Tag 101: Zweite Achse raus
Nachdem wir vorige Woche erfolgreich die Hinterachse demontiert haben und wegen störrischer, mit Gummihülsen verwachsener Bolzen jäh vom Ausbau der Vorderachse gehindert wurden, wird heute nicht lange gefackelt und die Gewaltandrohung wird wahr gemacht.
Da es mir nicht beschieden war, einen Schneidbrenner oder zumindest eine Lötlampe für heute zu organisieren, muss ich mich in Stufe 1 erstmal mit dem Heißluftföhn von Jimmy begnügen.
Um das Federauge samt Gummihülse und Bolzen aber richtig heiß zu bekommen reicht es nicht, da ein bisschen dran rum zu föhnen.
Um mir den Arm für heute nicht gleich schon beim Föhnen zu erlahmen, wird der Föhn mittels eines Spanngurtes am Rahmen fixiert und dann gestartet.
Bis es anfängt zu kokeln und ordentlich nach verschmurgeltem Gummi zu riechen.
Und dann gibt's Saures.
Und zwar "volle Ölle".
Wie beim Letzten Mal: Mutter verkehrt herum auf den Bolzen geschraubt, Buchenholzstück zwischengehalten, um die Mutter zu schonen und dann ordentlich "gib Ihm" mit dem Vorschlaghammer
Und trotzdem will sich der Bolzen kaum bewegen.
Jetzt reicht's mir.
Ich verabschiede mich vom Gedanken, Schraube und Bolzen noch mal wieder zu verwenden, pfeffere das Holzstück in die Ecke und zum ersten Mal in seinem Leben bezieht der Bolzen SO RICHTIG Prügel.
Zwanzig, Dreißig, Vierzig Schläge, weit ausgeholt und mit voller Kraft auf die Zwölf. Wer nicht hören will muss fühlen.
Und dann kommt er.
Stück für Stück schiebt sich der Bolzen aus der Federaufnahme heraus, bis ich das Bolzenende mit der Monster-Zange vom letzten Mal packen und dann Stück für Stück rausjuckeln kann.
Zwischendurch immer noch mal mit dem Föhn die ganze Nummer heiß gemacht und irgendwann hab ich ihn.
Ha! Geht halt nicht immer ohne Gewalt.
Der Bolzen ist jedenfalls schrottreif geprügelt
Und die Mutter hat's auch nicht überlegt.
Nen bisschen was hat die Federaufnahme auch mit bekommen aber das kann später weggeschliffen werden.
Das gleiche noch mal auf der anderen Seite.
Heißluftföhn montiert, Heißluftföhn an, schnell ein Kippchen rauchen und dann beginnt das ganze Spiel wieder von vorne.
Diesmal habe ich das Problem, dass ich die Mutter nach der Prügelei nicht wieder runterbekomme.
Eine willkommene Gelegenheit, endlich mal den Mutternsprenger einzusetzen, den ich damals von Joe Sixpack (Wo bist Du eigentlich?) geschenkt bekommen hatte.
Das Gerät wird auf die kaputte Mutter aufgesetzt und dann wird mit einem Schraubenschlüssel der mit einem Gewinde am Schaft versehene Dorn so weit in die Mutter hineingetrieben, bis es "Klack" macht und die Mutter runter ist.
Und so sieht sie dann aus.
Kein schönes Ende für eine Mutter, doch auch hier gilt: Wer nicht hören will muss fühlen.
Jetzt noch ein paar Hammerschläge auf den überstehenden Bolzen und Gejuckel mit der Zange und raus ist die Vorderachse:
Yeah! Damit wäre der Rahmen endgültig auseinander.
Sehr, sehr abgefahren. Auch wenn's hundert Tage bis hier gedauert hat und ich mir inzwischen vorstellen kann, das, was ich bis heute geschafft habe beim nächsten Mal in 5 Tagen zu schaffen.
Aber uns jagt ja nichts.
Der Rahmen wird hochkant an der Garagenwand, bzw. an der Gebläsewand angelehnt und ist damit erstmal verstaut.
Hier stehen sie jetzt also, die letzten groben Komponenten meines Cruisers….
Dann wollen wir mal weiter machen.
Die Achsen warten darauf, zerpflückt zu werden.
Wir beginnen mit den Blattfedern.
Die Haltemuttern hatte ich letzte Woche schon und heute wieder mehrmals mit Rostlöser eingesprüht. Nach dem Altbewährten Motto: Viel hilft viel.
Doch trotz Rostlöser ist an den Dingern mit der gro ßen Ratsche und auch mit dem Druckluftschrauber einfach nichts zu machen. Die Muttern bewegen sich keinen hundertstel Millimeter.
Mein Nachbar Zephyr schaut zufällig gerade vorbei, sieht mich werkeln und meint (sinngemäß): "Nu guck. Da tust du so: Da hinten liegt doch noch son Zölling Rohr, das nehm wir als Verlängerung"…
und zaubert einen ca. 80 cm langes verzinktes Stahlrohr hervor. Das wird auf das Werkzeug (wie heißt das Ding im Photo oben?), auf dem die Nuss sitzt, aufgeschoben und dann gibt's Kazalla!
Knack! Erste Mutter gelöst.
Knack! Zweite Mutter gelöst
Knack… usw., bis dann alle acht Muttern der Vorderachsen-Blattfedern so weit gelöst sind,
dass ich den Rest fix mit dem Schlagschrauber erledigen kann.
Und Zack! Ist die erste Feder runter und Zack! die Zweite.
Alles Wunderbar.
Fortsetzung folgt an Mogelpackung-Tag 101,5