Tag 164: Chemical Labs
Na aber!
Einen wunderschönen Guten Morgen Euch Allen!
Man merkt, es wird Herbst. Hier in Berlin ist es heute morgen schon empfindlich kühl und ich sehe mit Schrecken der nächsten Garagen-Eiszeit entgegen.
Gestern bin ich mal runter in unseren Keller, um die Lage zu Checken, inwiefern ich dort demnächst ein kleines Kabelbaum-Büro einrichten kann, um so die kalten Wintertage zu überbrücken.
Mit dem Ergebnis, dass ich dort einen Wasserschaden entdeckt habe, der dafür gesorgt hat, dass alle Kartons, die noch vom Umzug auf dem Boden standen komplett durchgeweicht sind und die ersten Teile bereits Schimmel angesetzt haben.
WARUM KANN EIGENTLICH NICHT ZWISCHENDURCH MAL IRGENDWAS EINFACH NUR GLATT LAUFEN!!!!!
AAARRRGH!!!
Zum Glück hält sich der Schaden an essenziellen Dingen wie Erinnerungsphotos etc. noch einigermaßen zurück. Aber ärgerlich ist es schon, Dinge jetzt wegzuschmeißen, die man vorher schön immer von Keller zu Keller mit umgezogen (geschleppt) hat.
Mal schaun, ob der Vermieter vernünftig versichert ist, bzw. ob die Schäden von irgendeiner Versicherung abgedeckt sind. Vor allem aber mal schaun, wo die Nässe hergekommen ist. Und, ob sich der Keller, der anfangs durch seine schiere Größe überzeugt hat, sich unter diesen Bedingungen überhaupt zur Kabelbaumwerkstatt eignet.
Aber bis zum Winter sind es ja noch ein paar Tage. Und Zur Not ziehe ich mir Schlittschuhe an. (Ha ha!)
In der großen Werkstatt sind wir nur noch einige ganz kleine Schritte davon entfernt, beide Achsen endlich zusammenzubauen.
Aber die haben es in sich.
Die Gute Nachricht: Bis auf so unwesentliche Dinge wie neue Reifen und Felgen (die ich vielleicht erst später drauf mache, vielleicht aber auch schon früher), die Bremstrommeln, die noch eine letzte Schicht Lack bekommen und dann ein paar Wochen trocknen (aushärten) müssen, habe ich inzwischen alle Teile entweder restauriert oder neu beschafft. Ca. 200 Einzelteile warten hier also darauf, zu zwei nigelnagelneuen Toyota Landcruiser BJ 42 Achsen zusammengebaut zu werden.
Und was uns jetzt noch davon abhält sind:
Diese Radbolzen.
Genau genommen sind es zwölf dieser Radbolzen und die Muttern und Unterlegscheiben vom noch offenen Hinterachsdifferenzial, die noch eine spezielle Bearbeitung benötigen, bevor ich sie verbaue.
Schließlich habe ich mir nicht die ganze Arbeit an den diversen Teilen gemacht, um jetzt angegammelte und zu allem Verdruss dann noch mit der Drahtbürste von jeglichem Korrosionsschutz befreite Radbolzen zu verbauen.
Was neue (Original-)Schrauben kosten habe ich mittlerweile (wir hatten ganz zu Anfang mal drüber diskutiert) erfahren und damit entschieden, alle Schrauben, die es noch nicht komplett hinter sich haben, weitest gehend zu restaurieren und, mit gutem Korrosionsschutz versehen, wieder zu verwenden.
Besonders elegant finde ich ja die Möglichkeit des "Gelb Chromatierens/Passivierens" von verzinkten Schrauben oder anderen Gegenständen.
So wie diese ganzen Federnteile für die Bremsanlage an der Hinterachse.
Aufgrund der ausufernden Kosten (wir hatten vor einigen Wochen bereits darüber disktutiert), hatte ich mich allerdings dagegen entschieden, Schrauben und andere Teile zum Verzinken weg zu geben.
Warum weg geben, wenn man's auch selber machen kann????
Nach vielem hin und her, übermäßiger Recherche und heftigem innerem Ringen habe ich entschieden, es selbst zu versuchen.
Darf ich vorstellen:
Landcruiser Experiment goes Chemical Laboratory!
Nach längeren Gesprächen mit Herrn Schucht vom Korrosionsschutzdepot, angeregt durch Eure Kommentare zum E-Zinc-Set von Markus Maurer (Vater der Sandstrahlkabine), meinte ich zu wissen, was ich brauche:
Ein eigenes Chemielabor zum Verzinken und passivieren von Kleinteilen.
Bestellt war's schnell aber der Anblick der Ausmaße hat zunächst erst einmal dazu geführt, dass ich die Eimer schnell wieder zugemacht und das ganze vertagt habe.
Auf heute.
Mal schaun, ob wir heute wenigstens ansatzweise durch die ganze Angelegenheit durchsteigen, damit wir möglichst bald mit der Verzinkerei loslegen können.
Das Set besteht aus, sagen wir mal grob, drei Komponenten.
1. Chemikalien zum Anmischen der Lösung für die Verzinkung
- Ein 1kg-Beutel mit Salz
- Ein 1L-Behälter mit irgendeiner Lösung
-> Die Salze werden in 5 Litern warmem Wasser (nicht zu hart) aufgelöst, anschließend schüttet man 500ml der Lösung dazu und vermischt das Ganze.
2. Jede Menge Elektrokram für den Elektrolysevorgang
- Ein Schaltbares Netzteil (1,5V – 12V), leider für englische Verhältnisse, also ab zu Conrad einen Adapter kaufen
- Zwei Edelstahl-Stäbe, ca. 35cm, der eine davon mit roter Isolierung
- Fixierklemmen für die Stäbe
- Krokodilklemmen in 4 verschiedenen Farben (oder waren es fünf?)
- Eine Spannungsüberwachung für das Netzteil (glaube, das ist so etwas wie eine "fliegende Sicherung")
- Zwei Metallplatten (Anoden)
3. Ein 5 Liter Tank mit Passivierungs-Lösung zum Gelb Chromatieren/Passivieren von Teilen nach dem Verzinkungsvorgang
Zusätzlich enthält das Set noch einen Satz Plastikhandschuhe, eine Schutzmaske, ein Zeug zum Neutralisieren der Passivierungslösung bei Entsorgung, ein Zeug zum Vorbereiten von Teilen kurz vor dem Verzinken.
Ach ja. Und natürlich eine umfangreiche Beschreibung. Auf Englisch.
Wer Infos zu Preisen zu dem Set sucht, wendet sich am besten gleich ans Korrosionsschutzdepot. Über Preise und Kosten wollen wir ja hier erst sprechen, wenn der Wagen (in hundert Jahren) fertig aus der Werkstatt fährt. ;-)
Wie gesagt. Handschuhe und Maske.
Die Salze für die Verzinkungs-Lösung. Hochgradig gesundheitsschädigend, absoluter Maskenzwang!
Mit den Salzen fangen wir an.
Erstmal erwärmen wir nach und nach insgesamt 4,5L Wasser auf dem Herd.
Um später nicht durcheinander zukommen werden die Eimer vorsorglich beschriftet.
Wenn die Lösungen einmal angemischt sind, können sie für längere Zeit eingelagert werden.
Das ist der Eimer für's den Verzinkungsvorgang ("Plating")
Und das wird der Passivierungs-Eimer ("Passivating")
Handschuhe an!
Salze in die 4,5 Liter Wasser.
Umrühren, bis sich die Salze komplett aufgelöst haben.
Dann 500ml der anderen Lösung dazu.
Ungefähr so geht es dann weiter.
Auf die beiden Edelstahlstangen werden jeweils zwei rote und zwei schwarze Halteclips aufgeschoben.
So.
Mit den Halteclips werden die beiden Stäbe über dem Verzink-Eimer fixiert.
Anschließend fängt man dann an die Anoden und schließlich die zu verzinkenden Teile über Krokodilklemmen, die an einer der beiden Streben befestigt werden, in das Bad einzutauchen und 4-8 Stunden zu bestromen.
Aber so weit sind wir noch nicht.
Vor dem "Bestromen" müssen alle Teile peinlichst entrostet, entfettet und am besten auch poliert werden. Anschließend werden sie in heißem Wasser mit Spüli nochmal gereinigt, dann nochmal mit einem speziellen Zeug (im Lieferumfang) eingerieben, dann nochmal mit klarem Wasser abgespült.
Nach dem Verzinken (je nach Stromstärke, die sich wiederum nach der Größe der Teile bemisst, 4 bis 8 Stunden) werden die Teile, soweit ich das bisher überschaue, nochmal in klarem Wasser abgespült, dann für 15-30 Sekunden in die Passivierungs-Lösung getaucht, dann wieder mit Wasser abgespült und abschließend mit einem Föhn oder Heißluftgebläse getrocknet.
Alles in allem also eine ziemlich aufwändige Angelegenheit. Man ahnt schon, warum das so teuer ist, wenn man's machen lässt.
Aber zum Glück habe ich ja Zeit satt und langweile mich fast immer nur, sodass ein paar Stunden Verzinkerei doch zwischendurch mal eine tolle Abwechslung darstellen.
Und wenn man dann gleich wie ich zu Anfang die ersten Fehler macht und beim (wiederholten) Lesen der gar nicht so einfach verständlichen Anleitung fest stellt, was man erstmal noch so alles braucht, dann dauert's halt noch länger.
Die Anleitung beschreibt die Verwendung des "Standard-Passivierungsmittels". Ich habe allerdings die Gelb-Passivierungslösung und nicht das Standard-Zeug. Im Standard muss man sich die Lösung aus einer Flüssigkeit und Wasser zusammenmischen.
Ungefähr so:
500ml Chemie...
...in 4,5 Liter Wasser.
Hatte mich schon gewundert, warum im Leitfaden steht, das Passivierzeug kommt in einer 1-Liter Flasche und ich aber eine 5-Liter Flasche habe.
Na weil das Zeug hier bereits die fertige Lösung darstellt.
Da können wir also gleich das Neutralisierungs-Zeug hervorholen und die erste Fuhre von dem Zeug gleich wieder entsorgen.
Ist aber gar nicht so schlimm, da ich nur 500ml der Lösung verschwendet habe und noch 4,5 Liter über sind.
Außerdem benötige ich noch irgendwas zum Aufpolieren der zu verzinkenden Teile. Habe aktuell weder einen Polier-Aufsatz für den Bohrer, noch einen vernünftigen Polierbock. Da muss ich wohl mal zu meinem Vermieter... (oh, hier bin ich Euch ja noch was schuldig.... ;-( ).
Zu den Anoden muss ich den Lieferanten noch was fragen...
Und die Vorbereitungs-Paste sieht auch etwas komisch aus.
Bleibt ein bisschen Zeit, mich ein drittes und viertes Mal durch die Anleitung zu lesen.
Wer soll das alles behalten???
Bevor's nach Hause geht, bekommen die Teile in der Lackierkabine noch schnell ihr finales Finish.
Vorher:
Mischung fertig machen.
Nachher:
Das nenn ich matt!
Schach Matt!
Bis nächste Woche!
Elektro-Tsuppari
11 Kommentare / Ratschläge
du bist nicht zu übertreffen!
keine halben sachen. gefällt mir.
auch wenn ich mich auch langsam zum landcruiser-experiment junkie entwickel.
wolltest du nicht urlaub machen?
der rave.
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auch RICHTIG verzetteln will gelernt sein.
soll das experiment eigentlich eine doktor-arbeit werden? du bist auf dem besten weg dahin!
bin gespannt, wie die verzinkerei funktioniert!
weiter so!
jörn aus kiel
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ALTER SCHWEDE! Und ich dachte immer ich wäre pedantisch. Gegen dich bin ich der reinste Schlendrian :-D
Zum Thema Polieren: Bohrmaschine kannste vergessen, die dreht zu langsam. Es gibt doch so Luftmotoren, die man an den Kompressor anschließt. Mit so einem Teil und dem Polierset von Louis habe ich gute Erfahrungen gemacht.
Gruß
Carsten
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p.s. ich meinte natürlich PO-lieren und nicht Plieren! ;-)
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oh ja. die verzettelung nimmt schon wieder gefährliche dimensionen an.
bzgl. plieren bin ich bereits mit mr. vermieter im gespräch. hab da auch noch einen haufen photos mit werkzeugen und maschinen, die er im sortiment hat und die ich Euch mal zeigen wollte. mal schaun, wann ich dazu komme.
aktuell fräsen sich scheinbar einige neuzugänge durch vergangene Arbeitstage und stellen jede Menge neue nützliche Antworten ein. An Tag 162 gab's einen Kommentar mit einem klasse link zu einer Anleitung zum Elektrolyse-Entrosten von "cluetke": http://www.holzwerken.de/museum/links/elektrolyse.phtml
das schafft ja wieder völlig neue möglichkeiten.
nur: wann soll der mensch das alles ausprobieren.
ich würd doch so gerne endlich die achsen zusammenbauen...
aber es hilft ja nix. wir wollen es hier schließlich RICHTIG machen. sonst macht's ja keinen spaß.
beste grüße jetzt aber erstmal & haut rein!
tsuppari
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Plieren tust du nach 18 Bier mit Tzaziki (Insider).
Ich schlag mal die Scheibe ein und drück den Knopf!
Wenn du so weiter machst schaffe ich nach dem Mutt noch nen HMMWV ;-).
Gruß Steffen
<$BlogCommentDateTime $>
yo steffen, wann kommste mit dem mutt zum verzinken vorbei? morgen?
;-)
<$BlogCommentDateTime $>
Moin,
18 Bier mit Tzaziki!! Das hab ich ja schon lange nicht mehr gehört ;)
Gruß,
eumel
PS: Das Auslösen vom Verzettelungsalarm hast Du ja schon selber übernommen, da kann ich mir das sparen. Interessant ist es aber trotzdem.
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Tsu,
hast du so ne große Badewanne?
eumel, mußt mal wieder nach deiner jeweiligen Gertrud gehn.
Gruß Steffen
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bsorg mal ne ordentliche anode, dann machen wir das bei Dir im Pool!!! Müssen dann nur die Überlandleitungen von Vattenfall anzapfen. Brauchen für den ganzen MUTT bestimmt jede Menge AMPEER!
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Als Anode können wir ja den Rahmen vom Toyo nehmen, Überlandleitungen haben wir hier. Anschließend machen wir dann Warmbadetag.
Gruß Steffen
<$BlogCommentDateTime $>
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