Tag 156: Abgezogen
Ooooleeee Oooleoleeoleeee! Das Landcruiser Experiment berichtet live von vorm Fernseher von der Fußball EEMM 2008. Und der Titel geht leider direkt zurück in das Land des OoLeeOleeeOlee....
Schade, aber zumindest ist damit die Zeit der außerplanmäßigen unterwöchigen Besäufnisse endlich wieder vorbei und ich kann mich wieder auf ein paar klarere Tage und ein bisschen längere Nächte einstellen. Insofern man mit kleinen Kindern überhaupt die Begriffe "lang" und "Nacht" überhaupt noch miteinander in Verbindung bringen kann.
Wie dem aus sei. Es ist vorbei, und, hey?! Deutschland ist Vize-Europameister. Das ist doch schon mal was....
Aber bitte nicht vom Thema ablenken.
Letze Woche haben wir das Thema "Schrauben restaurieren" bis zum Exzess diskutiert und ich habe diesbezüglich eine weit reichende Entscheidung getroffen. So weit reichend, dass diese fünf Wochen Lieferzeit hat...
Mehr will ich erst mal nicht verraten und deshalb schwenken wir gleich mit der Kamera von Wien zurück nach Berlin. Und zwar nicht auf die völlig überfüllte Fan-Meile, sondern direkt vor die Landcruiser Experiment Arbeitsmeile:
Und dort erwartet uns ein unerwarteter Anblick:
Na, was soll man dazu sagen! So einen Vermieter wünscht sich wohl jeder. Da komme ich heute nichtsahnend zur Werkstatt und was erwartet mich???
Eine kleine Aufmerksamkeit seitens meines Vermieters für die pünktliche Zahlung der monatlichen "Werkstattpacht"?
Eine voll funktionsfähige Kombi-Abkantbank mit allem drum und dran? Nur mal eben so nebenbei? Ohne Geburtstag, Weihnachten etc.????
Wenn das mal nichts ist! Einfach so. Und obwohl ich sowas doch eigentlich (noch) gar nicht brauche.
Das geht aber mal, oder?
Mist.
Zu früh gefreut. Irgendwie ist das da auf dem Zettel nicht meine Adresse.
Also aus der Traum von der eigenen Abkantbank.
Schade. Ihr hattet Euch auch schon mit gefreut, oder?
Aber zum Glück weiß ich, dass mein Vermieter noch mindestens zwei solcher Kombibänke und noch einige weitere Abkantbänke verschiedener Größenordnungen auf Lager hat.
Neben zwanzig Schweißgeräten, zehn Kompressoren, zwölf Säulenbohrmaschinen, zwanzig Flexen, hunderte Meter Werkstattregalen etc.
Ohne Witz. Was der Typ auf Lager hat ist echt krass. Der hat eigentlich seinen Sitz irgendwo im Ruhrpott und pendelt aber immer zwischen Berlin und dort, um seine Insolvenzaufkäufe einzulagern und dann zu verhökern.
Der hat ALLES. Von Flexscheiben und Bohrern über Stichsägen, Akkuschraubern, Bohrmaschinen, Schweißgeräten, Zahnarztstühlen, Kompressoren, Abkantbänken, irgendwelchen Spezialöfen, ganze Ladeneinrichtungen, Ambossen, Ventilationsanlagen etc.
Das krasse ist, dass das Zeug überhaupt nicht weniger, sondern immer mehr wird. Lediglich die Sahnestückchen aus den Aufkäufen, wie z.B. große Oberfräsen etc. verkauft er und der ganze Kleinkram sammelt sich mehr und mehr an.
Habe immer schon mal überlegt, ob ich ihm nicht anbieten soll, dass ich anfange, den ganzen Kleinkram im Landcruiser Experiment Shop einzustellen und darüber an gleichgesinnte Schrauberkollegen zu verkaufen. Da schlummert echt ein Werkzeugschatz, der absolut gigantisch ist. Allein hier auf dem Gelände unterhält er vier (!) Hallen zum einlagern von dem ganzen Kram.
Gebt Ihr mir einfach mal Rückmeldung, ob wir mal ausprobieren sollen, ob da Werkzeug oder andere Komponenten dabei sind, mit denen Ihr was anfangen könntet und einen Testlauf mit ausgewählten gebrauchten Produkten im Shop starten wollen.
Die Abkantbank ist für 900 Euro weg gegangen. Er hat noch einige weitere, auch sehr viel kleinere, auf Lager!
Wer nach was Bestimmtem sucht kann mir ja kurz per Mail Bescheid geben und ich frage, ob er das hat. Mich würde es, ehrlich gesagt, sehr wundern, wenn jemand von Euch was suchen würde, was er nicht hat.
Ich schätze, man könnte sich bei ihm auf einen Schlag eine Werkstatteinrichtung zusammenkaufen, die mindestens alles das hat, was ich mittlerweile angeschafft habe. Und noch einiges mehr...
Aber das soll nicht das einzige Thema des heutigen Tages sein.
Wir wollen ja schließlich voran kommen.
Hinter- und Vorderachse für's Lackieren fertig machen steht immer noch auf dem Plan.
Bei der Hinterachse hindern mich die alten Lager noch daran, dieses Ziel zu erreichen.
Aber besorgt Euch mal eben so ein Werkzeug, mit dem man so eine Wuchtbrumme aus einer noch wuchtigeren Achse herausbekommt.
Das hat mich heute die erste Hälfte meines Arbeitstages beschäftigt. Zunächst erfolglos.
Nachdem ich erfolglos meine drei Nachbarn gefragt, drei Läden abgeklappert und im Internet nach einem passenden Abzieher gesucht hatte – und schockiert war über den Preis für ein solches Teil, das ich wahrscheinlich nur ein Mal in meinem Leben benutzen würde, war ich heute nahe am Aufgeben.
Dann habe ich mich der Abkantbank vor meiner Werkstatt entsonnen und diese als Indiz dafür interpretiert, dass mein Vermieter möglicherweise heute in Berlin ist. Also mal schnell rüber zu einem seiner Lager.
Dort war er auch tatsächlich.
Erst habe ich mich mal überschwänglich für die Abkantbank bedankt (was er erst gar nicht verstanden hat). Nachdem er den Spaß erkannt hat, sind wir gleich zum Geschäft gekommen.
Ob er Abzieher hätte, speziell einen Innenabzieher für ein Radlager???
"Abzieher hab ich hier", sagte er nur, auf eine riesengroße Kiste von 1x1x, 05m deutend. Ein Handgriff und der zauberte DAS HIER hervor:
Genau der Abzieher, den mir der Werkzeughändler vorhin im Katalog gezeigt hatte, wo alleine das vordere Teil über 60 Euro kosten sollte.
Bei dem hier hatte sich ein Vorbesitzer oben noch zwei zusätzliche Klauen aufgeschweißt, die für mich ziemlich gut passen dürfte.
"Behalt ihn so lange wie Du brauchst".
Saugeil!
Es kann los gehen.
Also rüber in die Werkstatt.
Ein erster Test zeigt: Von den Klauen muss ein bisschen was runtergenommen werden, damit sie durchs Lager durch kommen, um es dann von hinten festzuhalten.
So ist's besser.
Hab noch nie mit sowas gearbeitet, aber dank der aktuellen Ausgabe der Oldtimer Markt oder Oldtimer Praxis (und dank des in den letzten Jahren deutlich gesteigerten "gesunden Menschenverstands") ist die Anwendung des Abziehers kein großes Geheimnis.
Meine ich.
Denn das Lager bewegt sich kein Stück. Dieses verdammte Miststück.
Oder bin ich einfach nicht gewalttätig genug???
Nachdem ich eine ewige Weile rumgewürgt habe und das Lager sich keinen hundertstel Millimeter bewegt, entschließe ich, die Lager halt doch drin zu lassen. Weiß sowieso nicht, wieso ich die Lager eigentlich rausnehmen wollte.
Das wird mir erst nachher wieder einfallen.
Also zauber ich die neuen Simmeringe aus meinem Materialschrank,
fette den einen mit etwas Achsöl ein...
…setze ihn an und klöppel ihn mit dem Gummihammer in die Achse.
Zwei Duct-Tape-Streifen drüber und fertig.
Keine Ahnung, warum ich nicht gleich anschließend auch auf der anderen Achsseite den Simmering eingesetzt habe. Dann hätte ich mir einiges an jetzt folgender Arbeit gespart.
Um an der Vorderachse die alten Simmeringe zu entfernen, muss ich den Aufspannteil des Abziehers nämlich etwas umarbeiten.
Die aufgeschweißten Klauen werden kurzerhand abgeflext.
Hier ein Blick auf die neuen Siris.
Hier habe ich mehr Erfolg als eben bei der Hinterachse.
Der Abzieher wird angesetzt...
…
…und PLÖPP! Der Simmering ist draußen.
Wonderful.
Draußen.
Also gleich die neuen Dinger rein.
Als Hilfsmittel dazu fungiert dieses Stück Vierkantholz, das ich mit Duct-Tape umklebt habe.
Damit geht es wunderbar, da die Ecken der Vorderfläche des Vierkantholzes den Siri gleichmäßig in Position halten, während ich von hinten mit dem Hammer draufkloppe.
Die Siris sitzen nach wenigen Schlägen.
Hätte ich mir nicht so einfach vorgestellt.
Wo wir schon in den letzten Zügen mit der Vorderachse liegen, können wir auch gleich die Lagerschalen für diese kleinen Lenklager (Raiko-Lager hat Ike die immer genannt) tauschen.
Neue hab ich seit der ersten Australien-Bestellung hier rumliegen.
Erst mal die alten entfernen. Das klappt wunderbar mit dem groben Splintentreiber.
Zwei, vier Hammerschläge an den dafür ausgesparten Ansatzpunkte, und die Schalen sind draußen.
Die Dinger sehen von außen gar nicht so wuchtig aus, sind aber doch auch ganz schön breit.
Au0erdem haben's dies echt hinter sich.
Mal im Vergleich zu den neuen:
Die neuen Lagerschalen habe ich mit Hilfe der alten wieder in Stellung gebracht.
Erst mal angesetzt (zum Glück läuft am Rand der Aussparung eine kleine Führung, sodass man die Schalen erst mal in Position bringen kann, bevor man richtig drauf schlägt. Und dafür habe ich einfach eine alt Schale verkehrt rum auf die neue aufgelegt und dann mit dem Hammer eingeschlagen.
War kein wirklich großes Kunststück. Endlich auch mal wieder Erfolgserlebnisse.
Dann kann ich ja auch noch schnell den zweiten Simmering auf der anderen Seite der Hinterachse einsetzen.
Doch was ist das?
Beim Anblick des Lagers kommt die Erinnerung zurück. Da hatte ich damals beim Entfernen des Simmerings nicht aufgepasst und das Lager beschädigt. Auf der Vergrößerung müsste man es erkennen.
Das war auch der Grund gewesen, warum ich die Lager wechseln wollte.
Oh nein!!!!
Dann muss ich ja die Lager doch irgendwie rauskriegen!?!?!?!?
Ngrrgahhhhrrrnnnnn!!!!!
Vor allem jetzt, wo ich die Klauen vom Abzieher schon abgeflext habe.
Da kann ich ja gleich wieder von vorne anfangen.
Wie nervig. Könnte die Gitarre in die Ecke schmeißen! (Wie Helge Schneider sagen würde).
Stattdessen freue ich mich, dass ich mal wieder ein bisschen Schweißen kann. Das fehlt mir nämlich in letzter Zeit ganz schön und eigentlich würde ich am liebsten alle Stahlteile, die in der Garage rumliegen irgendwie zusammenbraten.
Stattdessen wird hier etwas zielgerichteter gebrutzelt.
Und binnen Minuten sind die neuen Supermegahightechklauen wieder in Position gebracht.
Mittlerweile haben sich dermaßen wütende Aggressionen in mir aufgestaut, dass ich in den Lagern genau den richtigen Gegner gefunden habe.
Jetzt mach ich Euch fertig, Ihr miesen Schweinelager.
Und nach ordentlichem Gewürge und Geschraube (1 tausendstel Millimeter pro Abziehergewindeumdrehung) ist das erste Lager endlich raus.
Hier ist das Monster:
Wie ich mittlerweile (nicht zuletzt dank den Oldtimer-Markt- und –Praxis-Zeitschriften) gelernt habe, handelt es sich hier um kein Kugellager und auch um kein Kegellager.
Wieso????
Sieht hier irgendjemand Kugeln oder Kegel???
Sieht doch ein Blinder, dass hier ganz einfach Rollen im Lager sitzen.
Also ist es ein Rollenlager.
Wieder was gelernt.
Und hier saß das Rollenlager.
Wenn mein Gasbrenner nicht zu Hause auf dem Balkon stehen würde, um beim Grill anzünden zu unterstützen, hätte ich damit auch das Achsende vorm Lager-Entfernen etwas aufheizen können. Aber ohne hat's ja auch geklappt.
Und zwar nicht nur auf der einen, sondern auf beiden Seiten.
Aber die Freude wird auch etwas getrübt davon, dass jetzt noch neue Lager auf die Einkaufsliste müssen. Und zumindest ein weiterer neuer Simmering.
Aua aua. Allein die drei neuen Bremskolben werden schon ordentlich rein hauen....
Der Abzieher bekommt zumindest einen Ehrenplatz an der Werkzeugwand.
Und blöd ist, dass die Vorderachse jetzt zwar theoretisch lackierfertig wäre, ich aber vorm Lackieren der Hinterachse erst die Lager einsetzen möchte….
Also warten wir hier erst mal wieder ein Weilchen...
Aber zum Glück gibt's ja rechts und links genug zu tun…
Langeweile???? Hetze???
Was ist das?
Grüße an die deutsche Nationalmannschaft und die tollen Gastgeber in Österreich und der Schweiz!
Bis die Tage
Tsuppari (der sich die jetzt erst mal die nächsten zwei Jahre wieder aus dem Thema Fußball ausklinken wird)!