Tag 69: Großer Waschtag
So langsam kehrt hier im Hause der Alltag ein und ich beginne mich an kurze Nächte, durchsetzt von Wach- und Wickelphasen um halb 1, halb 4 und halb 7 (Ausschlafen am Wochenende adé) und teilweise ohrenbetäubenden hochfrequenten Lärm zu gewöhnen. Wett gemacht wird das alles in den Momenten, wenn der Kleine mal richtig wach ist und mit neugierigen Blicken und ausgestreckten, zappeligen Ärmchen nach der Welt zu greifen versucht. Der Ratschlag mit dem Föhn bei Bauchschmerzen hat übrigens sehr geholfen! Nur immer schön aufpassen, dass der Kleine dabei nicht in den Föhn pinkelt!!!
Für's Experiment kann ich dem umgestellten Rhythmus durchaus auch positives abgewinnen. Bedeutet doch das Ende der Nacht um halb 7 an Wochenenden, dass die Tage auf einmal ein ganzes Stück länger werden und ich wieder Zeit gewinne, um ein bisschen am Experiment zu basteln, oder, den kleinen auf dem Schoß liegend, vorm Rechner vor mich hinzuklappern.
Und was den Lärm angeht ist es eine perfekte Vorbereitung auf den kommenden Kompressor-Dauerbetrieb…
Dem nähern wir uns nun unaufhaltsam. Vorigen Donnerstag habe ich das Ding endlich bestellt.
Hier ist er, der KAESER Classic 460/90 W:
Ähnlich wie beim Schweißgerät sind der Kaufentscheidung eine umfassende Recherche und zahlreiche Diskussionen hier im Experiment vorausgegangen. Vom Baukompressor über die Baumarkt-Alternativen, Detektiv spielen bei Ebay und in diversen Foren, wurden über Monate sämtliche Möglichkeiten eruiert.
Was ich brauche ist ein Kompressor, der sich sowohl zum Lackieren, als insbesondere auch zum Sandstrahlen eignet (und nebenbei gesagt, auch zum Betreiben von einem Druckluft-Schlagschrauber und zum Ausblasen von Werkzeugen und vielleicht auch mal der gesamten Werkstatt). Ich habe nicht vor, in meinem Leben mehr als einen Kompressor zu kaufen. Also soll es bitteschön gleich was vernünftiges sein.
Das Problem, insbesondere für's Sandstrahlen, ist, dass Kompressoren mit Leistungsmerkmalen (Kesselgröße, Druckwerte, Luftliefermenge, Füllmenge, etc.), die man dafür braucht, allesamt mit Starkstrom betrieben werden müssen. Starkstrom gibt's in meiner Garage, wie wir schon wissen, leider nicht und ausserdem sind Starkstromkompressoren schon wieder so dermaßen teuer, dass es für meine Zwecke einfach nicht in Frage kommen.
Der nun bestellte KAESER Classic 460/90 W ist der leistungsstärkste Kompressor den ich gefunden habe, der KEINEN Drehstrom braucht und er bewegt sich im Vergleich zu den fetteren Baumarkt-Dingern der Handelsmarken Güde, Herkules etc., für die man auch schon einiges hinblättern muss (die aber nicht annähernd die Leistungsmerkmale von diesem hier haben), in einem vernünftigen preislichen Rahmen.
Was ich für die KAESER-Maschine jetzt letztendlich mehr bezahle, zahle ich wie auch schon beim Schweißgerät und den anderen Markenwerkzeugen für:
• Hochwertige verwendete Materialien (Motor, Dichtungen, Kessellackierung und –innenbschichtung)
• Eine Entwicklungs- und Qualitätssicherungsabteilung, die dafür sorgt, dass ich nicht gleich vom ersten Tag an Rennerei mit dem Ding habe weil irgendwas nicht läuft
• Erreichbaren, kompetenten, schnellen und freundlichen Service.
Ausserdem soll mein Sohn schliesslich mit dem Ding noch Spaß haben und ich denke, das garantiert mir ein Traditions-Familienunternehmen wie KAESER eher, als ein Nachbauten aus China oder Sonstwoher rüberschipperndes Handelshaus.
Aber jetzt warten wir erstmal ab, wie sich das Ding in der Praxis bewährt. Freue mich auf jeden Fall total auf die erten Sandstrahl- und Lackierversuche mit dem Ding….
Stichwort Praxis
Diese Woche und nächsten Montag gibt es nochmal Berichterstattungen aus der Konserve. Ab dann läuft das Experiment wieder in "quasi-Realtime" und dann wird es sicherlich auch wieder die eine oder andere Fragerunde geben.
In der heutigen Konserve habe ich ausnahmesweise mal zwei Arbeitstage zusammengefasst. Also nicht wundern, wenn die Beschreibungen bei Abendlicht beginnen und bei Tageslicht aufhören. …
Nachbar Peter mistet aus.
Sperrmüll lebt ja häufig davon, dass jemand vorbei kommt, etwas für sich brauchbares sieht und das dann einsammelt.
So stolpert mein Blick über ein weggeworfenes Stück Gitter und ich denke für einen kurzen Moment, dass ich damit das Ablagegitter für die Sandstrahlkabine improvisieren kann.
A) Passt das ding von den Abmessungen nicht und B) ist es so flatterig, dass ich den Gedanken schnell wieder verwerfe.
Ohnehin habe ich mir bereits vom Schrottplatz ein ca. 6m langes arg verrostetes Vierkantrohr besorgt, aus dem ich das Schweißgitter bauen möchte. Markus Maurer schrieb in seiner Anleitung, dass er das beim nächsten Mal aus Preisgründen aus Holz machen würde, aber ich denke, die 3,60 Euro, die ich für die Vierkantstrebe bezahlt habe, sind nicht zu schlagen…
Um nicht immer die blöden Öffnungszeiten beim Werkzeughandel abpassen zu müssen, wenn ich eine neue Fächerscheibe für die Flex brauche, oder notgedrungen die vom Baumarkt kaufen muss, habe ich mir jetzt mal ein paar davon auf Vorrat gelegt und verwende nun die erste jungfräuliche Scheibe zum Entrosten der Stahlstrebe.
Grob entrostet wird das Rohr auf die Arbeitsplatte verfrachtet und in Stücke geschnitten.
Tja. Zu früh gefreut. Hätte ich mich nicht auf mein Gefühl verlassen, sondern mal ein kleines bisschen gerechnet, hätte ich gleich zwei von den Stahlstreben mitgenommen. Die eine reicht nämlich bei Weitem nicht…
Egal. Das Rechtwinkelhilsmittel wird gezückt und zumindest der Rahmen für's Gitterrost wird schon mal geschweißt.
Bevor ich mich jetzt weiter um das Gitter kümmer, treffe ich die Vorbereitungen für den morgigen Tag. Den großen Ausflug zum Waschplatz, zu dem unter anderem auch der Tank mitgenommen werden soll.
Auf dem kleben überall Filzstreiben, die, denke ich als Vibrationsschutz dienten. (?)
Die ziehe ich vorsichtig ab und packe sie erstmal weg. Mal schaun, ob ich die am Ende Wasche oder mir neue zuschneide. Das kann ja an Aufwand nicht die Welt sein…
Anschliessend werden noch alle Öffnungen zugetütet.
Es kann also los gehen.
Markus S., Landcrusierfahrer aus Berlin, wir kennen uns über's Experiment, hatte mir das super Angebot gemacht, dass er mich bei der anstehenden Waschplatzaktion mit Zugmaschine und Arbeitskraft unterstützen würde.
Punkt halb 9 am Samstag morgen (Markus hat auch einen menschlichen Wochenendwecker zu Hause) rollt Markus mit seiner Zugmaschine (sein Landcrusier hat leider grad keinen Auspuff…) auf den Garagenhof.
Gemeinsam sprühen wir das Fahrgestell
von oben bis unten mit Kaltreiniger ein
Man kann sich so fast schon vorstellen, wie das Ganze mal aussieht, wenn der Rahmen frisch lackiert ist. Geilomat!
Anschliessend machen uns auf den Weg zur Anhängervermietung. Diese liegt gleich neben dem Schrottplatz. Also einen Steinwurf von meiner Werkstatt entfernt.
Der Anhänger wird angekuppelt und es geht zurück zur Garage
wo das Fahrgestell auf den Abtransport wartet.
Nach ein bisschen Rangiererei kann es losgehen.
und los:
Gut, dass ich zum Kärchern meine Arbeitskleidung angezogen habe… ;-)
Den Tank mitzunehmen, darauf hatten wir doch noch verzichtet. Der ist noch halb voll und zum durch die Gegend schleppen einfach zu schwer.
Dem soll heute aber auch mal entgegengewirkt werden. Der Schlauch wird hervorgeholt, Ansaugen, bis der Diesel fast im Mund ist und dann laufen lassen….
Zur Sicherheit, falls stelle ich eine Wanne darunter,
sodass, falls was überläuft, es sich nicht quer über den Garagenboden verteilt.
Markus zieht von dannen und ich genieße das lange Ende des Tages mit weiteren Arbeiten.
Beim letzten Ausflug im Baumarkt habe ich PVC-Folie
und einen Folienschneider gekauft (der überhaupt gar nix taugt).
Damit schneide ich ein Stück PVC Folie als Kabinenblickfenster zurecht.
Anschließend bringe ich die Streifen Isolierband an Sichtfenster und Seitentür an:
Vom Blickfenster hab ich leider kein Photo gemacht aber das Fenster und auch die Seitentür sind jetzt schon mal fertig und dicht.
Jetzt geht es an die Sache mit dem Trichter, die ja beim letzten Mal so grandios daneben gegangen war.
Markus gab mir den Hinweis, die Seitenteile einfach mit Winkeleisen aus dem Baumarkt zusammenzusetzen.
Eisenwinkel. Na klar!
Den Weg zum Baumarkt spar ich mir und bau mir die Winkel selbst.
Dazu nehme ich ein Stück Übungs-Schweißblech,
schneide daraus 6 Streifen zurecht und markiere jeweils 4 Bohrpunkte mit dem Körner
Die Löcher werden gebohrt…
Fertig.
Die Streifen werden im Schraubstock zu Winkeln gebogen, Löcher werden in die Holzfaserplatten gebohrt,
passende Schrauben, Unterlegscheiben und Muttern werden aus meinem unerschöpflichen Schraubenvorrat gesucht
und die ersten zwei Platten werden miteinander verschraubt.
Das ganze nun mit allen vier Seitenplatten,
Silikon in die Fugen…
Und fertig ist der Trichter!!! Hurra Hurra!
Warum so kompliziert, wenn es auch einfach geht. Das war jetzt vielleicht nicht die aller sauberste Art, aber ich will hier schliesslich keinen Preis für einen Sandstrahlkabinentrichter gewinnen. Der Zweck heiligt, denke ich, die Mittel.
Sintflut
Während ich so schön am Trichter rumgebastelt habe, habe ich natürlich komplett vergessen, dass ich gerade beim Dieselzapfen war. Und natürlich hab ich nicht mitbekommen wie der Kanister und die Aufwangwanne volliefen…
Und jetzt hab ich hier ne riesen schmierige Sauerei!
Typisch!
Nun denn. Die Sauerei ist, bis auf eine dünne, schmierige Dieselschicht auf dem Garagenboden, relativ schnell bereinigt und ich begutachte kurz vorm Feierabend noch schnell die Ergebnisse des heutigen Tages.
Am Wagen(rest) ist echt einiges an Dreck runtergegangen.
Vorher:
Nachher:
Und es kommt unter dem (schützenden) Öl- und Dreckfilm einiges an Rost zu Tage.
Es juckt mir richtig in den Fingern, das Ding jetzt langsam endlich mal weiter auseinander zu nehmen und damit zu beginnen, erste Teile zu restaurieren.
Aber lange dauert das auch nicht mehr. Die Sommerpause und der Bau der Kabine sind beide fast vorbei.
Es kann also bald richtig los gehen!
Seid Ihr dabei?