Tag 184: Hinterachse neu
Und zack! War er wieder in seiner alten Hütte.
Irgendwie fühle ich mich hier immer wieder an das Märchen vom Fischer und seiner Frau erinnert.
Es geht nämlich das Gerücht um, dass auf dem Garagengelände demnächst wieder die Abrissbirne wüten wird…
Und zwar genau da, wo meine Werkstatt und die meiner Nachbarn stehen.
Bisher alles nur Gerüchte.
Aber so fing das damals bei der Wellblechgarage auch an…
Aua aua. Im Laufe der Woche kommt da wohl ein bisschen mehr Klarheit in das Thema.
Alles aber kein Grund aber, heute nicht zu arbeiten.
Aber einen Blick in die Garage, in der alles begonnen hat, werfen wir heute doch einmal.
Eigentlich habe ich es nur auf die Räder abgesehen, die gleich vorne auf dem Einkaufswagen stehen.
Aber um mal einen Gesamteindruck des vollen Ausmaßes unserer kleinen Schrauber-Orgie zu erhalten, könne wir uns ja ruhig hier mal ein paar Details anschauen.
Wenn wir irgendwann mit dem Fahrgestell fertig sind, müssen wir uns den übrigen "Kleinigkeiten" zuwenden, die es zu restaurieren gilt.
Und die sind kaum der Rede wert. Und zwar so "kaum", dass ich hoffe, mich noch möglichst lange um die Bearbeitung dieser "Kleinigkeiten" rumdrücken kann.
Das Chassis wird davon wohl die Hauptbaustelle bilden und uns dann mehrere Monate (oder vielleicht auch Jahre?) beschäftigen. Kann es aber eigentlich auch kaum abwarten, um hier demnächst mal richtig ordentlich mit Blech zu arbeiten und vor allem irgendwann auch mal richtig mit dem Schweißen loszulegen.
Die Motorhaube ist recht gut in Schuss. Die werde ich wohl lediglich abschleifen und lackieren müssen.
Dafür werde ich einige Wochen Spaß mit dem Polstern der alten Sitze haben. Wobei ich hier auch noch nicht weiss, ob ich die alten weiterverwende oder mir andere Sitze besorge, die zum und ins Fahrzeug passen.
Eigentlich hätte ich ja gerne eine doppelte Beifahrer Sitzbank. Aber die bekommt man wohl so gut wie überhaupt nicht und wenn gab's die auch nicht für den J4 sondern in irgendeiner anderen Landcruiser Baureihe.
Der Scheibenrahmen wird auch ein Thema für sich werden, wenn er überhaupt noch gerettet werden kann.
Die Ramme (sofern sich sie überhaupt wieder dranbaue), Reserveradhalter und so, werden wohl eher überschaubaren Arbeitsaufwand mit sich bringen.
Dafür haben wir dann beim Getriebe dann sicher wieder einige Entscheidungen zu treffen, wie weit wir gehen wollen.
Motorhaube. Hatten wir schon.
Links daneben gesammelte Gummis.
Unterm Chassis: Der Tank und die Rücksitzbänke. Arbeit satt.
Heute interessieren mich aber erstmal nur die Sandräder, die ich damals zum Wagen dazu vom Vorbesitzer bekommen hatte.
Die sind ganz schön schmodderig und angegammelt.
Gut, dass ich diesen Transportwagen zur Verfügung habe. Denn die Räder einzeln von der Lagergarage rüberschleppen wäre ganz schön nervig geworden.
Mit den Rädern habe ich heute was ganz besonderes vor.
Und dazu werden sie erstmal ordentlich herausgeputzt.
Mit Bürste, Reinigungsschaum und ordentlich Wasser werden die Reifen sorgfältig geschruppt...
...und können sich anschließend tatsächlich sehen lassen.
Nachdem das erste Rad einigermaßen getrocknet ist, packe ich ihn rein auf die Werkbank.
Ihr könnt Euch vielleicht ja schon vorstellen, was jetzt kommt.
Erstmal aber ein bisschen Fett auf die ohnehin schon angegammelten Stellen...
...wo die provisorischen Räder auf den piekefein neu gemachten Bremstrommeln anliegen werden.
Druckluftschrauber ausgepackt, die schicken verchromten neuen Radmuttern aus dem Tresor geholt und los geht's!
Tataaaa!
Das erste Rad sitzt an der Hinterachse!
Wer hätte gedacht, dass wir das noch erleben würden?
Gleich schnell das zweite hinterher.
Meine Damen und Herren!: Die Hinterachse ist fertig.
Nur noch schnell runter damit von den Böcken.
Jimmy leiht mir dazu einen Sicherheitsgurt, den ich als Trageschlaufe verwende.
Muss mal dran denken, mir ein paar Gurte vom Schrottplatz zu holen. Die eignen sich bestens als Tragegurte.
Jetzt kommt auch endlich mal wieder der Montagekram zum Einsatz. Den hatte ich damals billig bei Ebay geschossen. China-Ware. Wenn ich den öfter benutzen würde, würde ich diesen Kauf verfluchen.
Der taugt nämlich eigentlich gar nix. Das Ventil, das dafür sorgt, dass sich in der Hydraulik ein Druck aufbaut, bzw. der Druck erhalten bleibt, muss ich beim Hochpumpen immer festhalten, da es sich löst, die Bohrungen für die hochklappbaren Ausleger der Füße sind leicht versetzt, sodass ich zum Feststellen der Füße den Kram immer total umständlich anheben muss, etc.
Da hätte man wahrscheinlich lieber nen Fuffi drauflegen und sich was vernünftiges gebrauchtes kaufen können.
Aber egal. Für heute reicht's.
Die erste Stütze ist schon weg.
Und jetzt steht die Achse mit beiden Beinen feste auf dem Boden.
Kaum zu glauben, oder?
Leute!
Wir haben die Hinterachse fertig!!!
Und zwar bis ins letzte Detail.
Achskörper gesandstrahlt, mit drei Schichten lackiert, innen komplett gereinigt.
Neue Simmeringe, Differenzial komplett gereinigt, montiert und eingestellt.
Ankerplatten gestrahlt und mehrschichtig lackiert.
Neue Bremstrommeln, neue Bremszylinder, neue Bremsleitung, neue Bremsleitungsnippel.
Handbremszug komplett überholt.
Neue Bremsbacken, Bremsmechanismus komplett überholt, Verschleißteile ersetzt.
Alle Schrauben, Muttern und Unterlegscheiben entweder erneuert oder überholt (gereinigt, gesandstrahlt, brüniert, alle Innen- und Außengewinde nachgeschnitten.
Ohne jetzt hier irgendwie prahlen zu wollen denke ich: Die Achse ist jetzt nicht neuwertig, sondern tatsächlich komplett neu.
Nur neue Räder fehlen noch. Aber die sind bereits in Planung. Insbesondere die neuen Felgen.
Denn diese zwar gereinigten aber dennoch angegammelten Dinger passen irgendwie nicht zur schönen neuen Achse.
So langsam scheint auch das Wetter wieder etwas freundlicher zu werden. Beim Öffnen des Garagentors fällt gleißendes Sonnenlicht in die Werkstatt.
Und zwar gleich auf die nächste Baustelle.
Alle Teile für den zweiten Achsschenkel der Vorderachse liegen schon bereit.
Und auch das erforderliche Werkzeug liegt noch vom letzten Mal parat.
Scheint also, als würde dem Projekt "Vorderachse fertig" nicht mehr viel im Weg stehen.
A propos "Achsschenkel". Ike ist die Tage mit einer alten Federwaage hier aufgekreuzt.
Wir konnten nämlich beim Zusammenbau des einen Achsschenkels nicht messen, ob die verwendeten Distanzscheiben die gewünschte Vorspannung für die Lenkung erzeugen.
Hab jetzt gerade hier beim Schreiben die Werte nicht im Kopf. Aber die gemessene Vorspannung ist genau mittig in dem Spektrum, das im Handbuch angegeben wird.
Alles super hier also.
Und wenn wir dann demnächst die Vorderachse fertig haben, können wir uns endlich dem Leiterrahmen zuwenden.
Und dann wird's, denke ich, richtig spannend.
In diesem Sinne also einen spannende Woche!
Der Tsu.