Montag, 16. Oktober 2006

Tag 76: Fast geschlossene Prozesskette

<< rückwärts   Schnellnavigation   vorwärts >>


Wow, das war ja ein echtes Kommentar-Inferno, da, letzte Woche!!!!

Konnte es leider ausnahmsweise nur passiv mitverfolgen. Die letzte Woche ist nur so an mir vorbeigerauscht (geiler Flughafen in Zürich, übrigens! Wie nett man da im Terminal-Shuttle von Heidi begrüßt wird… So würde ich gerne mal in Deutschland empfangen werden. Das stärkt wieder mal meinen positiven Eindruck, den ich von der Schweiz (und von Österreich) habe!!! – da war der Flughafen in Hannover einen Tag später ganz schönes Kontrastprogramm…).

Wie dem auch sei. Jedenfalls hatte ich kaum Gelegenheit am Rechner zu sein, und die Zeit, die ich am Rechner saß, hatte ich nie genug Zeit, um dem folgen zu können, was sich da die letzten Tage abgespielt hat, geschweige denn, selbst mit einzusteigen.

Es kommt selten vor, dass ich mir die Kommentare ausdrucken muss, um wirklich alle Details mitzubekommen…. Diesmal sind es sieben A4 Seiten.

Was da alles an Wissenswertem zusammenkommt:

1. Bei Farbenblindheit nützt eine Lupe bei der Rosterkennung (danke anonymous)
2. Eine Raffel ist ein stinknormales Reibeisen aus der Küche (danke Christian)
2. Demnächst nehme ich Granatsand zum Strahlen (danke an Gerhart a.k.a. Mr. Sandblaster!)
4. Was Öliges (Glycerin oder Balistol) zwischen aufeinandergelegte Folien erhöht die Durchsichtigkeit. Danke Blaubär! Was das wohl für eine Sauerei machen wird… Kein Wunder, dass Du beim Kaffee-Verschütten darauf gekommen bist.. ;-)
5. Wäscherei-Kleiderbügel-Draht zu Lackierhalterungen umfunktionieren – genial. Was starreres gibt's glaube ich nicht. Werde ich mal schaun, ob's geht. Muss dazu leider warten, bis ich mal nen Anzug reinigen muss. Das Hemdenbügeln extern ist bereits in den Sparmaßnahmen untergegangen… (20-fach danke, Holger, für die nette Begrüßung und die ellenlange SUPERKOMMENTARKETTE)
6. Schlauchschnellkupplungen braucht man wie Mehrfachsteckdosen und man kann vergammelte überholen. Allerdings nützt das nur wenn sie nach der gleichen Norm wie die anderen gebaut sind. Sind meine leider nicht, trotzdem gut zu wissen
7. Reinigen von Elektrowerkzeugen mit Druckluft ist doof, weil man damit Dreckteile so hochbeschleunigen kann, dass sie wie beim Sandstrahlen was beschädigen können…
8. Möglichst alle Arbeitsschritte (Reinigen, Sandstahlen, Grundieren) in einem durch machen. Jau – durchgehende Prozesse! Da bin ich auch ein extremer Freund von!
9. Und dann noch das mit der High-Tech-Lackierkabine und über's Verzinken hab ich auch noch so einiges gelernt.

Habe bei Tag 75 jetzt zum ersten Mal die aufgelaufenen Kommentare gleich in die Beschreibungsseite angehängt. Müsst Ihr mal sagen, ob Ihr das gut findet, dann mach ich das nach und nach auch bei den anderen Seiten.

Jetzt aber erstmal zur Arbeit.

Holgers Tipp mit dem 1000 Liter Container ist nach der Woche fast zu komplex für mich, um mir das Container-Kabinen-Lackierwerk gedanklich vorzustellen. Wow.

Leider sind meine Kontakte zu BASF nicht intensiv genug, um einen solchen Container zu besorgen, und er wäre auch für das Lackieren von Kleinteilen zu groß für meine "Werkstatt".

Allerdings habe ich bereits daran gedacht, die zweite Garagenhälfte, wenn demnächst Rahmen und Motor auseinandergenommen und weggelagert sind, zur Lackierkabine auszubauen. Genau genommen möchte ich in die Garage eine beheizte, belichtete und durchlüftete Kabine bauen.

Das Holz dafür habe ich schon da:


.

Winkeleisen, Folie und ein Ventilator auch. In der Lackieranleitung bei Autoschrauber und im Tipp von Holger habe ich gelernt, dass man gut auch ne Dunstfilterhaube nehmen kann. Eigentlich zwei, weil die Luft auf Bodenhöhe durchgeschoben werden soll. Also müsste in die Kabine hinten und vorne (Garagentorseite) jeweils eine Dunstfilterhaube eingebaut werden. Kriegt man recht günstig bei Ebay…

Aber wie gesagt sollen vorher Motor und Rahmen getrennt werden, Achsen raus, Federpakete auseinander, Reifen runter, etc.

Also kann ich das Holz erstmal noch ein Weilchen einlagern….

Was das Thema Verzinken angeht nehme ich aus der Kommentar-Session von letzter Woche folgendes mit:

Es gibt zwei Möglichkeiten zum Verzinken: Galvanisieren (Elektrolysezink?)) und Feuer-Verzinken (so stelle ich mir übrigens die Hölle vor – auch wenn ich noch nie gesehen habe, wie man das macht)

Ersteres ist billiger bei Kleinteilen aber schwer zu bekommen bei großen Teilen, wie dem Chassis vom Landcruiser, weil man da riesengroße Wannen für braucht

Bei Zweiterem bekommt man den Rahmen, wenn man Pech hat, als Doppelhelix zurück (hab fast auf dem Boden gelegen, als ich das gelesen habe, Arno!!!). Außerdem mag der Tüv die nicht

Elektrolyse-Verzinken ist super und billiger als Grundieren sagt Matthias und ich bin geneigt, ihm (im Hinblick auf die zahlreichen Beweisphotos) zu glauben.

Allerdings, sagt Steffen, dass vernünftiger Chassislack aus dem Nutzfahzrzeug-Bereich es auch tut, wenn man alles ordentlich einfettet. Oder auch Bleimennige (hört sich schon böse an, ist auch verboten) oder POR15 (hört sich an wie von der NASA entwickelt, kenn ich aber leider nicht).

Ich bin hin und hergerissen.

Was man sicher gut machen könnte, wäre eine Art Erfahrungs-Counter, bei dem jeder angibt ("abstimmt"), womit er gute oder schlechte Erfahrungen gemacht hat. Dann wüsste man mal, was am besten ist. Aber um sowas vernünftig aufzusetzen fehlt mir leider die Zeit.

Und so treffe ich die einsame Entscheidung: Sandstrahlen, entfetten, mit "high-solid" Glasurit-Grundfüller grundieren, Lackieren, fertich. Sonst werde ich, glaube ich, nie fertig. Vielleicht geb ich mal ein paar Kleinteile zum Verzinken aber im Moment scheue ich die Organisation des Ganzen und die damit verbundene Rennerei. Jetzt mache ich erstmal einfach so weiter, wie beim letzten Mal angefangen. Wenn ich nachträglich feststelle, dass es eine schlechte Entscheidung war, nehme ich den Wagen (wenn in 6 Jahren der Rost schon wieder durchkommt) einfach nochmal auseinander und mache alles nochmal mit Verzinken…

Außerdem vergesse ich beim Anblick der beim letzten Mal grundierten Teile vollständig, dass da vielleicht irgendwo noch ein Fitzelchen Rost drunter sein könnte. Der Anblick blendet mich regelrecht. Wow!!!! Hätte nicht gedacht, dass das so gut werden würde…




Ein Augenschmaus.




Leider ist es (eigentlich) schon zu kalt zum Lackieren. So habe ich mir für heute vorgenommen, die Wagendemontage mal wieder ein bisschen voranzutreiben.

Mir schwebt dabei vor, heute die Lichtmaschine




samt den Anschlüssen,






das Starteraggregat






und das ganze Spurstangengedöns rauszunehmen…











Doch dann sehe ich im Regal dieses Teil liegen:




Es handelt sich um die Kupplungsschaltung für die Seilwinde, samt Halterungen.

Es juckt mich einfach zu sehr in den Fingern. Keine Lust mehr auf Spurstangen.

Sauber machen!

Also erstmal einige Detailphotos…




















…und nehme das Ding auseinander.



Soweit es geht, zumindest, denn an dem Ende der "Schaltleitung" sitzt die Halterung, sodass ich den Kleinkram dort nicht abbekomme.




Zur Sicherheit lichte ich mal ab, wie weit die "Schaltführung" (das treffendste, was mir grad einfällt) am anderen Ende raussteht. Man weiß ja nie.




Nun denn. Einige Handgriffe und Hammerschläge später ist das Ding soweit es geht zerlegt.

Und das schöne ist! Das Zeug muss ich jetzt nicht einzeln bis irgendwann in einen Karton packen, sondern kann gleich loslegen! 13 Grad Außentemperatur. Egal.



Die Teile werden erstmal im Eimer mit Spüli und Vanish Oxy abgebürstet und entschmoddert.

Danach nochmal in Feinarbeit mit Bremsenreiniger und Zahnbürste.

Nachdem alles schön trocken ist werden in die Gewinde Schrauben eingedreht,




und in andere möglicherweise schützenswerte Öffnungen ein Stück T-Shirt.

Ab in die Strahlkabine damit.




Mit dem inzwischen 3-fach durchgehauenem Korund strahlt es sich phantastisch.

Beim letzten Mal war ich ein bisschen enttäuscht, da es sich mit dem Stahlen echt gezogen hatte. Aber diesmal sind die Einzelteile binnen maximal 20 Minuten blitzeblank. Es liegt also tatsächlich am Strahlgut. Werde demnächst mal den von Gerhart vorgeschlagenen Granatsand verwenden. Vielleicht funzt das dann noch besser. Muss jetzt nur rausfinden, wo ich das Zeug bekomme.

Heute bin ich auf jeden Fall hochauf zufrieden.

"Kleinteile bei Kälte vorm Lackieren handwarm machen" hatte Matthias neulich als Ratschlag beigesteuert. Das mache ich, indem ich den Heizstrahler aus seinem Sommerschlaf aufwecke, anschmeiße und die gestrahlten Teile für einige Minuten davor lege.




Damit sich die Wärme auch in der Garage nicht gleich komplett verfleucht, schalte ich ab heute gleich komplett auf Winter um und lasse die aufgerollte Folientrennwand herunter.




Die Druckluft-Verteilerkonstruktion funktioniert bestens.




Den zweiten Filterdruckminderer stelle ich auf um die drei Bar ein und drehe ihn, wie neulich angemahnt (solche Ratschläge sind für mich Gold wert!), senkrecht.




Atemschutzmaske auf, Lack angemischt (diesmal nur 40ml Füller und jeweils ca. 10ml Verdünner und Härter), durchgerührt und ab in die Pistole damit.




Los geht's!




Die Teile hatte ich wieder auf Draht aufgehängt.




PFFT. PFFT. PFFFFT. FFFPFT. usw.

Fertich!




Das macht Laune!

Vor allem, wenn man danach so niegelnagelneu aussehende Teile vor sich (von der Decke hängen) hat.

Auch wenn ich diesmal (ist mir erst am Ende aufgefallen) ein bisschen zu nah dran war und sich ein paar kleinere Nasen gebildet haben, bin ich wieder hochzufrieden!

Richtig nettes Spontanlackieren.




Klar ist das fast Quatsch, für so ein paar Teile die ganze Arbeit mit Lackanmischen und nachher dem Reinigen der Pistole zu haben, aber der Spaß war es mir wert. Auch wenn es jetzt ans Reinigen geht.

Denke mal, dass es hier ganz wichtig ist, sich das schön anzuerziehen. Auch, wenn man von Natur aus eher ein Schluri ist (wie ich), der sich um solche Arbeiten lieber rummogeln würde.

Es wäre aber einfach ärgerlich, wenn die Pistole irgendwann streiken würde, bzw. wenn man bei jedem Mal lackieren erst die Pistole vom letzten Mal reinigen muss. Also los.


Pistolenreinigung

Erstmal fülle ich in den Becher oben Verdünnung, schwenke das ganze, schütte die Verdünnung aus und wische grob durch den Farbbecher. Das ganze wiederhole ich 2-3 Mal, bis der Becher relativ sauber ist.

Dann fülle ich nochmal Verdünnung ein, halte die Düse vorne mit einem Stück Lappen zu und betätige den Abzug ("got the finga on da trigga").

Der Luftdruck will durch den Farbbecher entweichen und blubbert dabei den im "Lauf" verbliebenen Füller samt Verdünnung nach oben.

Verdünnung einfüllen, hochblubbern lassen, ausschüten. Wieder 2-3 Durchgänge. Verdünner braucht's dabei relativ wenig.




Für die Verdünnerreste nehme ich eine leere Farbdose und demnächst vielleicht auch, wie von Eumel geraten, Sägespäne.




Anschließend schraube ich den Becher ab, wische mit nem Verdünnerfeuchten Lappen nochmal durch,




entnehme das kleine Farbsieb,




und entferne den Düsenkopf und die Düse.




Die Pistole wird nochmal mit dem Verdünnerlappen abgewischt und die Kleinteile in Verdünnung gebadet und abgebürstet.




Das ganze wird anschließend wieder piekefein zusammengebaut. Wie neu.




Das einzige, was ein bisschen leidet ist der Farbmischbecher. Aber das wird zu verkraften sein…




Und was auch zu verkraften sein muss ist, dass ich heute die Garage nicht aufräume, sondern jetzt nach Hause fahre…

Trotzdem die allerbesten Grüße an alle von Euch da draußen!

Tsuppari.

<< rückwärts   Schnellnavigation   vorwärts >>


_________________________________________________________

| 23 Kommentare / Ratschläge |



Zum Seitenanfang / Das Experiment jetzt weiterempfehlen!

Flattr this

___________________________