerissenen Part hatte ich ja neulich schon mal unter großem Aufschrei neu aufgebaut und einseitig schon wieder plan geschliffen.




Bezüglich des Federauges habe ich ebenfalls mit vier unterschiedlichen Personen gesprochen.

Leiten wir hier jetzt mal gemeinsam her, warum ich mich nun (trotz der Androhung von Schlägen von Wuschel) doch dafür entschieden habe, das Federauge aufzubauen, anstatt das Ganze abzubauen, nachzubauen und dann wieder anzubauen.

Das mit dem Federauge funktioniert folgendermaßen:

Das ende der Blattfeder wird mittig zwischen die beiden Federaugenhaltebügel eingeschoben. Im Federauge sitzen beidseitig solche Gummibuchsen.




Durch die Gummibuchsen wird dann diese Halterung geschoben. Oben durch das große (auf der anderen Seite ausgerissene) Federauge und unten durch ein kleines Loch. Von unten wird es mit einer großen Mutter befestigt.

Auf der Unterseite des flächigen oberen Halterungsteils sitzt ein kreisrunder Überstand (kann man hier nicht sehen), der fast passgenau (minimales Spiel) im großen Federauge sitzt. Das Flächige Teil wird dann mittels einer Halteschraube an der Federaufnahme fixiert.




Wenn wir uns jetzt mal das fertige Auto stehend vorstellen, drückt das gesamte Wagengewicht von oben Richtung Straße.




Will heißen, die Kräfte, die hier wirken, drücken das Federende nach oben (bzw. aufgrund der Federspannung nach schräg oben vorne).

Fährt man durch die Gegend und über den einen oder anderen Hubbel, arbeitet die Blattfeder nach vorne und hinten. Und das die ganze Zeit.

Außer: Man fährt über eine Sprungschanze und das Heck hängt vor einen Moment in der Luft. Dann reißt die Achse natürlich die Feder volle Kanne nach unten in Richtung Schwachstelle. Es sei denn, die Stoßdämpfer fangen das Ganze auf.

Das Federauge war wahrscheinlich schon seit Ewigkeiten ausgerissen und ich habe es damals beim Fahren nie gemerkt. Wie oben beschrieben gehe ich davon aus, dass die Blattfeder aufgrund der Schieflage wegen des Rosts in der hinteren Federaufnahme vorne erst die Gummibuchse und dann das Federauge aufgerieben hat.




Das würde auch erklären, warum das andere Federauge so aussieht:




So bin ich nun der Meinung, dass das Risiko, was ich mit dem Aufbau-Vorgehen eingehe lediglich das ist, dass ich höchstens einen Zustand erreiche wie vorher: Ein ausgerissenes Federauge.

Warum habe ich dieses Vorgehen gewählt und nicht das von Euch propagierte?

Um das Ding nachzubauen müsste ich zuerst mal diese Schweißnaht auftrennen:




Dann müsste die gegenüberliegende Aufnahme noch runter.




Und die ist mit drei Nieten mit dem Rahmen vernietet...




...die von innen nur schwer zugänglich sind.

Das alles richtig ausmessen, abmachen, nachbauen und dann wieder so zusammenbauen wie es vorher war und dann nicht mit Nieten sondern mit Schrauben, birgt meiner Meinung nach mehr Fehlerpotenzial als das Vorgehen mit dem Federaugen-Aufbau.

Und zur Not kann ich später immer noch sagen, ich schaffe mir, wie Kalli schon gesagt hat, einfach damit eine Beschäftigungsmaßnahme für Tag 899, wenn das Ding dann tatsächlich im Gelände in Sibirien aufgebrochen ist.




Um auf Nummer Sicher zu gehen brate ich mehrere durchgezogene Raupen vom einen gesunden Teil der Aufnahme bis rüber zum anderen.




Und das nochmal auf beiden Seiten. Zusätzlich nochmal zwei Raupen entlang der Kante.




Das Ganze wird oben und unten und an der Kante plan geschliffen...




...und im Innenradius so lange mit dem Druckluftschleifer bearbeitet,




bis die neue Federhalterung mit dem gleichen Spiel rein passt, wie das auf der gesunden Seite der Fall ist.




Und jetzt warte ich auf Prügel und konstruktive Diskussion von den Gegnern und Befürwortern dieser Maßnahme.




Aus meiner Sicht wäre der Rahmen damit bereit zum Sandstrahlen.

Die in die Gewinde eingeschraubten Schrauben habe ich auf Anraten mehrerer nun doch wieder entfernt. Am Rand der Gewindegänge sitzt einfach noch zu viel Schmodder und Dreck und lieber riskiere ich ein geringes Anstrahlen der Gewinde, als, dass sich hier das Strahlgut am Fett festsetzt und ich überall kleine Späne mit in die Gewinde einschraube, bzw. Probleme beim Lackieren wegen der Fettreste bekomme.




Alles noch schnell fertig machen für den Abtransport und gut is.




Ein paar Fragen habe ich allerdings noch.

Sitzen diese Auflagengummihalterungen nur so fest, weil sie festgegammelt sind, oder sind sie tatsächlich fest mit dem Rahmen verbunden?




Die Biegung in der Federaufnahme (rechts) ist doch sicherlich ein Ergebnis der Rosterei und langjährigen Fahrerei, oder?

Platt dengeln oder Auflagefläche neu bauen???

Wie bekommt man so eine Sicke (zu erahnen auf der rechten Seite) in 5mm dicken Stahl???




Sonstige Empfehlungen?




Und jetzt duck ich mich schnell, um Wuschels rechtem Haken auszuweichen und bin weg für den Rest der Woche.

Beste Grüße

Tsuppari

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