Montag, 26. Juni 2006

Tag 60: Die Sandstrahlkabine (1)

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Gut eine Woche ist seit der Hiobsbotschaft, das hier demnächst der Garagenhof abgerissen werden soll, vergangen. Ich habe die Zeit genutzt und mich an diversen Stellen über den aktuellen Sachstand informiert. Dazu gehören: die Garagennachbarn, der Geländewächter und mein Vermieter.


Die Garagennachbarn:

Hier ist der Stand der, dass tatsächlich der untere Teil des Geländes bis zu einem ganz bestimmten Punkt abgerissen werden soll. Und zwar scheinbar genau bis zu der im Bild mit einer roten vertikalen Linie gekennzeichneten Mauer.

Das würde bedeuten, dass von dem Abriss möglicherweise meine Garagen gerade so verschont bleiben würden.

Mein Nachbar Ede hat sich sogar Baupläne vom Tiefbauamt besorgt, worauf sich dieser Verlauf erkennen lässt. Allerdings steht in der beiliegenden Informationsbroschüre, dass der "Bestand weitestgehend von den Erschließungsmaßnahmen verschont werden" soll. Was auch immer das heißt…




Der Geländewächter

Wer mich schon mal hier besucht hat kennt den Schlagbaum und den Security-Mann, den man passieren muss, wenn man in das Gewerbegebiet einfahren möchte.

Aufgrund diverser Einbrüche wurde diese Stelle (als Art undankbare Arbeitsbeschaffungsmassnahme) eingerichtet und so werden abends um 8 sämtliche Auffahrten in das Gelände verschlossen und man kann nur noch an der Schranke vorbei auffahren. Dort wacht Christoph, unterstützt durch diverse mobile Wachdienste, über das Gelände.

Da es hier diverse Speditionen, Proberäume und auch Zeitungsdruckunternehmen gibt kommt der arme Kerl dabei gerade nachts überhaupt nicht zur Ruhe und freut sich jedes Mal, wenn ich nach dem Schrauben noch auf einen Plausch bei ihm vorbei schaue.

Natürlich laufen bei ihm auch sämtliche Informationen zusammen, sodass er heute meine zweite Anlaufstelle in Sachen "Garagenabriss" ist.

Christoph erzählt, dass es tatsächlich einen "runden Tisch" für alle größeren Mieter gegeben hätte, bei dem die Bezirksbürgermeisterin die "Erschließungspläne" vorgestellt und zur Diskussion gestellt hat.

Den Plänen nach wollen die wohl ordentlich in die Vollen gehen und ne ganze Menge Straßen kreuz und quer über das Gelände führen. Gleich nebendran ist gerade Berlins zweitgrößter Bahnhof, das Südkreuz, fertig gestellt worden, und im Zuge dessen will man drum rum jetzt das Gebiet für Gewerbetreibende vermeintlich interessanter gestalten. Dass man dazu erstmal die Hälfte der aktuell hier angesiedelten Gewerbetreibenden heimatlos macht ist scheinbar egal. Hauptsache was machen!

Wie dem auch sei. Es wurde viel diskutiert und irgendwas steht an aber: Nichts Genaues weiß man nicht…


Mein Vermieter:

Zu guter letzt habe ich noch meinen Vermieter, den "Gabelstaplermann", angerufen und mich nach dem Stand der Dinge erkundigt.

Der hat erstmal nur abgewinkt und meinte: "Mensch, kiek ma. Die Pläne liegen schon seit 16 Jahren in der Schublade." Auf meinen Kommentar: "Ja und jetzt mit neuer Regierung und so… ", sagte er nur: "Geld ham die ooch nich"

Mmh. Wo er Recht hat hat er Recht. Aber wirklich helfen tut mir das auch nicht. Und seine Aussage: "Ausserdem haben wir ja 3 Monate Kündigungsfrist" ist auch nur ein schwacher Trost.

Na ja. Erstmal hilft alles nichts, außer optimistisch bleiben. Und wenn wir tatsächlich umziehen müssen kann es ja sein, dass sich eine richtig geile Location findet….

Also abwarten und zurück zum Thema.


Sidequest

Mit dem Anhänger zwecks Verfrachtung des Fahrgestells zum Waschplatz hat es leider diese Woche nicht geklappt. Einen Anhänger-Vermieter habe ich zwar bereits lokalisiert, aber mein Nachbar Peter, der mit der Anhängerkupplung, ist im Urlaub.

Was also machen?


Kompressorkunde

Seit Monaten trage ich mich (wie diverse Male schon angesprochen und diskutiert) mit dem Gedanken, mir einen Kompressor zuzulegen. Denke im Hinblick auf irgendwann mal anstehende Lackierarbeiten ist so ein Gerät unabdingbar. Aber auch auf dem Weg dahin kann man mit so einem Ding so einiges anrichten: Staub wegpusten, Druckluftwerkzeuge betreiben, Teile Sandstrahlen, Hohlräume entrosten und konservieren, Schlauchboote aufblasen und so weiter.

Die Breite des mit einem Kompressor möglichen Anwendungsspektrums bestimmt sich im Wesentlichen aus den Leistungsmerkmalen des verwendeten Kompressors. Insbesondere für das Thema Sandstrahlen sind Parameter wie Druck und vor allem das Liefervolumen extrem wichtig. Diese Parameter sind wiederum abhängig von der Leistung des Kompressors und der Größe des Kessels unten dran.

Immer wieder habe ich mich im Verlauf des letzten Jahres mit dem Thema auseinandergesetzt und mir die Geräte verschiedenster Hersteller angeschaut. Immer mit dem Fokus, dass ich zumindest alles was so an Kleinteilen herumliegt, gerne selber sandstrahlen würde.

Dabei stellte sich das Problem, dass alle Kompressoren, die man für das Sandstrahlen einigermaßen vernünftig verwenden kann, Drehstrom brauchen. Oder man kauft sich bei Ebay, wie, glaube ich Gerhard schon mal geschrieben hat, einen Dieselbetriebenen Baukompressor, den man vor der Garage parkt und dann "gib ihm". Das kommt aber leider aus Platzgründen nicht in Frage und so muss ich mich weiter an konventionellen Kompressoren orientieren.

Bei der Firma KAESER Kompressoren (Familienunternehmen, ähnlich FRONIUS), weltweit vertreten, mit Sitz in Coburg bin ich schließlich fündig geworden. Die haben in ihrer "Classic"-Serie einen Kompressor, der mit Wechselstrom läuft, das an Leistung bringt, mit dem man exzellent Lackieren, Druckluftwerkzeuge betreiben, Staub wegpusten und Hohlräume konservieren kann und der gerade so viel leistet, dass das Sandstrahlen damit anfängt Spaß zu machen und vor allem zufrieden stellend zu funktionieren.

Es handelt sich um den "Classic 460/90 W" mit folgenden Leistungsmerkmalen:

Druck: 10 bar
Druckbehälter: 90 Liter
Ansaugvolumen: 460 l/min
Füllvolumen: 320 l/min



Wie ich in diversen Gesprächen erfahren habe kann man damit durchaus jeweils gute zwanzig Minuten am Stück Sandstrahlen, müsste dann eine kurze Pause machen, damit sich alles etwas abkühlen kann und kann dann fröhlich weiterstrahlen. Das dürfte für meine Zwecke allemal reichen.

Fürs Lackieren und die ganzen anderen Themen bewegt man sich mit dem Ding annähernd in der Profi-Liga, wobei man fürs Lackieren je nach Anspruch überlegen sollte, noch einen Öl- und Wasserabscheider, bzw. einen Luftkühler anzuschaffen und zwischenzuschalten. Zusätzlich gibt es noch eine Menge Druckluftwerkzeuge wie Schlagschrauber und Exzenterschleifer, die sicherlich günstiger sind als Elektrowerkzeuge. So kann sich so eine Investition schnell wieder lohnen.

So im Großen und Ganzen ist meine Entscheidung für diesen Kompressor gefallen und ich muss jetzt nur noch schauen, wie ich das Budget dafür frei bekomme.


Nächstes Problem:

Wenn ich mir einen Kompressor zulege, mit dem ich Sandstrahlen kann, dann ist es unabdingbar, dass ich mir eine Sandstrahlkabine zulege.

Hier habe ich mich auch intensiv umgetan.

Die Kosten für eine kleine Sandstrahlkabine mit einem Innenraum von ca. 50*40*60 cm, die man sich auf den Tisch stellt, kostet gebraucht bei Ebay so um die 250 Euro. Für eine etwas größere (ca. 80cm Breite) ist man dann schon mit guten 400 Euro dabei. Für eine richtig vernünftige, in der man dann so was wie eine Felge strahlen Kann legt man zwischen 800 und 1400 Euro auf den Tisch.

Da rechnet sich die Anschaffung eines Kompressors definitiv nicht. Für diese Preise kann man seine Kleinteile den Rest seines Lebens zum Sandstrahler rausgeben.

Da ich mich nun mal (teils aus Neugier, teils aus Wahnsinn) entschieden habe, einige Teile selber zu strahlen, muss ich improvisieren, denn irgendeine Art von Sandstrahlkabine brauche ich definitiv.


Sandstrahlkabine Marke Eigenbau

Umso mehr habe ich mich gefreut, als mich während dieser Überlegungen ein Kommentar von, ich glaube, es war Steffen, erreicht hat, der einen Link zur Webseite eines gewissen Markus Maurer in der Schweiz enthielt. Markus Maurer beschreibt auf seiner Webseite unter Anderem die Restauration eines Ford A Oldtimers.

Neben wirklich detaillierten und interessanten Beschreibungen mit vielen nützlichen Tipps und Tricks findet sich auf der Seite eine detaillierte Anleitung für den Bau einer Sandstrahlkabine, die Markus entworfen und selbst für sich gebaut hat.

Die muss ich haben!!!!:





Es hilft alles nichts. Ich weiß, ich halse mir damit noch mal ein komplett neues Projekt auf, werde niemals fertig mit meiner Restauration und stelle mir die Garage voll mit Plörres, und irgendwann wächst mir alles über den Kopf.

Egal. Das Teil wird gebaut.


Baubeginn

Im Baumarkt besorge ich mir alles, was ich an Dachlatten, Holzfaserplatten, Schrauben, Nägeln, Plexiglas, Rollen, Leim, etc. benötige.







Auf dem Rückweg vom Baumarkt komme ich wie immer beim Werkzeugfachmarkt vorbei.

Leider führt kein Weg daran vorbei, das Budget ein gutes Stück zu überziehen, denn eine Stichsäge für die anstehenden Arbeiten ist unabdingbar.

Und das es eine Makita werden würde, dürfte wohl klar sein. Mit Pendelhub und allem drum und dran:



Außerdem gehört eine vernünftige Stichsäge schließlich zur Grundausstattung jedes ordentlich geführten Haushaltes.

Diese Erkenntnis und der Ausblick auf in Zukunft anstehende Arbeiten, wie Wickelkommodenauflagen, Kinderbetten, Schaukeln, etc. bauen, relativiert die Investition und hilft mir bei der Argumentation am Abendbrottisch… ;-)




Nachdem alles ausgeladen ist, beginne ich mit den Arbeiten. Die Sandstrahlkabine ist laut Anleitung auf eine Breite von zwei Metern ausgelegt. Das würde den Rahmen meiner beengten Verhältnisse definitiv sprengen und so entschließe ich mich, das Konzept leicht anzupassen und nehme Vorlieb mit einer Breite von 1,40 Metern. Das dürfte für die meisten Teile reichen. Alles andere geht dann halt zum Sandstrahler.


Ran an die Arbeit

Ich beginne mit der Bodenplatte.




Die Holzfaserplatten hatte ich mir im Baumarkt bereits auf die gewünschten Maße zuschneiden lassen.




Die Latten (insgesamt 20 Stück!) müssen zugeschnitten werden.




Die Schnitte mit der Stichsäge sind erstklassig sauber.




Um nicht alle der benötigten gleich langen Querstreben separat zu schneiden fixiere ich sechs grob geschnittene Latten nebeneinander, ziehe eine Markierung auf die gewünschte Länge und säge alles in einem Rutsch ab.




Eigentlich wollte ich jetzt gemütlich draußen in der Sonne weiterarbeiten,









aber es zieht dermaßen zu…




und fängt so tierisch an zu wehen,




dass ich die Garagentore schließen




und mich ins dunkle Garageninnere zurückziehen muss.


Bodenplattenmontage

In der Anleitung steht, dass erstmal die Streben miteinander verleimt werden sollen, bevor das damit entstehende Gestell an die Faserplatten aufgeleimt wird.

Um alles im richtigen Maß und Winkel zu haben fixiere ich die Streben auf der Faserplatte (ohne sie mit der Platte zu verleimen) und füge dann unter dem Druck von Schraubzwingen die Streben aneinander).




Dabei stelle ich fest, dass der Druck, der über die Befestigung mit der Schraubzwinge an der Faserplatte auf die Streben ausgeübt wird, nicht stark genug ist, um die Streben vernünftig aneinander zu verleimen.




Beim Versuch das ganze ein bisschen Optimieren löst sich die gesamte Konstruktion in Wohlgefallen auf.

Das sind so die Momente an denen mir für einen kurzen Moment komplett die Lust vergeht. Das Einzige womit ich mich tröste ist das Bewusstsein, dass a) mir noch weitaus schlimmere (und teurere) Fehler unterlaufen werden und dass b) diese Rückschläge zum Lernen dazu gehören. Also den Ärger runterschlucken, irgendwas in irgendeine Ecke pfeffern und weiter machen.




Ich wage einen zweiten Versuch und nehme nun kleine Reststücke zum Fixieren der Streben aneinander an den jeweils zu verleimenden Enden.

Hätte ich richtig lange Zwingen könnte ich die Streben ganz einfach zusammenleimen. Hab ich aber nicht. So warte ich jetzt ersmal ab, ob dieses System funktioniert und beende meine Arbeiten für heute.




Wie immer wird noch schnell aufgeräumt und ich mach Feierabend.



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