Montag, 1. Dezember 2008

Tag 177: Suppenkasper

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So Leute,

das mit dem Restaurieren ist ja gut und schön. Aber nachdem wir das jetzt die letzten dreidreiviertel Jahre gemacht haben, können wir den Fokus dieser Plattform ja langsam mal auf andere Dinge umschwenken.

Zumindest für diese Woche.

In Anbetracht der sich aus meinem Rachen langsam in weitere Körperregionen ausbreitenden Erkältung und in Ermangelung von Heizöl (der Ölhändler hatte Samstag geschlossen), um die Heizkanone wieder aufzufüllen, verlegen wir Tag 177 von der Auto-Werkstatt mal rüber in die Kochwerkstatt.

So langsam aber sicher rückt der "Termin", zu dem sich unser neues Familienmitglied zu uns gesellen wird näher und damit auch eine Zeit kurzer und energiezehrender Nächte. Um dem steigenden Energieverlust vorzubeugen und die Energieversorgung für die kommenden Wochen zu gewährleisten, wird ein altes Rezept der spanischen Ureinwohner aus dem streng geheim gehaltenen Familienkochbuch hervorgekramt.

Es handelt sich um ein Rezept mit dem geheimnisvollen Nahmen "Cocido", was übersetzt leider nur so viel wie "Eintopf" bedeutet. Wahnsinnig geheimnisvoll. Wie ich allerdings gerade bei Wikipedia erfahren habe, ist das "Cocido", das wir hier zu kredenzen im Begriff sind, nicht IRGENDEIN "Cocido" ist, sondern DAS "Cocido de Garbanzos". Also Eintopf mit Kichererbsen.

Zum Rezept gehören, wenn man nicht wie wir hier heute auf Vorrat, sondern für, sagen wir eine hungrige Meute von 4 Personen kocht,

Ca. 300g Kichererbsen
1/2 Suppenhuhn
Ca. 300g Rinderhesse (am besten mit Markknochen)
Einige weitere Markknochen (4-5 Stück)
Zwei Stangen Porree
Zwei große Karotten
1 Kopf Wirsing
4 große Kartoffeln
1 Stück Serrano-Schinken
4-6 Spanische Chorizo-Würstchen (die scharfen sind am besten).




Da wir hier heute auf Vorrat kochen, habe ich etwas mehr eingekauft und muss vor allem den "etwas" größeren 40-Liter-Topf nehmen.

Außerdem gibt es zum Cocido noch ein Schwestergericht, das man irgendwann später aus der Brühe und den Kichererbsen kocht. Doch dazu ein Andermal.




Die Kichererbsen sollte man über Nacht in Wasser einweichen und sich nicht wundern, wie viel Wasser die tatsächlich ziehen und wie sie sich nach der Wasseraufnahme aufblähen.




Wichtige Alleinstellungsmerkmale dieses spanischen Eintopfes sind aber vor allem das Stück Serrano-Schinken...




...und insbesondere die roten Chorizo-Würstchen. Wie schon gesagt, die scharfen machen sich am besten, da sie der Suppe einen besonders kräftigen Geschmack (und nicht zuletzt die charakteristische rote Farbe) verleihen.




Rinderhesse, Rindsknochen...




...Suppenhuhn kennt man ja auch von hiesigen Eintöpfen. Wenn auch vielleicht nicht in Kombination miteinander.




Lasst uns also mit der Kocherei beginnen.

Erstmal ordentlich Wasser in den Topf. Gas aufdrehen, Knochen rein...




...und Deckel drauf.

Da ich zum Topf keinen Deckel habe, muss die Paella-Pfanne herhalten. Aber so bleibt es wenigstens typisch spanisch.




Knochen und Wasser simmern erstmal ein gutes dreiviertel Stündchen bei ordentlicher Temperatur vor sich hin.




Anschließend wird die Flamme etwas kleiner gestellt...




...und dir Rinderhesse...




...und das Suppenhuhn kommen hinzu.




Das ganze lasse ich bei geringerer Temperatur gut anderthalb Stunden köcheln. Bei zu hoher Temperatur wird das Fleisch gerne zäh.




Nachdem das Ganze ein Weilchen vor sich hin geköchelt hat, lagert sich an der Oberfläche eine blasige, ziemlich eklige Fettschicht ab. Weiß zwar nicht, ob man das muss, aber in Japan beispielsweise nimmt man bei Suppen diese Schicht immer mit einem Schöpflöffel runter und schüttet entsorgt den Schaum. Diesem Beispiel folgend wird dem hier gleich getan.




Anschließend werden die Knochen herausgefischt...




...und die Kichererbsen werden....




...in den Hexenkessel...




...gegeben.




Von den Knochen sortiere ich die Markknochen aus und hebe sie auf. Das Knochenmark gibt dem Ganzen am Ende noch eine besondere geschmackliche Drehung. Wer's mag bekommt später ein Stück Mark mit auf seinen Teller.




Jetzt kann so langsam auch das Gemüse hinzugegeben werden:

Porree...




...Karotten....




...Kartoffeln...




...und der Wirsing...




werden jeweils in größere Stücke geschnitten und der Suppe beigegeben.




Und zum krönenden Abschluss kommt jetzt auch die Chorizo hinzu.

Ich nehme davon heute fünf Stück.




Und rein damit.



Die Zeit des Suppenhuhns ist derweil abgelaufen.




Es wird fein säuberlich filetiert. Die Knochen bekommt der Nachbarshund (Neeein! War ein Witz!) und das Fleisch kommt zurück in den Topf.




Noch ne ordentliche (und ich meine eine ORDENTLICHE) Fuhre Salz in den Topf...




...die Abfälle entsorgen und die Küche wieder schön aufräumen!




Und dann noch ein halbes Stündchen alles simmern lassen, bevor jeder der Anwesenden seine Portion Cocido de Garbanzos kredenzt bekommt.




Leider haben wir von diesem Schmaus ob des mittlerweile ins unermessliche gesteigerten Hungers keine Bilder mehr gemacht. Einfach gesprochen gibt's von allem (Karotte, Kartoffel, Wirsing, Porree, Chorizo, Hühnerfleisch, Rindfleisch, Mark) jeweils ein bis zwei Stücke auf den Teller. Dazu ein großer Schwung Kichererbsen und natürlich die leckere rote, leicht scharfe Brühe.

Genau das richtige für nachm. Weihnachtsmarktbesuch, nachm. Arbeiten in der kalten Werkstatt, nachm. Wandern oder einfach nur so für den ganz normalen Winterhunger.

Und das allerschönste ist: Mit der Brühe und den Erbsen kann man später noch ein weiteres Gericht zaubern. Und das ist der absolute Oberhammer. Auch wenn es ganz langweilig und wenig geheimnisvoll "Arroz al Horno", Reis aus dem Ofen, heißt.

Das heben wir uns aber für später auf.

Und da ich bei Wikipedia keine detaillierte Kochbeschreibung zu Cocido gefunden habe, werde ich mal gleich von dort auf hier verlinken.

Guten Appetit!

Tsuppari

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17 Kommentare / Ratschläge

Anonymous Jörn aus Kiel hat gesagt...

Dürfen wir heute abend alle zum essen kommen?

40 Liter dürften wohl für ein paar hungrige Mäuler reichen, oder?

hehe...

Guten Hunger wünscht auch

jörn aus kiel, der sich heute abend auch ne suppe kochen wird!

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Anonymous Marc hat gesagt...

Hihi, ich glaub bei mir gibts heut`auch Suppe ;)

Viele Grüße,
Marc

P.s.: Gute Besserung!

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Anonymous massa999 hat gesagt...

Hy Peer
Was fürn Luxus, unsereins friert sich n A... ab in der Werkstatt, und was macht der Herr. Futtern bis es im Gebälk kracht. Also wenn Du nicht Nachwuchs bekommen würdest (da ist alles verziehen, bei mir anno irgendwas wars auch arg) na dann....

Ich wünsch dir und allen deinen Lieben (vielleicht hast du uns ja noch n paar Kinderlein verschwiegen, wer weiss) alles Jute, und das mit der Challenge soll man sowieso nicht ganz so eng nehmen.

Johann

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Anonymous Arche-Noah hat gesagt...

@all,

wie Gut das niemand weiß, das ich
Suppen-Löffel-Stiel heisßz...

Bone Appetie...

Wie gut, das Ihr noch selber Kochen
könnt & das ist auch gut für Kids.

Sind Umgezogen & genießen die Vorzüge einer Großen-Koch-Wohnküche.

So Long Arche-Noah

www.arche-for-live.net

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Anonymous Ike-Berlin hat gesagt...

Na sowas, spanischer Mampf?? Hätte an was japanisches gedacht !! Hi,Hi
Lasst es Euch schmecken. Zum Kräfte sammeln. Der Toyo muß langsam auf die Räder.
Grüße Ike-Berlin

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Anonymous Anonymous hat gesagt...

ach kacke mann. jetzt hab ich hunger! :-D

gruß
carsten

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Anonymous Anonymous hat gesagt...

es ist noch suppe da es ist noch suppe da olee olee oleee!

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Anonymous Thorsten hat gesagt...

... ohne Mampf kein Dampf!


Grüße aus St. Ingbert

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Anonymous Anonymous hat gesagt...

yaaammm yaammmm, guten hunger, das wird auch noch nachgekocht ;-)
grüsse aus Neuss
Marcus.vm

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Anonymous Tsuppari hat gesagt...

so, jetzt kann ich das Zeug aber selber nicht mehr sehen. Ab mit dem Rest in den Gefrierschrank...

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Anonymous Anonymous hat gesagt...

Hi Tsu,
ungeahnte Qualitäten, der Mann!!!!!

Kichererbseneintopf ist in Spanien "Arme Leute Essen"
Superlecker mit Chorizo

Stand vor ein paar Tagen hier in der Zeitung, dass die Leute vermehrt Garbanzos essen was als Zeichen der einer Krise angesehen wird.

Gibt sogar eine Redewendung:

"ganarse los garbanzos" (Sowas wie "Seine Brötchen verdienen"

Guten Appetit und Vorsicht mit offenen Flammen *LOL*

Grüsse aus Teneriffa

Michael

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Anonymous Anonymous hat gesagt...

okay..... igitt. :-D

Gruss
Johannes

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Anonymous Anonymous hat gesagt...

Ich weiß, es ist Defätismus der schlimmsten Sorte. Und ich will ja auch nicht das Experiment in Frage stellen. Schließlich schau ich hier ja auch seit Jahren regelmäßig rein und freue mich über jeden Fortschritt.Ich bewundere die unglaubliche Gründlichkeit, mit der Du vorgehst.
Und jaja, ich weiß schon, der Weg ist das Ziel. Aber wenn ich überlege, was Du allein schon an Werkzeugen gekauft hast, dann muß das wohl mehr gewesen sein als das:


http://www.car4you.at/sea_det.cfm?step=30&vehicleid=102059055&menutype=search&country=at

Ich kann mich des Eindruckes nicht erwehren, daß Dein Vorgehen womöglich etwas unverhältnismäßig ist?

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Anonymous Tsuppari hat gesagt...

oh ja, der sieht ja wirklich traurig aus.

aber selbst wenn meiner am ende so aussieht, ist er fertig und ich hab's geschafft.

und dann kann ich mal sehen, was ich mit dem Werkzeug OHNE Camera und OHNE Webseite anfange... ;-)

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Anonymous Anonymous hat gesagt...

Na da bin ich ja gespannt!
Ich wünsche Dir jedenfalls alles Glück das Du brauchst, und die Kraft, das bis ans Ende durchzustehen.

























Wann immer das auch ist.

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Anonymous Tsuppari hat gesagt...

du wirst es nicht glauben: das wünsche ich mir mittlerweile auch! ;-)

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Anonymous Anonymous hat gesagt...

Hallo.
Wollte mal fragen wie denn der kaeser 460/90 W so läuft. Ist er denn seinen Preis auch wirklich wert und eignet er sich gut zum Sandstrahlen?
Ich spiele mit dem Gedanken ihn mir auch zu beschaffen... :)
Gruß Chris

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