Montag, 17. September 2007

Tag 118: Bremszangenüberholung Teil 1

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Hallo Allerseits.

Mich hat gestern (Sonntag) ne ordentliche "Magen-Darmeritis" so dermaßen flach gelegt, dass ich beim besten willen nicht den Elan aufbringen konnte, einen ausführlichen Tag 118 zu schreiben und einzustellen.

Dank der exzellenten Pflege seitens meiner Freundin geht's jetzt wieder, sodass eine weitere heftige Woche, wenn auch auf etwas wackligen Beinen, beginnen kann.

Um Euch hier nicht im Regen stehen zu lassen, wenn ich ab heute Nachmittag dann wieder bis Freitag durch die Republik toure, gibt's angesichts der knappen halben Stunde, in der ich das Haus verlassen muss, Tag 118 ausnahmsweise mehr oder weniger in Stichpunkten.


Also los.


Die Einzelteile des Achsantriebs (Danke für die Vokabelstunde, Jürgen!) hab ich fein säuberlich in Zeitungspapier gewickelt und erstmal weggepackt.






Mit dem Antrieb der anderen Achse wollte ich erstmal noch ein bisschen warten, ob noch irgendwelche elementaren Warnungen ("Röhrich, ich würd das lassen") von Euch eintrudeln, sodass ich mir für heute die eine Bremszange vornehme.

Dort hatte ich an Tag 103 schon zwei der vier Bremskolben entfernt. Heute sollen die anderen beiden raus.




Die Zange wird eingespannt




und ich versuche vorsichtig und erfolglos, die festgegammelten Kolben per Zange rauszujuckeln.




Nachdem das im zusammengebauten Zustand nicht funktioniert, da ich keinen richtigen Ansatzpunkt zum Greifen finde, nehme ich die Bremszange kurzerhand auseinander.

Aber auch so klappt das mit den Zangen absolut nicht. Nach fest kommt ab.




Wie ich so die Verbindungsflächen anschaue und den mit einem kleinen Gummi abgedichteten Durchlass für die Bremsflüssigkeit sehe, hab ich eine Idee…




Schnell noch ein Stück Schlauch suchen…. Aha, am Druckluftfiltersystem kann ich ein Stück entbehren.




Ab damit.




Und schnell halbieren.




Die beiden Hälften lege ich auf den Bremsflüssigkeits-Durchlass…




…und schraube dann die beiden Bremszangenhälften wieder zusammen.




Jetzt werden die Schlauchstücke richtig schön zusammengequetscht und dichten die eine Bremszange vollständig von der anderen ab.




Jetzt dürfte das von Ike damals beschriebene und an Tag 113 ausprobierte Vorgehen zum Entfernen der Bremskolben mit Druckluft, wieder funktionieren.

Um rechts und links keine Luft zu verlieren hab ich über das Loch, an dem ich die Pistole ansetze, auch ein kleines stück Schlauch gelegt, in das ich in der Mitte ein Loch reingestochen habe. Unterhalb der Kolben habe ich Stoffreste deponiert, damit, wenn der Kolben rausknallt, der ein wenig gedämpft wird.




Da sich beide Kolben bei der Zugabe von Druckluft mitbewegen, sich aber nur einer bewegen soll, wird eine erstmal blockiert.




So langsam kommt er! Stoffreste also wieder reingestopft. Druck drauf und:

PLÖPP!!!




Da ist er. Ordentlich angegammelt.




Der wird jetzt gerade so, dass er wieder dicht in der Führung sitzt, wieder reingeschoben und auch wieder blockiert.




So ist auch der andere binnen Sekunden draußen. Sieht auch ziemlich angegammelt aus.




Die Führungen sind lediglich am oberen Rand etwas angegriffen. Hier auf dem Bild sieht man ganz gut die innere Gummilippe, die in den Führungen eingesetzt ist und diesen starken Dichteffekt hat.




Hier nochmal die Kolben.




Hier noch mal die eine Zangenhälfte ohne Kolben.




Beide Zangenhälften kommen jetzt erstmal in den Teilewascher.




Für's bearbeiten der Kolben krame ich das neulich beim Korrosionsschutzdepot bestellte Nassschleifpapier raus. Um nix kaputt zu machen und zu schauen, was es bewirkt, beginne ich mit 1500er.




Ab in Glas damit zum einnässen.




Anschließend beginne ich damit, alle Öffnungen in den Bremszangen mit Schrauben oder mit Klebeband oder mit abgequetschten Bremsleitungen abzudichten.




Auf die "Schnittflächen" klebe ich Duct-Tape.




Aus den Kolbenführungen entferne ich die Gummilippen/-ringe und stopfe sie mit Zeitungspapier aus.




Dann klebe ich die Führungsöffnungen sorgfältig ab und fixiere das Klebeband zusätzlich mit Tape.




Hier nochmal die Rückenansicht mit diversen eingeschraubten alten Schrauben.




Und wofür das Ganze? Dreimal dürft Ihr raten.




Ab in die Kabine damit:






Und so sehen sie zehn Minuten später aus. Fast Blitzeblank.




Leider hat das mit den abgeklebten Stellen nicht ganz so funktioniert wie es sollte. An einigen Punkten hat das Strahlgut das Klebeband zerschossen und ein bisschen was von dem Zeug ist auch in eine der Kolbenführungen gelangt. Autsch. Denke aber, dass nichts groß beschädigt wurde. Für einen zweiten Strahlgang klebe ich alles nochmal doppelt neu ab.

Den zweiten Gang kann ich allerdings erst durchführen, wenn ich wieder neuen Füller gekauft habe.




Und damit ich beim nächsten Mal wieder genau so los legen kann, wird jetzt erstmal aufgeräumt.








So sieht's doch gleich schon viel besser aus…







Angeschlagene Grüße!

Tsu

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9 Kommentare / Ratschläge

Anonymous Alex hat gesagt...

Hi,

ich fürchte die Bremszangen kannst Du wegschmeissen, denn die darf man nicht zerlegen. Die werden mit Dehnschrauben und definiertem Drehmoment zusammengesetzt und anschließend noch mit etwas mehr Druck getestet als Dein Kompressort hergibt.

Ich bin normalerweiser kein Hasenfuß und mach schon mal was, das "nur der Fachmann" machen darf, aber bei zerlegten Bremszangen streike ich.

Außerdem darf die Oberfläche der Zylinder keine Kratzer haben, die ist nämlich i. d. R. gehohnt und trägt nicht unwesentlich zur Abdichtung bei. Da war das Strahlen also nicht so toll, falls dabei die Zylinder beschädigt wurden.

Vielleicht kannst Du die Zangen aber beim Bremsenhersteller zur Überholung/Begutachtung abgeben, aber normalerweise machen die sowas für Privatleute nicht.
Vielleicht nimmt sie aber ein auf Oldtimer spezialisierter Bremseninstandsetzer an, die haben manchmal noch das know-how und die Ausrüstung.

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Anonymous Tsuppari hat gesagt...

aua. da wird mir ja gleich schon wieder übel... ;-)

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Anonymous Olaf aus Brühl hat gesagt...

Nu mal langsam. Janz ruuuuhisch....

Lass Dich nicht wild machen, Tsu.

Alf Dickhaut http://www.dickhaut-specials.de hat da eine gewisse Erfahrung. Frag ihn doch mal, ob Deine Sättel vom Strahlen womöglich zuviel Schaden nehmen und ob die Demontage der Sättel ein Problem darstellt (spätere Stabilität des Sattels nach dem Zusammenbau).

Grüße von Olaf aus Brühl

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Anonymous Olaf aus Brühl hat gesagt...

Alternativen zum Sandstrahlen

Hallo Tsu, Du kannst bei empfindsamen Teilen auch mal den Rost mit Drahtbürste (gibt auch nette Äufsätze für den Dremel / Proxxon) und Tauchbad entfernen.

Ich habe mit Hammerite Tauchbad (verdünnt 1:1 mit dest. Wasser) gute Erfahrungen gemacht. Zwei Tage das rostige Stück tauchbaden, dann spülen, Drahtbürste und nochmals 2 Tage oder so Baden. Am Ende das schwarze Finish des Metalls mit der Drahtbürste zum Glänzen bringen.

Bei Bremssätteln auf Hitzebeständigkeit des anschließenden Lacks achten!


Cola soll übrigens auch gut zum Entrosten gehen. Gleiches Prinzip: Phosphorsäure reduziert Eisenoxid.

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Anonymous CptBlaubaer hat gesagt...

Jaja die Rostlöser debatte hatten wir schonmal! ich gleube Geschirrklarspüler war damals der klare Favorit. (WatnWortspiel)
Da deine Kolben völlig im A... sind (s.u.) solltest du mal überlegen ob du nicht eh die ganze Brems ersetzt! Dann musst du dir neicht jedesmal wenn du richtig drauftritst gedanken machen ob die bremsen auch halten!
:-)

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Anonymous Anonymous hat gesagt...

Langsam, Bremsen sind auch kein Hexenwerk...

Ich würde vorschlagen, du nimmst die vermeintlich beschädigten Sättel und fragst jemanden, der damit sein Geld verdient und an dessen Arbeit dann auch Leben hängen, ob die noch ihre Aufgabe zuverlässig erfüllen werden.

Dann kannst du dir überlegen, was dir lieber ist, deine alten wieder fit machen, wobei der Rep.-Satz mit Kolben, Dichtungen, etc. sicherlich auch nicht billig sein wird, oder du holst dir Austauschsättel.

Es gilt wie immer der Grundsatz: Wenn du dir nicht 101%tig sicher bist, Finger weg!

Auch wegen der angesprochenen Dehnschrauben oder Nicht-Dehnschrauben.

Gruß Ralle

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Anonymous Anonymous hat gesagt...

Dehnschrauben.
In Bremssätteln?
Wer kommt denn auf eine solche Idee?

Leute gibt's...

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Anonymous Tsuppari hat gesagt...

ich seh schon, dass mit der bremszange wird ne größere geschichte. aber wenn ich die nicht auseinander genommen hätte, würden wir hier jetzt nicht so ausgiebig drüber sprechen. alles hat also sein gutes.

werde mich über besagte links etc. nochmal bei den gewerblichen spezialisten erkundigen und mal schaunen, was aus der aktuellen situation noch zu machen ist. fest steht, denke ich, dass die kolben neu müssen. bzgl. zange allgemein sehe ich, dass es da wie so häufig viele verschiedene ansichten gibt. mal schaun, wie es ausgeht.

schade, dass das nicht mein einziges problem ist... ;-)

beste grüße aus frankfurt!

tsu.

p.s. was sind denn eigentlich dehnschrauben???

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Anonymous Anonymous hat gesagt...

Das sind Dehnschrauben:

http://de.wikipedia.org/wiki/Dehnschraube

Und hier noch einige Infos zu Bremsen allgemein:

http://www.audi4ever.at/faq/bremsen/bremse.pdf

Gruß Ralle

PS: Probleme sind Lösungen in Arbeitskleidung ;-)

<$BlogCommentDateTime $>

 

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