Montag, 1. Oktober 2007

Tag 120: Füllerarbeiten

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Oh Mann Leute.

Das artet hier ja langsam echt in Arbeit aus. Ich weiß ja überhaupt nicht wo ich anfangen soll, und obwohl ich eigentlich so schön strukturiert vorgehen wollte, komme ich so langsam richtig ins Schleudern.

Den einen Tag fehlen irgendwelche Teile, den nächsten Tag muss ich erstmal warten, was von Euch für Kommentare kommen, bevor ich mich traue weiterzuarbeiten, dann fehlt mir der Füller und ich schaffs unter der Woche nicht zum Lackierfachhandel. Puh.

Und anstatt eine Baustelle zuzumachen, wird die nächste aufgemacht. Und zwischendurch wieder aufräumen, organisieren, umräumen, einkaufen etc. Zum Glück habe ich sonst nichts zu tun.

Aber ich kann nicht behaupten, dass ich jetzt den Spaß verliere. Eher im Gegenteil. Ich finde diese ganze Aktion hier weiterhin so dermaßen abgefahren, dass mich die diversen Hürden eher anstacheln als demotivieren. Vor allem mit Euch im Hintergrund.

Einzig allein die Zeit wird langsam echt zum Problem. Die drei oder vier Stunden unter der Woche zusammenzubekommen, in denen ich mal in der Garage werkeln kann, ist aktuell gar nicht so einfach.

Unter der Woche war ich die letzten Wochen mindestens einen, eher aber zwei und zwischendurch auch mal drei oder vier Tage geschäftlich unterwegs, sodass die Arbeiten am Wochenende noch irgendwie zwischengepackt werden mussten. Und da am Wochenende meine Familie erstmal Vorrang hat, wurden aus den Arbeiten am Experiment dann immer gleich Nachtschichten.

Und irgendwelche Sachen beim Lackierfachhandel, beim Schraubenhändler, im Baumarkt oder sonst wo zu besorgen passiert dann meistens morgens vor der Arbeit oder abends kurz vor Ladenschluss. Ach ja, und dann gibt es da noch dieses Bisschen Photos auf den Rechner laden, sortieren, einheitlich benamen, umformatieren, auf den Server laden, Text schreiben, halbherzig Korrektur lesen + Rechtschreibprüfung, Newsletter einrichten, alles online stellen, Emails schreiben etc.

Was definitiv zu kurz kommt sind leider weiterhin meine Antworten auf Eure Kommentare. Aber da habe ich ja öfter schon mal gesagt, dass Ihr das nicht als Wertung sehen dürft, sondern weiterhin munter weiterposten und Euch auch schön untereinander aufstacheln sollt.

Die nächsten beiden Wochen werde ich beispielsweise so gut wie überhaupt keine Möglichkeit haben ins Internet zu gehen. Da lieg ich nämlich in Marokko in der Sonne oder kämpfe mit den Wellen. Verdient, wie ich finde. Daher kann es sein, dass ich mich außer dem Einstellen der Tage 121 und 122 mal für vierzehn Tage gar nicht melde. Sorgen müsst Ihr Euch erst machen, wenn Tag 123 nicht pünktlich kommt…


Jetzt aber

Genug gefaselt. Jetzt mal wieder zurück zur harten Werkstattrealität.

Ich fange da an, wo ich letzte Woche aufgehört habe. Mit dem Entfernen der zerflexten Blende der einen Steckachse der Hinterachse.




Rausgeprügelt hatte ich die Radbolzen schon beim letzten Mal. Heute musste ich nur noch die Muttern wieder abschrauben, um die Bolzen und vor allem die Blende, abzunehmen. Geholfen haben dabei die Knipex-Monsterzange und der Druckluftsschrauber.






Unterhalb der Blende ist's ganz schön gammelig.




Mal schauen, wo Ersatz für die Blende bekomme.




Wieder was weiter zerlegt und noch nix fertig.

Dann wenden wir uns jetzt mal wieder den restaurativeren Arbeiten zu.

Die Bremszangen, die ich vor zwei Wochen gestrahlt hatte, bekommen nochmal eine zweite Strahldusche. Die hatten mittlerweile auch schon wieder etwas Oberflächenrost angesetzt.




Jetzt sind sie richtig schön blank und lackierfertig.




Die abgeklebten Stellen haben diesmal dem Strahlsand standgehalten.






Doch was ist das? wie es aussieht habe ich ein Loch in den Zangenkörper gestrahlt. AUA!!!!!

AUA AUA AUA!!! Das ist gar nicht gut.




Bei der Überprüfung mit einem Stück draht stelle ich die Tiefe des Loches fest, und ob es tief ist, und ggfs. bis zum Bremsflüssigkeitskanal verläuft.

Und es ist tief. Ziemlich tief. Vor meinem geistigen Auge liegt die Zange bereits im Müll…




…als ich feststelle, dass das Loch in die Schraubenführung mündet und nicht in den Bremsflüssigkeitskanal.

Aufatmen.

Vorläufig. Denn ob die Zange in die Tonne gehört oder nicht hängt, wie ich inzwischen verstanden habe, von noch einigen weiteren Faktoren ab. Mehr dazu, wenn das Ding lackiert ist und ich den großen Chemikalienangriff auf die Klebereste starte. @Bro: von dem, was ich bisher feststellen konnte kann ich deinen Kommentar zu üblen Kleberesten des Terrorbandes jetzt schon bestätigen. Das wird ein Spaß, die Klebereste richtig wegzubekommen.




Bevor ich mit den Bremszangen im Lackierraum verschwinde, knöpfe ich mir alle Teile, die bei der ersten Lackiersession übermäßig viele Nasen abbekommen haben, vor, und schleife grob die Lacknasen runter.




Dann werden alle Teile fein säuberlich im Lackierraum verteilt.




Was den Platz angeht muss ich ganz schön puzzeln.




Bevor's losgeht, gibt's noch ne Abreibung mit dem (endlich)gekauften Silikonentferner,




…den ich die Woche zusammen mit ner zweiten Ladung Füller und Lack besorgt habe.




Bei der Inspektion der nicht wegen Nasen abgeschliffenen Teile entdecke ich noch einige Stellen, die noch keinen Füller abbekommen haben.

Darunter einfach zu erreichende wie diese hier. Schnell mit der Flex abschleifen und gut ist.




Bei anderen Teilen ist's schon etwas komplizierter.




Wie bitte komme ich unterhalb dieser eingeschweißten Verbindung mit der Lackierpistole hin… Oder träufelt man bei so was den Lack rein?

Komme bei den Fragen nochmal drauf zurück.




Dann hatte mich Markus neulich gefragt, ob ich denn den Wagen restaurieren wolle, da diese Ankerplatte für die U-Bolzen der Federaufhängung an den Achsen deutliche Macken aufweist, über die ich einfach mit Füller drübergeduscht habe.








Das kann man doch eigentlich ein bisschen schöner machen.




Also werden die beiden Flexe rausgeholt und ein bisschen Hand angelegt..




Die fiesen Macken sind nun elegante Rundungen…






Jetzt noch Füller drüber, dann sieht's vernünftig aus.




Also los in den Lackierraum.

Wahl der Waffen.




Was den Füller angeht wende ich mich von Glasurit ab und steige vorerst um auf die amerikanische Marke PPG. Hatte mich mehrfach bei Glasurit um Informationen zu Lacken, Verarbeitung etc. bemüht und bin, nachdem man endlich mal jemanden vom Kundendienst erreicht hatte, so dermaßen unfreundlich behandelt worden, dass ich trotz meiner beruflichen Wurzeln bei BASF (Mutter vom "Glasurit"-Hersteller "BASF Coatings") von denen nix mehr kaufen werde. Obendrein sind die nämlich noch mal ne ganze Ecke teurer als PPG und aus Insiderkreisen (ehemalige Kollegen bei BASF) weiß ich, dass bei den PPG Lacken unter anderem die gleichen BASF-Pigmente drin sind, wie bei den Glasurit –Lacken. Aber heute schaue ich erst Mal, wie sich das PPG-Zeug verarbeiten lässt.




Die Spezifikation bzgl. Mischungsverhältnisse, Düsengröße, Druckvorgabe etc. Pinne ich mir an die Wand. So hab ich die immer griffbereit.




Außerdem hab ich mir bei IKEA vom Verpackungsstand ein paar Meter Packpapier abgerollt, dass ich an die Wand spanne, um hier die Pistoleneinstellung vernünftig zu testen und so gleich von vornherein das Risiko der Nasenbildung durch zu viel Materialabgabe zu reduzieren.




Dann wird die Waffe bereit gelegt.




Mittlerweile habe ich auch grob verstanden, wie man die Maßangaben auf den Lack-Messbechern liest.

Der PPG Füller wird in einem Verhältnis von 5:1:1 (Füller, Härter, Verdünnung) angemischt. Auf den Bechern sind rundrum Angaben wie 1:1, 2:1, 3:1 etc. Die bezeichnen das Verhältnis von Füller zu Härter. Im hier verwendeten Messbecher sind in der "Kategorie" 5:1 drei unterschiedliche Mengenbereiche: Für eine Gesamtmenge von 100ml, für 200ml und für 300ml (gleich rechts neben dem langen Strich der rechts von der "5:1" steht.

Der untere Strich in dieser Skala für eine Gesamtmenge von 300ml gibt an, wie viel Füller (5 Teile) eingefüllt werden soll. Dieser Strich ist mit einem "A" gekennzeichnet.




Ich möchte heute erstmal 200ml Füller anmischen. Also nehme ich die mittlere Skala und fülle den Füller bis zum ersten Strich auf.

Im Bild sieht es so aus, als ob ich den Füller bis zum zweiten Strich aufgefüllt hätte aber das liegt daran, dass ich beim Schütten gegen den Messbecher gekommen bin und so ein wenige Füller die Wände des Bechers hochgeschwappt ist.




Als zweites nehme ich den Härter und fülle den Becher bis zum zweiten Strich ("B") auf.




Oberhalb des Striches "B" gibt es zwei weitere Striche. Der eine ist mit einem "10%" und der andere mit einem "20%" gekennzeichnet. Und hier bin ich mir jetzt nicht so ganz sicher:

Wenn das angegebene Verhältnis 5:1:1 ist und ich aber nur "5:1" oben auf dem Becher stehen habe, welcher der beiden 10 und 20%-Striche ist dann 1 Teil Verdünnung???

Letzte Woche hatte ich bis zur 20% Linie aufgegossen. Mein Lackiernachbar meinte, dass die Nasen durchaus wegen zu viel Verdünnung zustande gekommen sein können. Daher versuche ich's diese Woche mit 10%.




Von SATA gibt es ein spezielles Einweg System, das gleich schon einen Messbecher dabei hat und auf das man dann einen Deckel aufschraubt und dann den kompletten Becher gefüllt auf die Pistole aufschraubt.

Vorteil ist sicherlich, dass man (nicht so wie ich heute) einen extra Becher zum Anmischen braucht und sich anschließend einen guten Teil Lösemittel zum Reinigen des Mehrweg-Pistolenbechers spart.

In die Durchlauföffnung im Deckel wird ein kleines Sieb eingesteckt.




Ein weiteres großes wird ebenfalls eingesteckt.




Das ist das Deckelende, das in die Pistole geschraubt wird.




Dann gibt es noch eine kleine "Ventilkappe",




die auf eine Öffnung am Becherboden gesteckt wird. Diese wird beim Einfüllen des Materials geschlossen und später beim Lackieren geöffnet, damit im Becher kein Unterdruck entsteht.




Eigentlich hätte ich den Füller gleich in diesem Besser anmischen können. Er hat nämlich auch die oben beschriebenen Messskalen. Hab ich heute aber nicht dran gedacht.

So wird er (durch ein Papiersieb) eben in den Becher geschüttet…






Deckel drauf. Fertig.




Abzuganlage?




Stecker rein, Camera in Sicherheit bringen und los geht's…



Einige Minuten später ist das Werk vollbracht.

Die Bremszangen sehen wunderbar aus.






Und auch die anderen Teile sind super geworden.




Nasen:




Fehlanzeige.




Naja gut, an ein paar ganz wenigen Stellen findet sich noch die eine oder andere Nase, aber es sind deutlich weniger als beim letzten Mal.

Die Arbeit mit dem neuen PPG Füller hat super funktioniert. Eigentlich sogar besser als beim letzten Mal. Insbesondere ist die Farbe für jemanden mit einer Farbschwäche besser als die vom Glasurit-Füller. Die war nämlich genau so wie die der sandgestrahlten Teile. Da hat man schnell mal übersehen, wo schon Füller drauf ist, und wo nicht.

Super! Wieder ein Stück weiter.




Bevor's nach Hause geht kommt noch die obligatorische gründliche Reinigung der Pistole. Mein Lackiernachbar sagt, dass eine so gute Lackierpistole nach zehn Jahren noch genau so aussehen muss wie eine neue.

Also wird hier auch mit entsprechender Sorgfalt gearbeitet.

Düse ab, Nadel raus, alles schön in Verdünnung baden, ausbürsten, auspusten…




Und auch die Pistole selbst soll keine Füllerreste mehr aufzeigen.




Die saubere Pistole wird wieder eingesperrt und ich mache mich auf den Weg nach Hause. Ins Bett.

Gute Nacht!

Tsu.

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